Nach dem schrecklichen Flüchtlingsdrama in Kalabrien Ende Februar führte die Spur der Hintermänner nun in die Steiermark: In der Landeshauptstadt wurde einer der Drahtzieher der illegalen Mittelmeer-Überfahrt mit mehr als 70 Toten gefasst. Er war nach der Havarie geflüchtet und hatte sich in einem Flüchtlingsheim versteckt.
Ufuk G. ist 28 Jahre alt und türkischer Staatsbürger, er wurde am Montag in der Grazer Asylunterkunft gefasst, bestätigte das Bundeskriminalamt einen entsprechenden Bericht der italienischen Zeitung „Repubblica“ gegenüber der „Krone“. Der Zugriff sei von der Finanzpolizei und einer Spezialeinheit erfolgt.
Sechs mutmaßliche Schlepper werden hinter der Tragödie in Italien vermutet. Einer sei bei der Havarie des Flüchtlingsbootes selbst ertrunken, einer gilt noch als vermisst, drei sitzen bereits in einem Gefängnis in der italienischen Stadt Crotone (ein weiterer Türke und zwei Pakistaner, von denen einer minderjährig sein soll).
Der letzte Verdächtige sei bei der gescheiterten Überfahrt als Bootslenker und Mechaniker tätig gewesen, heißt es von Zeugen, und habe sich nach dem Unglück mit einem kleinen Schlauchboot davongemacht. Er ist es, für den nun in Graz die Handschellen klickten.
Um Asyl angesucht
Ziel seiner Flucht war Deutschland, Graz offenbar nur eine Zwischenstation - dennoch hat der 28-Jährige in Österreich um Asyl angesucht. Die italienischen Behörden stellten bereits einen Auslieferungsantrag, Ufuk G. soll noch in den nächsten Stunden nach Italien überführt werden.
„Sprang ins Wasser, ohne uns zu helfen“
Ein Überlebender sagt über den nun Festgenommenen: „Als das Boot zu sinken begann, sprangen er und die anderen Männer sofort ins Wasser, ohne uns zu helfen. Die Männer hatten schwarze Gummireifen dabei, an denen sie sich im Wasser festhielten und flüchteten.“
Das mit mehr als 150 Menschen aus dem Iran, Pakistan und Afghanistan völlig überladene Flüchtlingsboot war am 26. Februar einige Dutzend Meter vor der Küste Kalabriens zerschellt, nachdem auf rauer See der Motor versagt hatte. Trümmer des Fischkutters wurden bis zu 300 Meter vor der Küste verstreut gefunden. Bislang sind 72 Todesopfer bestätigt.
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