Doris Kampus, SPÖ-Soziallandesrätin, ist die neue Grazer SPÖ-Vorsitzende und löst damit Michael Ehmann ab. Kampus war in einer einige Wochen währenden Urabstimmung unter rund 2500 stimmberechtigten Mitgliedern von 91,01 Prozent gewählt worden. Sie war die einzige Kandidatin.
Kampus zeigte sich „erleichtert, unglaublich glücklich und stolz, obwohl ich diese Bezeichnung sonst nicht so verwende.“ 20 Prozent Zustimmung wären erforderlich gewesen, sie habe bei dieser Direktwahl über 90 Prozent erreicht. Die Wahlbeteiligung von rund 41,1 Prozent bezeichnete sie als zufriedenstellend.
Überzeugungsarbeit am Wähler leisten
Auf die Frage, ob ihr im Vorfeld erklärtes Ziel der Rückgewinnung des Bürgermeistersessels nicht mehrere Legislaturperioden dauern werde, antwortete sie: „Ich hoffe nicht.“ In der derzeitigen Linkskoalition aus KPÖ, Grünen und SPÖ ist die Sozialdemokratie die kleinste Partei und ohne Sitz im siebenköpfigen Stadtsenat. Es sei aber klar, dass dies nicht von heute auf morgen gehe, die Wähler wieder von „unserer Partei und unseren Werten zu überzeugen“.
Ich bin erleichtert, unglaublich glücklich und stolz, obwohl ich diese Bezeichnung sonst nicht so verwende.
Doris Kampus
Das Gemeinderats-Wahlergebnis von 2021 mit 9,53 Prozent sei eine Katastrophe und inakzeptabel gewesen, es gehe darum, sich Schritt für Schritt zurückzukämpfen. Allerdings seien fast 50 Prozent der Wähler damals nicht zur Wahlurne geschritten, da könne man vielen Menschen ein Angebot machen.
Fokus auf Pflege und Brennpunktschulen
Inhaltlich nannte Kampus drei bis vier Punkte, auf die es sich zu konzentrieren gelte: Einerseits die Pflege, die „größte soziale Frage aus meiner Sicht“. Über 80 Prozent würden zuhause pflegen, da gelte es ein Angebot zu machen, nämlich das Modell Burgenland-Doskozil. Ein zweiter Schwerpunkt sei die Bildung, ein „ur-sozialdemokratisches Thema“. Sie verwende den Begriff „Brennpunktschulen“ nicht gerne, Chancen für Kinder sollten nicht von der Geldbörse und vom sozialen Status der Eltern abhängen. Sie wolle jedenfalls über eine Million Euro für die sogenannten „Brennpunktschulen“ erreichen.
Leerstandsabgabe wesentlicher Punkt
Das dritte Thema sei das Wohnen, das sich viele nicht mehr leisten könnten. Die Einführung u. a. einer Leerstandsabgabe dauere ihr schon zu lange, das müsse ein erster wesentlicher Punkt sein. Und im Bereich Verkehr habe man für Graz mit Landeshauptmann-Stellvertreter Anton Lang (SPÖ) als Verkehrsreferent einen starken Verbündeten, mit dem Rad- und Öffi-Verkehr weiter ausgebaut würden. Ihr sei eine Kooperation mit den Grazer Umlandgemeinden sowie kein Ausspielen der Verkehrsteilnehmer gegeneinander wichtig.
Kampus bleibt Landesrätin
Wann sie auch kommunalpolitisch von der Landesebene nach Graz wechsle, sei noch nicht festgelegt. 2024 sei die Landtagswahl, 2026 die nächste Gemeinderatswahl. Bis dahin könne noch viel passieren. „Ich mache jedenfalls beide Funktionen mit 100 Prozent.“ Der Klubvorsitz im Gemeinderat soll von Ehmann auf Daniela Schlüsselberger übergehen.
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