Theatermacherin Karin Bergmann holt den Erfolgsregisseur Moritz F. Beichl an das Stadttheater Gmunden und sammelt Briefgeheimnisse für Salzkammergut 2024. Im „Krone“-Gespräch begeistert sich die Ex-Burgtheaterchefin für ein junges Publikum und spricht über die Kulturhauptstadt, die schon im Vorfeld für heftige Diskussionen sorgt.
„Krone“: Man holte Sie aus der Pension, um bei den Salzkammergut Festwochen Theater zu machen. Was reizte Sie?
Karin Bergmann: Es ist ein traditionsreiches Theater mit wunderbarer Lage am See. Und die Salzkammergut Festwochen Gmunden sind ein renommiertes Festival. Das hat mich gereizt.
Wie machen Sie aus einem verschlafenen Theater ein Haus am Puls der Zeit - gerade im Sommer?
Mein Konzept sieht drei Säulen vor: Wir bringen einen Weltdichter, das ist heuer Shakespeare. Es gibt eine junge Autorin oder jungen Autor, das ist dieses Mal Teresa Dopler aus Linz. Und es wird wie immer naturgemäß Thomas Bernhard geben.
Die große Eigenproduktion wird heuer „Der Sturm“ sein. Warum der Klassiker?
Shakespeares „Sturm“ ist ein poetisches Zaubermärchen und ein großer Appell für Humanismus. Wir bringen eine schöne, zeitgenössische Fassung von Joachim Lux, die Regie übernimmt Nestroy-Preisträger Moritz Franz Beichl.
Verraten Sie uns auch, was noch passieren wird?
Ich plane eine lange Shakespeare-Nacht, in der Schauspieler und spielfreudige Jugendliche aufeinandertreffen. Ich will junges Publikum gewinnen. Ich finde es wichtig, dass junge Menschen begreifen, wie aufregend es sein kann, abends im Dunkeln zu sitzen und existentielle und intime Vorgänge auf der Bühne live zu erleben. Ich fange klein an, aber ich bin optimistisch. Ich habe auch einen Lehrerstammtisch gegründet.
Stichwort: Salzkammergut 2024. Was tragen die Festwochen Gmunden bei?
Das partizipative Projekt „Briefgeheimnisse interaktiv“. Ich lade die Menschen in der Region hier ein, zu Hause nachzuschauen, ob Postkarten oder Briefe von früher da sind. Wir sammeln diese, um sie mit Briefliteratur berühmter Dichter und Musiker zu verschneiden. So wollen wir ein Stück Kulturgeschichte der Region nacherzählen. Prominente Schauspieler werden das in zwei Abenden im Stadttheater Gmunden lesen.
Werden die Festwochen 2024 auch über sich hinauswachsen?
Gemeinsam mit der Kulturhauptstadt 2024 wollen wir Theatertage in Gmunden mit zeitgenössischen Autorinnen und Autoren hinkriegen. Derzeit laufen dazu Gespräche mit Elisabeth Schweeger. Die Festwochen möchten 2024 ein reichhaltiges Programm anbieten.
Wie ist Ihr Blick auf die Kulturhauptstadt?
Ich beobachte die kritischen Stimmen. Eines ist für mich ganz klar: Eine Europäische Kulturhauptstadt ist dazu da, Türen aufzustoßen und nicht dazu, im eigenen Sud zu köcheln. Über drei Viertel der Projekte sind von Menschen aus der Region erfunden worden – das ist enorm! Aber Internationalisierung ist ebenso Aufgabe und Basis einer Kulturhauptstadt. Ich glaube, es wird eine tolle Mischung! Die Leute dürfen neugierig sein.
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