Der Schock nach dem Vorfall am Montag im Burgenland ist groß: Ein fünfjähriger Bub wurde während eines Kindergartenausflugs bewusstlos in einem Biotop aufgefunden, kurz danach starb er in einem Krankenhaus. Zuvor hatte er sich von der Gruppe entfernt. Im Land stellt sich nun die große Frage: Wie konnte das passieren? Die „Krone“ hat erste Antworten.
Der kleine Martin war Montagvormittag mit seiner Kindergartengruppe und seinen Betreuerinnen unterwegs auf einer Spielwiese im Bezirk Mattersburg. Laut Ermittlern ist die Wiese nur rund 200 Meter vom Kindergarten entfernt. Sowohl Kinder als auch die Pädagoginnen seien mit der Umgebung bestens vertraut, heißt es.
Dann soll sich der Fünfjährige von der Gruppe entfernt haben - plötzlich, aber nicht unbemerkt. Ersten Erkenntnissen zufolge dürften zwei Betreuerinnen dem Kleinen, der an Autismus leiden soll, sogar noch nachgelaufen sein, hätten ihn dann aber aus den Augen verloren. Offenbar verschwand der Bub hinter einem Hügel und rannte über die Straße. Er lief rund 500 Meter weiter durch das offene Einfahrtstor eines Hauses und verschwand auf dem dahinter liegenden Grund. Dort stürzte er in ein Biotop.
In Garten-Biotop gefunden
Wie berichtet, wurde sofort eine große Suchaktion eingeleitet. Sieben Streifen, ein Diensthund und zwei Drohnen waren im Einsatz. Gefunden wurde der Fünfjährige dann aber gegen 13 Uhr von der Hausbesitzerin des Grundstücks - treibend im Garten-Biotop. Der Bub wurde sofort ins Spital gebracht, verstarb dort jedoch kurze Zeit später.
Die beiden Pädagoginnen werden derzeit psychologisch betreut, ebenso die neun Kindergartenkinder sowie ihre Eltern.
Die Mattersburger Bürgermeisterin Claudia Schlager (SPÖ) hatte die Zuständigen im Kindergarten bereits kurz nach Bekanntwerden des Dramas in Schutz genommen. Schlager betonte: „Das war ein tragischer Unfall, wir sind in Gedanken bei der Familie.“ Es deute vorerst auch nichts darauf hin, dass seitens des Kindergartens etwas falsch gemacht worden sei.
„Dieser tragische Vorfall macht uns sehr betroffen. Den Eltern und der Familie möchten wir unser tiefstes Mitgefühl zum Ausdruck bringen. Seitens der Stadtgemeinde werden wir ihnen jegliche Unterstützung anbieten. Unsere Aufmerksamkeit gilt in dieser schweren Zeit auch den PädagogInnen und Kindern im Kindergarten sowie deren Eltern“, ergänzte die Bürgermeisterin gegenüber der „Krone“.
Ermittlungen gegen Kindergarten eingeleitet
Dennoch steht wie in solchen Fällen üblich bereits fest: Die Polizei ermittelt wegen mutmaßlicher Vernachlässigung der Aufsichtspflicht. Auch aus dem Büro der für die Kindergärten zuständigen Landesrätin Daniela Winkler (SPÖ) hieß es, dass eine Inspektorin in Mattersburg sei und den Fall prüfe.
Der Ausgang der Ermittlungen ist aber noch völlig offen, weitere Befragungen sind am Laufen. „Wir gehen jeder Spur nach“, sagt die Polizei.
„Fallen in Schockstarre und ertrinken lautlos“
Pro Jahr ertrinken laut Kuratorium für Verkehrssicherheit in Österreich durchschnittlich bis zu fünf Kinder - etwa zwei Drittel sind jünger als fünf Jahre. Schon in zehn Zentimeter tiefen Plantschbecken können die Kinder ums Leben kommen. „Während Erwachsene laut um Hilfe schreien, fallen Kinder in eine Schockstarre und ertrinken lautlos“, so Othmar Thann, Direktor des KFV. Umso wichtiger ist, dass sie in der Nähe von Bädern, Gewässern und Pools nie unbeaufsichtigt bleiben.
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