Eine rechtsextreme Aktion - offenbar verübt von den Identitären - am Gelände einer Schule in Wien-Favoriten hat am Freitag für entsetzte Reaktionen gesorgt. Dem voraus gingen umstrittene Migrations-Aussagen des niederösterreichischen FPÖ-Landesrats Gottfried Waldhäusl („Dann wäre Wien noch Wien“). Dieser habe sich „sein Erwerbsleben lang üppigst auch von den Steuern der Eltern dieser Kinder bezahlen lassen. Er wird sich im Alter darauf verlassen, dass jene Kinder, die er eben erst brüskiert hat, ihm auch noch seine Pension mitfinanzieren“, betont nun die Elternvertretung der betroffenen Schule in einer krone.at vorliegenden Stellungnahme.
Vor dem Laaerberg-Gymnasium in Wien-Favoriten war ein Banner mit der Aufschrift „Waldhäusl hat recht“ angebracht. Besorgniserregend: Auf Hunderten Flyern wird darüber hinaus gefordert, sämtliche Migranten außer Landes zu bringen. Und als Draufgabe wird eine Drohung ausgesprochen, dass man sich „unser“ Österreich „zurückholen“ werde.
„Werden uns gegen diese Entwicklung wehren“
Die Elternvertretung zeigt sich geschockt. „Die Kinder des Gymnasiums stehen für ein solidarisches Miteinander. Diesen jungen Menschen das Gefühl zu geben, dass sie nicht Teil dieses Landes sind, ist in jeder Hinsicht untragbar“, heißt es in der Stellungnahme.
„Völkische Klassifizierung“
Man werde niemals vergessen, wohin in der nahen Vergangenheit die „völkische“ Klassifizierung von Menschen und die rechtsextreme Gewalt auf der Straße geführt hätten. „Wir werden uns auf jedem demokratischen Wege gegen diese Entwicklung wehren. Das sind wir unseren Kindern, aber auch dem Andenken der Opfer des Holocausts und der Shoah schuldig.“
Diese Kinder sind mehr Wien als der Herr Landesrat aus Niederösterreich überhaupt kennt.
Elternvertreter des Laaerberg Gymnasiums
Parallelen zum Nazi-Regime
Man zieht auch Parallelen zum Nazi-Regime. „Während am Beginn ihres Aufstieges die führenden Köpfe des Nationalsozialismus die Menschen mit Worten aufhetzten, erledigte die SA deren schmutziges Geschäft. Erst die gesellschaftliche Akzeptanz dieser Gewalt gegen Andersdenkende und Juden führte in den 1930er-Jahren zu den größten Verbrechen der Menschheit. Waldhäusl kann sich hier leider nicht der Verantwortung entziehen, den Angriff auf unsere Schule erst ausgelöst zu haben.“
Die Schulkinder seien laut Elternverein „mehr Wien als der Herr Landesrat aus Niederösterreich überhaupt kennt“. Alle würden die Kriterien für eine Integration übererfüllen. „Und trotzdem wird ihnen gesagt, dass es besser wäre, wenn sie nicht da wären. Ab wann würde Waldhäusl denn Menschen als Österreicher akzeptieren?“
Karner: „Geister, die Kickl rief“
Auch auf politischer Ebene wird die Plakataktion scharf verurteilt. „Die rechtsextremen Identitären sind Geister, die (FPÖ-Chef) Herbert Kickl rief. Sie haben jetzt gezeigt, dass sie auch vor der Einschüchterung von Kindern nicht zurückschrecken“, betont Innenminister Gerhard Karner (ÖVP). Ihm zufolge verdeutlicht die Aktion der Identitären, dass es keine Hemmungen mehr gibt. „Es wird ihnen dennoch nicht gelingen, durch ihre Parolen Hass zu schüren und unser demokratisches Zusammenleben zu gefährden“, bekräftigt der Innenminister.
Integrationsministerin Raab rief Schulklasse an
Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) rief am Donnerstag persönlich die betroffene Schulklasse an und richtete den Jugendlichen aus, dass das nicht ihr Verständnis von Integration sei. „Es geht bei Integration nicht um die Herkunft und Hautfarbe, sondern darum, was ein jeder und eine jede bereit ist, zu unserer Gesellschaft beizutragen, zu leisten, und wie man sich einbringt“, so Raab. Im Telefonat hat sie im Speziellen den Mädchen dieser Schulklasse Mut zugesprochen.
SPÖ: „Wir stehen geschlossen hinter der Schule“
Gegenüber krone.at zeigte sich die SPÖ Favoriten „zutiefst schockiert über solche schwer rassistischen Aussagen“, die sich noch dazu gegen Kinder und Jugendliche richten. „Wir stehen voll und ganz hinter der gesamten Schule und haben bereits Kontakt mit der Klasse, um zu einem gemütlichen Gespräch einzuladen. Wir möchten die Kinder unterstützen und ihnen zeigen, dass sie willkommen sind und wir stolz sind, dass sie politisch aktiv sind“, heißt es seitens der Favoritener Sozialdemokraten.
„Menschenverachtende Rassisten“
Auch Wiens Vizebürgermeister und Integrationsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) verurteilt die Taten aufs Schärfste: „In Wien ist Platz für alle, die etwas zum gemeinsamen Zusammenleben beitragen und sich an unsere Regeln halten. Menschenverachtende Rassisten gehören nicht dazu!“
„Jemand wie Waldhäusl hat in einem politischen Amt nichts verloren. Ihm und seiner Partei geht es nicht um Lösungen, sondern nur darum, Hass und Hetze zu streuen und die Menschen in Österreich gegeneinander aufzubringen“, zeigte sich die Jugendsprecherin der Grünen, Barbara Neßler, überzeugt.
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