Gehalt vs. Sozialhilfe

Warum soll eine Putzkraft in der Früh aufstehen?

Wien
12.02.2023 10:25

Gehälter zu niedrig, Sozialleistungen zu hoch? Eine alte Diskussion, die Betroffenen aus dem Niedriglohnsektor nichts bringen. Wir haben mit den Wiener SPÖ-Stadträten Peter Hanke und Peter Hacker über Arbeit geredet.

Ein Stellungsangebot, von dem heutzutage niemand leben kann. Reinigungskraft gesucht. „Vollzeitbeschäftigung im Ausmaß von 38,5 Stunden/Woche“, ist zu lesen. Und: „Für diese Position ist ein Entgelt in Höhe von 1680 Euro brutto auf Vollzeitbasis vorgesehen.“

1053 Euro pro Monat Mindestsicherung
Gleichzeitig ist vor allem Wien stolz auf sein dichtes Sozialnetz. Mindestsicherung in der Höhe von 1053 Euro pro Monat, oft Wohnbeihilfe, dazu GIS-Befreiung, Ermäßigungen bei Wiener Linien und Bädern usw. Da stellt sich die Frage: Wieso soll die Reinigungskraft in der Früh überhaupt noch aufstehen?

Finanz- und Öffi-Stadtrat Peter Hanke (SPÖ) (Bild: APA/GEORG HOCHMUTH)
Finanz- und Öffi-Stadtrat Peter Hanke (SPÖ)

Wir fragen den Stadtrat für Arbeit, Peter Hanke (SPÖ):
„Ein wohlhabendes Land wie Österreich und eine der lebenswertesten Städte wie Wien hat einen sozialen Auftrag und eine Verpflichtung. Deshalb ist es richtig, dass man jene, die aus vielen Gründen vielleicht nicht zu den Siegern des Lebens gehören, eine Unterstützung zukommen lässt, die ein lebenswertes Leben ermöglicht.“

Aber was sagen Sie nun einer Reinigungskraft, die zu Ihnen geht, und fragt: Warum soll ich in der Früh aufstehen?
„Dass sie einen wichtigen Beitrag für ihre Familie leistet, für dieses Land, und dass Arbeit auch einen essenziellen Teil unseres Lebens darstellt. Ich stehe auch dazu, dass jenen, die im Mittelstand zu den Leistungsträgern gehören, ebenso geholfen wird, und deshalb war mir etwa die Energiekostenunterstützung besonders wichtig.“

Peter Hacker (SPÖ) (Bild: APA/Georg Hochmuth)
Peter Hacker (SPÖ)

Wir fragen auch Sozialstadtrat Peter Hacker (SPÖ):
„Also abgesehen davon, dass das eine 14-mal und das andere 12-mal ist“, erklärt er, würde Hacker zur Reinigungskraft sagen: „Weil das Ziel eines demokratischen Landes sein muss, dass die Bevölkerung arbeitet. Und weil es das Ziel des Lebens ist, letzten Endes seine Befriedigung durch Arbeit auch in irgendeiner Form zu ermöglichen. Das ist der Grund. Ganz einfach. Das Ziel ist es nicht, Sozialhilfeempfänger zu sein.“

Mindestsicherung erhöhen
Die Mindestsicherung sei „auch eine soziale Sicherheitskomponente für den einzelnen, aber es ist auch eine Sicherheitskomponente fürs Kollektiv.“ Hacker weiter: „Warum sind wir eine Stadt mit extrem niedriger, teilweise sogar stark zurückgehender Kriminalität? Weil die Menschen etwas zu verlieren haben. Weil die Menschen eine soziale Absicherung haben.“

Sollte man die Mindestsicherung also erhöhen und wie hoch?
„Selbstverständlich müsste sie erhöht werden. Die muss so hoch sein, dass sich die Menschen ein anständiges Leben leisten können. Kein luxuriöses Leben, ein anständiges Leben. Wenn wir sie jetzt um 5,8 Prozent erhöhen, und die Gehälter wachsen alle um 10 Prozent, dann ist klar, dass die Erhöhung um 5 Prozent zu niedrig war.“

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