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Herr Waitz, Sie beschäftigen sich europaweit mit Tiertransporten. Welche Rolle spielt Salzburgs größter Schlachthof in Bergheim?
Bergheim ist vor allem eine Export-Drehscheibe. Österreich exportiert im Jahr rund 50.000 Kälber. Und die werden hauptsächlich in Bergheim gesammelt. Sie werden von den unterschiedlichen Ecken des Landes zusammengebracht und verladen, und fahren dann mit einem Bozener Unternehmer via Bozen nach, zum Beispiel, Spanien.
Wie beurteilen Sie die Zustände in Bergheim?
Ich kenne den Salzburger Rinderzuchtverband, ich war auch schon in Bergheim mit dem Rinderzuchtverband und habe mir die Verladung angeschaut. Das ist nicht schwarz oder weiß. Dort gibt es Bemühungen, und sie haben eine neue Verfütterungsstation gebaut. Dort schauen sie, dass jedes Kalb gut getrunken hat, bevor es auf die Reise geht. Da gab es schon Verbesserungen. Trotzdem wäre es mein Wunsch, die Kälber erst ab einem Alter von fünf Wochen zu transportieren.
Warum werden so viele Kälber exportiert?
Das ist unserer Milchwirtschaft geschuldet. Die Landwirte verdienen ihr Geld damit. Dieser Markt hat sich gut entwickelt. Die Milchpreise sind im Vergleich zu Deutschland in Ordnung. Die Kälber sind quasi Ausschuss. Das heißt, die Landwirte wollen sie so schnell wie möglich loswerden.
Wie könnte man hier Abhilfe schaffen?
Wir brauchen Strategien, dass wir in Österreich das Kalbfleisch produzieren, das wir hier brauchen. Und nicht, so wie jetzt, 60 Prozent unseres Kalbfleisch-Bedarfs importieren und unsere Kälber wegschicken. Das ist ein System, da passt etwas nicht. Das liegt sehr stark daran, dass für die Konsumenten nicht sichtbar ist, was sie da essen. Im Supermarkt beim Frischfleisch ist es sichtbar. Da sehen wir, dass die Anteile an österreichischem Fleisch, das gekauft wird, hinaufgehen. Bei Schweinefleisch sind wir bei mehr als 80 Prozent. Aber in der Gastronomie: Wer fragt denn, wo das Fleisch her kommt?
Kaum jemand.
Da soll es in Richtung verpflichtender Herkunftsbezeichnung gehen. Das ist die Maßnahme, um die heimische Landwirtschaft zu stärken. Die Landwirtschaftskammern unterstützen das. Die Wirtschaftskammer will das aber nicht.
Weil die Gastronomie das aus Preisgründen nicht will?
Wobei der preisliche Unterschied nicht so groß ist. Die Arbeit in der Küche ist ja dieselbe. Wir haben uns das im Großhandel angesehen. Das sind auf das Kilo gesehen zwei Euro Unterschied. Auf das Schnitzel gerechnet geht es da um 30 Cent Unterschied.
Salzburg hat viel Milchwirtschaft, aber auch einen großen Anteil an Bio-Landwirtschaft. Macht Bio bei den Transporten der Tiere einen Unterschied?
Nein, es gibt keine Einschränkungen. Es gibt in Österreich sehr wenige Bio-zertifizierte Schlachthöfe. Wobei schon ein Unterschied ist zwischen einem innerösterreichischen Transport über 6 Stunden und einem Langstreckentransport von 29 Stunden Dauer, dann eine Ruhepause und dann wieder 29 Stunden Transport quer durch Europa. Das Ziel der EU-Kommission ist aber, regionale Kreisläufe und kurze Transportwege zu unterstützen.
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