Es mag im ersten Moment befremdlich klingen. Doch Puppen und Roboter-Kuscheltiere können für Demenzpatienten wertvolle Begleiter sein. Ein Tiroler Pfleger hat sich auf die Entwicklung und den Vertrieb der kleinen Helferlein im Pflegealltag spezialisiert.
Er heißt Peter, trägt eine blaue Latzhose mit Trachtendekor und schaut freundlich in die Welt. Ebenso wie seine Schwester Heike, eine anschmiegsame Mini-Tirolerin mit leuchtend rotem Dirndl und niedlichen Zöpfen. Peter und Heike sind so genannte Empathie-Puppen und warten im Gewerbegebiet von Mils auf ihren Einsatz.
Erfahrungen aus dem Pflegeberuf fließen in die Arbeit ein
Empathie-Puppen sind keine neue Erfindung, bei uns aber noch nicht so bekannt. In skandinavischen Ländern werden sie in der Pflege schon seit vielen Jahren eingesetzt. „Ich habe dort einen Produzenten gefunden und die Puppen an die optischen Vorlieben in unseren Breiten angepasst“, sagt Peter Abart. Der diplomierte Pfleger aus Volders hat sich nach Jahren in der Praxis auf die Produktion und den Vertrieb von Hilfsmitteln für die Pflege spezialisiert und dafür die Firma „37Grad GmbH“ gegründet.
Kleine Helferlein für eine bessere Entspannung
Abarts Kunden sind Altenheime, Krankenhäuser, aber auch Privatpersonen, die Angehörige mit Demenz betreuen. „Die Puppen sind natürlich nicht für jeden Patienten geeignet. Aber das lässt sich rasch herausfinden“, erzählt der Pflegefachmann von berührenden Annäherungen an die kleinen, sanften Begleiter: „Das passiert ganz selbstverständlich, wenn die Puppen etwas im Menschen auslösen.“ Ihre Wirkung wird als „beruhigend und angstlösend“ beschrieben. „Und sie helfen, Emotionen auszudrücken“, ergänzt Abart.
So mancher Patient ist sich sehr wohl bewusst, dass es sich um ein Tier-Imitat handelt. Aber es weckt zum Beispiel schöne Erinnerungen an ein früheres Haustier.
Peter Abart
Erinnerungen an eigenes Haustier werden geweckt
Dasselbe gelte auch für Roboterkatzen und -hunde, die der Volderer ebenfalls im Programm hat. Er zeigt auf eine Ragdoll-Katze, die dem lebenden Original verblüffend ähnlich ist, schnurrt, miaut und sich sanft bewegt. „So mancher Patient ist sich sehr wohl bewusst, dass es sich um ein Tier-Imitat handelt. Aber es weckt zum Beispiel schöne Erinnerungen an ein früheres Haustier, wenn es beim Einschalten des Lichts zu schnurren beginnt“, beschreibt Abart eine der Funktionen.
Puppentherapie in Tirol noch in Kinderschuhen
Die „Puppentherapie“ für Demenzpatienten steckt hierzulande in den Kinderschuhen. In anderen Ländern ist sie etablierter und wird zunehmend erforscht. So wurde an der Universitätsklinik in Lausanne gerade eine Studie zu den Effekten gestartet. Die bisherigen Erfahrungen an der Geriatrieabteilung sind vielversprechend. Die Chefärztin sprach kürzlich bei einem Medientermin von „menschlicher Medizin“, die so manches Beruhigungsmittel überflüssig mache.
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