Die Kulturhauptstadt 2024 in der Region Salzkammergut löste eine Streitlawine aus. Doch mittlerweile ist das Budget konkret und nehmen erste Projekte Formen an. Die „Krone“ fragte nach und bat auch Intendantin Elisabeth Schweeger um Stellungnahmen zur Streitkultur.
Die Fetzen sind geflogen: „Salzbaron“ Hannes Androsch kritisierte an der Kulturhauptstadt 2024, die in der Region Salzkammergut stattfinden wird, dass Lokales viel zu kurz komme, das Budget zu klein sei und die Hauptausstellung „Salt.Lake.City“ Bad Ischl mit der amerikanischen Mormonenhauptstadt gleichgesetzt. Hubert von Goisern nannte diese Kritik „intrigant“, wir haben darüber berichtet.
Frage nach Regionalbezug
Doch jetzt glätten sich die Wogen, die Ausarbeitung der Projekte beginnt. „Das Programm wird zu 85 % von regionalen Projektträgern getragen“, betont Intendantin Elisabeth Schweeger den Lokalbezug, siehe Interview unten stehend.
Auf „Krone“-Anfrage hat man das Budget in den Details offen gelegt: Man geht derzeit von insgesamt 27 Millionen Euro aus, davon steuert das Land OÖ 8,8 Mio bei, der Bund 10 Mio und die beteiligten Gemeinden mit dem Tourismus 3,6 Mio. Für Kunst- und Kulturprojekte stehen daraus 14,41 Mio Euro zur Verfügung, die Personalkosten umfassen 6,44 Mio Euro.
Deutlich weniger als Linz 09
Man hofft allerdings auch auf mehr Sponsoren (derzeit 1,3 Mio). Dennoch wird das Volumen der einstigen Kulturhauptstadt Linz 09 nie erreicht werden, dieser standen 68 Mio Euro zur Verfügung. Doch der Aufsichtsrat der Kulturhauptstadt 2024, darunter Vorsitzender Hannes Heide, Gmundens Bürgermeister Stefan Krapf, der Grundlseer Bürgermeister Franz Steinegger, stellt sich hinter das Team und beteuert: Alles wird gut und zeitgerecht realisiert werden!
Salzburg schon früh ausgestiegen
Übrigens: Entgegen ursprünglicher Pläne machen die Salzburger Wolfgangseegemeinden nicht mit. „Uns steht 2024 ein Jubiläum ins Haus, der Heilige Wolfgang hat den 1.100sten Geburtstag“, sagt Franz Eisl, Bürgermeister St. Wolfgang. Das binde alle Ressourcen, die „benachbarte Kulturhauptstadt“ aber sehe man positiv.
„Das Programm wird ausgewogen verteilt“, sagt Intendantin Elisabeth Schweeger im „Krone“-Interview.
„Krone“: Zum ersten Mal ist eine ganze ländliche Region Kulturhauptstadt. Was sind Vor- oder Nachteile?
Elisabeth Schweeger: Ich würde nicht in Vor- und Nachteile kategorisieren, sondern die Menschen dazu einladen, sich dem Spannungsfeld bewusst zu sein. Der Titel „Kulturhauptstadt Europas“ wird seit 1985 an Städte und Regionen in Europa verliehen. Erstmals in der Geschichte findet sie 2024 in einer inneralpinen, ländlich geprägten Region statt. Die Bannerstadt Bad Ischl plus 22 weitere Gemeinden in Oberösterreich und der Steiermark stellen sich den Herausforderungen der Zukunft, entwickeln eine Kulturregion, und versuchen durch das Zusammenwirken von Kunst, Kultur, Wirtschaft und Tourismus die Region zu stärken.
Es gab in der letzten Zeit Kritik am Programm, auch wurde eine gewisse „Abgehobenheit“ kritisiert. Wie gehen Sie damit um?
Streitkultur ist ein Grundprinzip einer demokratischen Gesellschaft. Es gibt eine andere Meinung, man hört sie an, findet sie interessant oder bezieht Position. Nichts wäre langweiliger, als wenn alle nur eine Denke hätten.
Auch im Vorfeld zu Linz 09 gab es damals Hickhack und dann wurde das Jahr dennoch ein großer Erfolg.
Je mehr Kunst und Kultur stattfinden und je diverser, umso besser. Der Reichtum einer Region ist die Vielfalt. Wenn die Kulturhauptstadt das auslöst, hat sie bereits eines der Ziele gewonnen: eigenständig initiativ zu werden. Kulturhauptstädte können einen fruchtbaren Boden dafür schaffen.
Wieviele Projekte kommen von Kunstschaffenden aus der Region? Könnten Sie auch das Verhältnis von inländischen und ausländischen Künstlern beziffern?
Das Programm wird auf die 23 beteiligten Gemeinden ausgewogen verteilt sein. Das Team ist international aktuell mit rund 230 Initiativen, Künstlerinnen und Künstlern sowie Vereinen aus 67 Ländern im Gespräch. Regional ebenfalls mit etwa 230. Das Programm wird überwiegend von regionalen Trägern getragen - aktuell 85 Prozent.
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