Seit bald elf Monaten tobt der Krieg in der Ukraine. Im Zuge der Massenflucht sind Tausende Menschen in der Steiermark untergekommen. Wie geht es den Vertriebenen heute? Ein erfreulicher Lokalaugenschein in der Oststeiermark.
Mit einem Lächeln auf den Lippen bindet Oksana Zholobetska gerade einen Rosenstrauß. Die 38-jährige Ukrainerin arbeitet seit Mai in der Gärtnerei Langer in Fürstenfeld. Dass die zweifache Mutter in Frieden leben kann und sich zwischenzeitlich ein neues Leben aufgebaut hat, verdankt sie dem großen Engagement der örtlichen Bevölkerung.
Vertriebene erhalten sich jetzt selbst
Als vor bald elf Monaten der russische Angriffskrieg in der Ukraine begann, organisierte der Rotary Club Fürstenfeld die Unterbringung von vier geflüchteten Frauen und ihren Kindern. „Für uns steht nachhaltig helfen und Hoffnung geben im Vordergrund. Gemeinsam mit der Stadtgemeinde haben wir Wohnungen organisiert und diese dank großzügiger Spenden auch voll ausgestattet“, so die Rotarier-Präsidenten Werner Gutzwar und Silvia Dimitriadis. Bis Ende Dezember wurden die Wohnkosten übernommen, „jetzt sind sie so weit, dass sie ihre Versorgung selbst übernehmen können.“
Seit Beginn des Ukraine-Kriegs am 24. Februar 2022 wurden in der Steiermark 9061 Vertriebene registriert. Davon sind 6071 Frauen, 2940 Männer und 2065 Kinder. Derzeit haben rund 1800 Vertriebene eine Beschäftigungsbewilligung vom AMS erhalten - sprich, sie sind in der Steiermark berufstätig. 5990 Ukrainerinnen und Ukrainer sind indes hierzulande in der Grundversorgung. Für Ukraine-Vertriebene wurde der Zugang zum österreichischen Arbeitsmarkt erleichtert. Für Bezieher der Grundversorgung gilt eine Zuverdienstgrenze von 110 Euro netto.
Lokale Betriebe freuen sich über Arbeitskräfte
Die beispielhafte Integration von Kriegsflüchtlingen ist vor allem der Eingliederung in den Arbeitsmarkt zu verdanken. Der Arbeitswille der Ukrainerinnen ist groß und örtliche Betriebe sind dankbar für helfende Hände. „Wir sind sehr froh, dass wir Oksana haben. Am Anfang war die sprachliche Barriere natürlich ein wenig schwierig, aber mit einem Mix aus Englisch, Deutsch und Steirisch kommen wir gut durch“, schmunzelt Lena Langer, Junior-Chefin der Gärtnerei.
„Angehörige in der Ukraine haben es extrem schwer“
Oksana Zholobetska ist eigentlich studierte Agrarwissenschaftlerin. „Ich liebe die Natur und Pflanzen. Die Arbeit in der Gärtnerei ist für mich wie eine Therapie und ich lerne so viel Neues“, so die Frau aus Kiew. Und Ablenkung durch Arbeit kann sie gut gebrauchen: „Mein Mann und meine Eltern sind noch in der Ukraine. Jetzt im Winter haben sie eine extrem schwere Zeit, es gibt die meiste Zeit keinen Strom, kein Wasser, keine Wärme.“
Wie lange die Ukrainerinnen in Fürstenfeld bleiben werden, steht noch in den Sternen. Die Rotarier sehen sich jedenfalls in ihrem Engagement bestätigt: „Auch so kann Europa im Umgang mit Flüchtlingen funktionieren ... “
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