Erfolg für Pagger Buam

Diese Steirer „bölln“ sich in die Charts

Steiermark
19.02.2023 16:00

Kein Scherz! Die Pagger Buam aus Ligist landen mit ihrem Song „Böll, böll Kernöl“ einen Faschingshit, der sogar beim Karneval in Deutschland leidenschaftlich mitgesungen wird

Es gibt keine Strickanleitung für Hits und schon gar keine Erklärung, warum Lieder plötzlich zu Gassenhauern werden. Selbst der in Pension gegangene Olaf von den Flippers (77) hätte sich nie erträumen lassen, dass sein Abschiedslied „Wir sagen Dankeschön“ von der Jugend abgefeiert wird - die Jungen müssen von ihren Großeltern erst aufgeklärt werden, wer die Schnulzen-Flippers eigentlich sind.

„Kann nicht begreifen, was da abgeht“
Auch den Pagger Buam aus Ligist fällt es schwer, den Hype um ihren „Kernöl-Hit“ zu erklären. „Plötzlich hören viele unsere Musik, die nichts mit Volksmusik am Hut haben. Ich kann es noch immer nicht begreifen, was da momentan abgeht“, strahlt Mario Pagger, der mit der Eigenkomposition die Turbomaschine nach einer 15-jährigen Aufbauzeit zündet.

Jüngst kam sogar ein Fan-Video aus dem norddeutschen Kiel, das belegt, wie weit sich der Mundartsong über die Grenzen hinauskatapultiert hat - auch wenn in den Karnevalshochburgen das weststeirische Bölln als „Fremdsprache“ mitgesungen wird. „Wir sind stolz auf unseren Dialekt, das war auch der Ursprungsgedanke für das Lied“, sagt der 30-Jährige. Ob auf Skipisten, in Schlagertempeln oder Studentenlokalen: Der Kernöl-Song schmiert sich als Ohrwurm in Bereiche vor, die Volksmusikanten normalerweise verwehrt bleiben.

„Es läuft wie g‘schmiert“
„Wir hören von Schülern, die unser Lied im Musikunterricht singen, Lokale taufen Getränke danach, DJs covern den Song, den wir bei unseren Auftritten bis zu siebenmal spielen, weil es das Publikum so will. Unlängst standen tätowierte Heavy-Metal-Fans bei uns vor der Bühne und haben sich unsere Volksmusik gewünscht“, erzählt Pagger.

Dank Streaming-Diensten und Social Media haben die Pagger Buam mit Hunderttausenden Downloads ein breites Publikum gefunden. Das tröstet auch darüber hinweg, dass die Volksmusik-Buam Franz, Mario und Mani im TV und Radio kaum wahrgenommen werden. Das liegt wohl auch an den vergangenen Ausflügen ins Frivole.

Die jungen Weststeirer wurden von ihrer Plattenfirma überredet, bekannt pikante Lederhosen-Songs zu covern, „die sonst niemand mehr singen wollte“. Schlüpfriges Liedgut, das einst die Kasermandl oder das Ligister Trio populär machte: „Viele finden es lustig, wenn sie diese alten Lieder wieder hören.“

„Familien sollen sich nicht für uns schämen“
Um sich prophylaktisch vor öffentlicher Kritik zu schützen, zeigen sich die drei Familienväter als Karikatur am Plattencover. „Der große Shitstorm ist ausgeblieben. Es gibt Veranstalter, die uns bitten, gewisse Lieder aus dem Programm zu nehmen, auch als frauenfeindlich sind wir kritisiert worden. Aber ganz ehrlich! Wir haben mit Schlimmerem gerechnet“, gibt Mario ehrlich zu.

„Wir kennen die Grenzen des schlechten Geschmacks und kitzeln nur daran. Wir alle drei haben Familien, die sich nicht dafür schämen sollen, was wir auf der Bühne so treiben.“

Auch mit dem im April erscheinenden neuen Album werden die Musikanten ihrem lausbübischen Ruf mit frischer frivoler Volksmusik gerecht. Dann könnte man es beruhigt als Vorteil sehen, dass nicht ein jeder das Bölln der Pagger Buam versteht.

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