Hitzewelle zu Ende

Kaltfront brachte Sturmböen, Regen und Neuschnee

Österreich
28.08.2011 10:40
Schwere Unwetter sind am Samstagabend und in der Nacht auf Sonntag über Teile Österreichs hinweggefegt. In Niederösterreich wurde eine Frau von einem verwehten Festzelt schwer verletzt. In der Obersteiermark mussten gleich sieben von der Unwetterfront überraschte Bergsteiger von Rettungskräften ins Tal geholt werden. In Salzburg wurden zwei deutsche Alpinisten von den Ausläufern eines Blitzschlages getroffen. In Tirol brachte die Kältefront Neuschnee und in Kärnten verursachten Starkregen und Sturmböen erhebliche Schäden.

In Niederösterreich wurde in Hirschwang an der Rax (Bezirk Neunkirchen) eine Frau auf einem Reitturnier von einem durch die Sturmböen aus der Verankerung gerissenen und verwehten Festzelt getroffen (Bilder), berichtete die Feuerwehr am Sonntag. Sie musste mit dem Notarzthubschrauber in ein Krankenhaus gebracht werden. Zwei Feuerwehren waren an Ort und Stelle, um das Zelt zu sichern und freilaufende Pferde einzufangen.

Generell hielten sich die Unwettereinsätze für die niederösterreichischen Feuerwehren aber in Grenzen. 60 Mal mussten die Helfer zu Sturmschäden im ganzen Bundesland ausrücken, sagte Franz Resperger, Sprecher des Landesfeuerwehrkommandos. Dabei wurden vorwiegend umgestürzte Bäume und abgebrochene Äste entfernt. In Korneuburg setzte ein Blitzschlag ein Haus in Vollbrand.

Sölkpass-Sperre nach Wintereinbruch
In der steirischen Landeshauptstadt Graz gingen laut Berufsfeuerwehr rund 200 Notrufe ein. Überwiegend galt es, abgebrochene Äste (Bild) von Straßen zu entfernen und Fensterflügel zu sichern - es wurden Spitzenwindgeschwindigkeiten von 100 Kilometern pro Stunde gemessen.

In der Obersteiermark musste der Sölkpass ab einer Seehöhe von etwa 1.600 Metern wegen eines plötzlichen Wintereinbruchs gesperrt werden. Sieben Fahrzeuge waren bereits hängen geblieben und mussten geborgen werden. Die Insassen waren am Pass festgesessen. Zumindest noch am Sonntag sollte die Sperre aufrecht bleiben.

Schnee und Eis auf Kletterrouten
Sieben Bergsteiger, alle aus Ungarn oder Tschechien, gerieten wegen der hereinbrechenden Unwetterfront in alpine Notlage. Die Männer im Alter von 29 bis 44 Jahren waren in Zweier- bzw. einer Dreiergruppe im Raum Schladming und Ramsau unterwegs und wurden offenbar alle gegen 17 Uhr vom Unwetter überrascht. Schnee und Eis legten sich teilweise über die Kletterrouten in 2.600 Metern Seehöhe. Vier der in Notlage geratenen Kletterer wurden per Seilbergung und Hubschrauber gerettet.

Die drei anderen waren noch glimpflich davongekommen, als sie wegen eines nahe einschlagenden Blitzes ins Seil geworfen wurden. Sie konnten sogar noch bis in die Nähe der Bergstation der Dachsteinseilbahn absteigen, obwohl sie sich während des Einschlags am Stahlseil festgehalten hatten und daher Herzrhythmusstörungen und andere Beschwerden hatten. Bedienstete der Seilbahn hörten ihre Hilfeschreie. Anschließend konnten die Ungarn mit der Bahn ins Tal fahren. Die Kletterer wurden mit Unterkühlungen und einer auch mit schweren Erfrierungen ins Krankenhaus gebracht.

Deutsche in Salzburg vom Blitz getroffen
In Salzburg wurden zwei Deutsche beim Klettern im Hochkönigmassiv von den Ausläufern eines Blitzschlages getroffen. Einer der beiden 43-Jährigen wurde kurzfristig bewusstlos und erlitt Lähmungserscheinungen am Arm. Die Rettungsaktion war wegen des schlechten Wetters sehr schwierig und dauerte bis nach Mitternacht. Bergretter aus Dienten im Pinzgau und zwei Ärzte brachten die Kletterer ins Tal. Sie wurden ins Krankenhaus Schwarzach im Pongau gebracht.

Ebenfalls durch einen Blitzschlag geriet am Stadtrand von Hallein der Dachstuhl des Einfamilienhauses (Bilder) von Hedi und Hannes Moltinger, die in der Volksmusikszene als "Die Zwei Urigen" bekannt sind, in Brand. Das Dach ging in Flammen auf, Töpfe fielen vom Herd, Fliesen und Putz von den Wänden. Das Ehepaar rettete sich mit seinen zwei Kindern ins Freie, sie blieben alle unverletzt und fanden bei Nachbarn Unterschlupf. Feuerwehrleute aus Hallein und Oberalm löschten den Brand und deckten das zerstörte Dach provisorisch mit Planen ab.

In Lend stürzten gegen 19.15 Uhr bei der Dientener Brücke 7.000 Kubikmeter Geröllmassen über die Landesstraße in die Salzach und verschütteten die L270 auf einer Länge von rund 40 Metern. Die Straße bleibt laut Polizei voraussichtlich bis Anfang kommender Woche gesperrt, das Rafting in der Salzach wurde in diesem Bereich vorübergehend verboten.

Pärchen in Hallstatt aus Klettersteig gerettet
In Oberösterreich holten Bergretter aus Obertraun und Hallstatt unter Einsatz ihres Lebens eine 22-jährige Slowakin aus dem Seewand-Klettersteig bei Hallstatt (Bezirk Gmunden). Die Frau konnte rund 80 Meter vor dem Ausstieg des Steigs aufgrund völliger Erschöpfung nicht mehr weiter. Obwohl extrem schlechtes Wetter vorhergesagt wurde, waren die 22-Jährige und ihr Freund am Vormittag in den Klettersteig eingestiegen.

Zehn Zentimeter Neuschnee in Tirol
Neuschnee bescherte die Kaltfront Tirol - und das Ende August. Nach Angaben der Wetterdienststelle Innsbruck der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik vom Sonntag fielen bis zu zehn Zentimeter in Höhen ab 1.800 Metern. Am 2.247 Meter hoch gelegenen Patscherkofel südlich von Innsbruck wurden am Samstag um 8 Uhr zehn Grad plus gemessen. Drei Stunden später lag die Temperatur bei minus einem Grad. Laut Meteorologen war der Temperaturrückgang vor allem in Nordtirol deutlich spürbar. In Ost- und Südtirol gingen die Temperaturen zwar auch zurück, aber nicht so stark.

Starkregen und Sturmböen in Kärnten
In Kärnten verursachte eine Gewitterfront mit Starkregen und Sturmböen erhebliche Schäden. In Gmünd (Bezirk Spittal) krachte eine entwurzelte Birke auf einen geparkten Pkw. Am Faaker See (Bezirk Villach Land) musste die Wasserrettung fünf in Not geratene Schwimmer und einen Surfer an Land bringen. Verletzt wurde niemand. Insgesamt verzeichneten die Feuerwehren rund 40 Einsätze im gesamten Bundesland. Am meisten betroffen waren die Bezirke Spittal, St. Veit und Wolfsberg. Die Feuerwehren mussten etliche umgestürzte Bäume von Straßen räumen, zudem wurden überflutete Keller ausgepumpt.

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