Es gärt in der Nationalparkgemeinde Molln wegen Plänen, ein Erdgasfeld, das so groß sein soll, dass es den Gesamtjahresbedarf Österreichs dreimal abdeckt, erschlossen werden soll. Die Information, dass die Lizenz bereits erteilt wurde, kam zufällig ans Licht.
In Sachen fossiler Energieförderung gelten die Bürger der Nationalparkgemeinde Molln als gebrannte Kinder. „In den 1980er-Jahren ist im Bodinggraben zwei Jahre lang nach Öl gebohrt worden. Davon geblieben ist uns ein großer asphaltierter Platz“, sagt Bürgermeister Andreas Rußmann (SPÖ).
Weder Gemeinde noch Bürger haben etwas von dem Projekt. Unser Schatz, der ökologisch wertvolle Lebensraum, ist in Gefahr.
Christian Hatzenbichler vom Naturmanagement Jaidhaus
Dass das australische Unternehmen ADX Energie Ltd bereits im Frühjahr im naturnahen Jaidhaus-Tal nach Erdgas bohren könnte, empört viele Einwohner. Das zeigte sich auch am Sonntag bei einer Info-Veranstaltung im Gasthaus Klausner, zu der Christian Hatzenbichler vom Naturmanagement Jaidhaus geladen hatte. „Es wäre ökologisch absolut fatal, wenn das durchgezogen wird“, warnt der 40-Jährige vor dem Förderprojekt direkt neben einem Naturschutzgebiet und wenige Kilometer entfernt vom Nationalpark Kalkalpen.
Das Jaidhaus-Tal ist ein Naherholungsgebiet. Eine Umweltprüfung ist nicht vorgeschrieben, wäre aber jedenfalls in unserem Sinne.
Bürgermeister Andreas Rußmann sind die Hände gebunden.
Das Jaidhaus-Tal verfüge über ein beeindruckendes Öko-System, wie es in den Voralpen kaum ein zweites Mal vorhanden sei. „Wir haben hier einen riesigen Naturschatz, die Biodiversität ist enorm. Hier sieht man auf einen Blick 100 Schmetterlinge, es gibt hier vom Aussterben bedrohte Orchideen sowie auch Schwarzstörche, Wendehälse und Neuntöter.“ Erdgasbohrungen würden all das aus dem Gleichgewicht bringen.
Da wird einfach ein Großprojekt auf die Beine gestellt, mit unbekannten Auswirkungen auf den Boden und das gesamte Areal.
Rudi Hemetsberger, Naturschutzsprecher der Grünen OÖ
Rudi Hemetsberger, Umweltsprecher der Grünen, plant deshalb eine Landtagsanfrage. Laut Ortschef Rußmann gibt es keine rechtliche Möglichkeit, gegen das Projekt vorzugehen. „Wir können nur appellieren, dass die Bohrungen nicht im Jaidhaus gemacht werden, sondern vielleicht in Ortsnähe, wo die Natur nicht so sensibel ist.“
„Krone“-Kommentar: Eine Frage der Werteabwägung
Zweifellos sind Erdgasvorkommen eine wichtige und wertvolle Ressource. Für die Wirtschaft, die Politik und auch für uns Endverbraucher. Dass im Untergrund der Gemeinde Molln ein gewaltiger Gasschatz existieren soll, mit dem Österreich drei Jahre lang versorgt werden könnte, klingt zwar paradiesisch, doch bei näherer Betrachtung ist es das vielleicht dann doch nicht. Denn dieses Gas würde einem börsennotierten australischen Unternehmen gehören, dem unsere Energielieferanten es teuer abkaufen müssten. Die Frage lautet daher, was ist uns mehr wert? Ein ökologischer Naturschatz in der Nähe oder ein Gasschatz in ausländischer Hand?
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