Wild und ursprünglich

Indonesien: Im Inselreich der Vulkane

Reisen & Urlaub
27.01.2023 09:00

Rege Vulkantätigkeit prägt die Inselgruppen Indonesiens bis heute. Wild und ursprünglich ist die größte Insel, Neuguinea. Mehr als 200 Volksstämme leben dort, sogar Kannibalen. Javas aktiver Merupi-Vulkan verschüttete einst Südostasiens größte Tempelanlage, ein Weltkulturerbe.

Die Gier nach dem Gold entzweit auch hier die Menschen. Eine gerade Linie schneidet Neuguinea in zwei Hälften: West-Papua und Papua-Neuguinea. Wer hierherkommt, glaubt an das Ende der Welt gereist zu sein – schon allein wegen der langen Flugzeit, fast neunzehn Stunden aus Europa.

Die Grenzlinie geht auf die früheren Kolonialherren zurück, im West-Teil machten sich die Niederlande breit, im Osten Briten und Deutsche. Der englische König, Charles III, ist formales Oberhaupt des unabhängigen Papua-Neuguinea, West-Papua wiederum wurde 1969 von Indonesien annektiert, die Machtübernahme war blutig und mit schweren Menschenrechtsverletzungen verbunden. Heute sind mehr als die Hälfte der Bewohner West-Papuas indonesischen Ursprungs.

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Wer hierherkommt, glaubt, an das Ende der Welt gereist zu sein.

Dr. Christoph Dichand

Die gesamte Tropeninsel Neuguinea ist doppelt so groß wie Deutschland, nördlich von Australien gelegen und reich an Bodenschätzen. Ergiebige Goldminen liegen im Grenzgebiet, was heftige Auseinandersetzungen mit sich bringt. Sonst ist es friedlicher geworden in den Küstengebieten West-Papuas und seinen Inselgruppen. Die rege Plattentektonik hat unzählige kleine Inselchen geradezu malerisch ins Meer verteilt. Raja Ampat zählt zu den schönsten Tauchparadiesen der Welt.

Tauchparadies: Neuguinea hat das größte intakte Korallenriff der Welt. (Bild: Kronen Zeitung)
Tauchparadies: Neuguinea hat das größte intakte Korallenriff der Welt.

Wer in die Unterwasserwelt vordringt, dem wird ein Farbenreichtum einer intakten Korallen-Landschaft geboten, wie es die sich aufheizenden Meeresströmungen sonst kaum mehr zulassen. Große Fischschwärme begegnen einem, Mantarochen segeln majestätisch durch das Plankton, Delfine und Wale sind häufige Begleiter. Nur hier gibt es den urzeitlich wirkenden Fransenhai. Leider stößt man, obgleich Naturschutzgebiet, auch auf unvermeidbare Zeugen der vom Wachstum getriebenen Weltwirtschaft – Plastik in Hülle und Fülle. Auf kaum einem der weißen Korallenstrände, die sich fotogen von den schwarzen Vulkanfelsen abheben, sind nicht Zahnbürsten, Feuerzeuge, Flaschen, Sandalen und Plastiksäcke verteilt.

Gut getarnt - der seltene Fransenhai. Ein Tier wie aus der Urzeit! (Bild: Kronen Zeitung)
Gut getarnt - der seltene Fransenhai. Ein Tier wie aus der Urzeit!

Das Festland Neuguineas ist von dichtem Regenwald durchzogen, baut sich fast 4000 Meter in die Höhe, ist Heimat der legendären Paradiesvögel, Hunderter Sprachen und kaum erforschter Urvölker. Erst 1933 sind Forscher ins Hochland vorgestoßen und trafen auf Hunderttausende nach ganz eigenen Riten lebende Menschen. Seit jeher ranken sich zahlreiche Mythen um diese „vergessene Welt“. Kannibalen sollen die Köpfe ihrer Feinde zu Suppe verkocht haben, um durch deren Genuss übermenschliche Stärke zu erlangen. 1961 verschwand hier ein Mitglied des schwerreichen Rockefeller-Clans. Sein Forschungsdrang wurde ihm wohl zum Verhängnis. Er fiel den Asmat, berüchtigten Kopfjägern, in die Hände.

Freilich passiert das heute nicht mehr, aber immerhin soll sich aus dem Kannibalismus bei manchen Gruppen ein bizarrer Totenkult entwickelt haben. Sie würden ihre Vorfahren mumifizieren und sie zu Familientreffen holen. Winzige Teile würden davon dann gegessen werden, im Glauben, so mit den Vorfahren weiterzuleben.

(Bild: Kronen Zeitung)

Eine gehörige Portion Abenteuerlust und ein ausgezeichneter Tourenführer sind jedenfalls notwendig, will man mit den Urvölkern in Kontakt kommen. Dafür muss man tief in den Urwald eindringen, sich durch Moskitoschwärme kämpfen und gute Zeltausrüstung mitbringen. Touristen berichten, von mit viel Körperbemalung verzierten Personen, bewaffnet mit Pfeil und Bogen, empfangen und ans Lagerfeuer gebeten worden zu sein – klingt nach exklusiver Touristenattraktion.

Freiheitsstrafe für vorehelichen Geschlechtsverkehr und Ehebruch
Mit der gezielten Zuwanderung von Indonesien, hauptsächlich vom bevölkerungsreichen Java, kam der Islam nach West-Papua, wenn auch in gemäßigter Form. Sittenwächter gibt es nur in der fernen Provinz Aceh. Aber auch hier sieht man immer mehr verschleierte Frauen, die grundsätzlich gleichberechtigt sind und Regierungs- bzw. Verwaltungsämter anstreben können. Am 6. Dezember 2022 wurde im indonesischen Parlament ein Gesetz beschlossen, das unter anderem vorehelichen Geschlechtsverkehr und Ehebruch mit Freiheitsstrafe belegt. Werbung für Verhütungsmittel, Blasphemie und den Kommunismus ist verboten.

Prambanan Tempel: der größte hinduistische Tempel Südostasiens (Bild: FaizDila - stock.adobe.com)
Prambanan Tempel: der größte hinduistische Tempel Südostasiens

Das nur wenige Flugstunden von West-Papua entfernte Java zeigt deutlich, wie sich in Indonesien die Weltreligionen abgewechselt haben. So befindet sich im Gebiet von Yogyakarta der größte hinduistische Tempel Südostasiens, der Prambanan-Tempel, ein Weltkulturerbe. Nachdem die um 800 erbaute riesige Anlage durch einen Vulkanausbruch fast vollständig zerstört worden war, entdeckte sie der legendäre britische Gouverneur Sir Thomas Raffles 1811 wieder. Unter Vulkanasche waren die Bauteile konserviert worden, wurden aber erst um 1930 von den Holländern wieder aufgebaut. Raffles war enttäuscht, weil Großbritannien nach nur kurzer Kolonialzeit Holland das wertvolle kulturelle Erbe Javas überließ.

Der teuerste Kaffee der Welt: Kopi Luwak (Bild: Kronen Zeitung)
Der teuerste Kaffee der Welt: Kopi Luwak

Vielleicht kann die Briten ein anderes kulturelles Erbe aus Java trösten: Im Gebiet um den Prambanan entsteht der teuerste Kaffee der Welt, der Kopi Luwak, Katzenkaffee. Er wird hauptsächlich nach England exportiert. Eine Tasse kostet umgerechnet fast 60 Euro. Für die Produktion sorgt ein katzenartiges Tier, der Fleckenmusang.

Liebt Kaffeebohnen: Das katzenähnliche Tierchen Fleckenmusang ist verantwortlich für den teuersten Kaffee der Welt. (Bild: stock.adobe.com)
Liebt Kaffeebohnen: Das katzenähnliche Tierchen Fleckenmusang ist verantwortlich für den teuersten Kaffee der Welt.

Er frisst leidenschaftlich gerne Kaffeebohnen, verdaut sie und bringt sie als Ganzes wieder zum Vorschein. Die Magensäure der Tiere entzieht den Bohnen den Säuregehalt. Das macht den Kaffee bekömmlicher, aber vor allem unvergleichlich gut - berichten Feinschmecker.

Porträt von Dr. Christoph Dichand
Dr. Christoph Dichand
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