Das LKH-Univ.-Klinikum in Graz sandte am Dienstag einen lauten Hilferuf aus: Erstmals können nicht alle Patienten aufgenommen werden. Ein Pressegespräch drehte Kages-Boss Gerhard Stark aber in letzter Minute ab. Nun bestreitet er vehement, Politiker zu protegieren.
Was da am Dienstag zwischen dem Krankenhausbetreiber Kages und den steirischen Medien vorgefallen ist, wird die Politik wohl noch länger beschäftigen. Es begann mit einem lauten Hilferuf der Leitung der Uniklinik, Rektor Hellmut Samonigg und Wolfgang Köle, ärztlicher Direktor: Man informierte 7000 Mitarbeiter, dass man längst nicht mehr alle Patienten versorgen kann.
Immer wieder müssen Patienten in andere Bundesländer gebracht werden. 200 Pflegekräfte fehlen, 247 Betten sind gesperrt, weil niemand sie betreuen kann. „Wir sind gegen die Wand gefahren“, sagte Samonigg in „Steiermark heute“.
Um die Mängel zu beheben, hat die Klinikleitung ein „umfassendes Maßnahmenprogramm zur Verbesserung der Arbeitssituation“ angekündigt und wollte es unter anderem der „Steirerkrone“ vorstellen. Doch unmittelbar davor kam die Absage des Hintergrundgespäches.
Haben Drexler oder Bogner-Strauß interveniert?
Sofort wurde gemunkelt: Steckt die Politik dahinter? Am Mittwoch allerdings lud Gerhard Stark Journalisten zu einer „Klarstellung“ seinerseits in die Kages-Zentrale. „Ich protegiere sicher keine Politiker“, erklärte er vehement. „Dafür bin ich viel zu sehr Arzt.“
Zwar habe er schon am Montag erfahren, dass es das Pressegespräch geben soll. „Ich wusste aber keine Inhalte und habe das nicht hinterfragt.“ Erst am Dienstag - eben kurz davor - sei er informiert worden, worum es geht.
Maßnahmen zu früh rausposaunt?
Das Problem an dem Plan, den die Klinikleitung vorstellen wollte: „Wir waren zu schnell unterwegs.“ Ergebnisse und Maßnahmen könne man erst präsentieren, wenn man sie gegenüber der Mitarbeiter auch sicher einhalten könne, sagte Stark. Es brauche noch mehr „Denk- und interne Ablaufprozesse“.
Ja, wir haben Themen, und die nehmen wir auch ernst. Aber im internationalen Vergleich hat sich unser Gesundheitssystem in den vergangenen Jahren gut gemacht.
Gerhard Stark
Mit MedUni-Rektor Hellmut Samonigg sei der Kontakt „sehr gut, ich bin ihm freundschaftlich und hoch wertschätzend verbunden“. Seiner Aussage, das System sei „an die Wand gefahren“, widersprach Stark aber: „Bei weitem nicht! Wir haben unsere Themen und die Zeiten sind herausfordernd, aber es geht nicht nur alles bergab.“
Personalmangel herrsche in ganz Europa, in der Herzchirurgie habe man viel mehr Patienten als früher, nannte er Beispiele.
Opposition schießt scharf
Politisch geht es indes rund: Die Grünen fragen in der nächsten Landtagssitzung Landesrätin Juliane Bogner-Strauß unter anderem, ob sie in die Absage des Pressetermins involviert war und was der Notfallplan der Kages ist.
„Wenn man denkt, es geht nicht mehr schlimmer, wird man eines Besseren belehrt: Das Kommunikationsdesaster reiht sich nahtlos ein in die vielen anderen Pannen, die das Missmanagement der letzten Jahre in der steirischen Gesundheitspolitik belegen", sagt der Grüne Gesundheitssprecher Georg Schwarzl.
Rücktritt gefordert
Die FPÖ ging sogar so weit, den Rücktritt von Bogner-Strauß zu fordern. „Es wird immer offenkundiger, dass die Situation der schwarzen Gesundheitslandesrätin völlig entglitten ist“, sagt deren Sprecher für Gesundheit, Marco Triller. Auch die Politik der Zentralisierung verurteilt der Freiheitliche entschieden.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.