In der Debatte darum, ob wir mehr Vollzeitkräfte in unserem Land brauchen, bestätigt die ÖVP-Abgeordnete Carmen Jeitler-Cincelli die Linie des Wirtschaftsministers: „Teilzeit muss unattraktiver werden.“ Wenn wir nicht gegensteuern, wird es bald „viele Auszahlungen“ wie Pensionen nicht mehr geben …
Das betreffe zwar nicht betreuungspflichtige Frauen, aber sehr wohl jene, die aus einer eigenen Entscheidung mehr Freizeit haben wollen und deswegen nur einen Teilzeit-Job annehmen. Weil viele junge Menschen nur Teilzeit arbeiten wollen und viele „Babyboomer“ bald in Pension gehen würden, werde es sich schon bald „nicht mehr ausgehen, unseren Wohlstand zu halten“. Die Abgeordnete - selbst auch Unternehmerin - erklärt: „Unsere Großelterngeneration hat das Land nicht in Teilzeit wieder aufgebaut!“
Unser Sozialsystem geht sich nicht mehr aus? „Angstmache“
Dem widerspricht der rote Sozialsprecher Josef Muchitsch. „Die Keule, dass unser Sozialsystem nicht finanzierbar ist, stimmt nicht“, erklärt er. Auch vor 40 Jahren habe man bereits darüber diskutiert und sein Opa habe auch noch eine Pension erhalten. Für ihn sei die Warnung eine „Angstmache“. Ein viel größeres Problem sei die Rekordinflation, die viele Menschen in eine Vollzeit-Arbeit „zwingt“. Er fordert einen verbindlichen Rechtsanspruch auf Vollzeit und auch einen Anspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz. Unternehmen müssten „umdenken“ und mehr Jobs für ältere Menschen schaffen.
Gibt es ein Recht auf Faulheit?
Das demografische Problem sei, dass es im Jahr 2050 aufgrund einer alternden Gesellschaft eine Million Pensionisten mehr geben und die Zahl der Erwerbstätigen sinken werde, erklärt der Ökonom Franz Schellhorn vom Thinktank Agenda Austria. Deswegen kann er den Vorstoß, Teilzeit unattraktiver zu machen, nachvollziehen. „Jeder hat das Recht auf Faulheit, aber keiner das Recht darauf, dass die Allgemeinheit dafür bezahlt“, zitiert Schellhorn einen Sozialexperten.
Herr will Umverteilung und Arbeitszeitverkürzung
Die SPÖ-Abgeordnete Julia Herr wünscht sich „eine schon lange überfällige Umverteilung“, immerhin seien in den vergangenen 40 Jahren nur die „Gewinne“ gestiegen und nicht die Gehälter. Sie kämpft nicht nur für höhere Löhne, sondern auch für eine Arbeitszeitverkürzung auf rund 32 Stunden für alle. Die Menschen würden dann wieder „gerne in die Arbeit gehen“ und damit würde auch die Produktivität steigen. „Es geht sich aus, es liegt am politischen Willen“, ist sie sich sicher.
„Arbeitszeitverkürzung geht sich nur bei Parteien aus“
Jeitler-Cincelli mahnt: „Es gibt keinen magischen Bankomaten, aus dem das Geld kommt!“ Schellhorn stimmt ein, wenn er sagt: „Eine Arbeitszeitverkürzung kann sich nur bei den Parteien selbst ausgehen. Denn die werden von den Steuereinnahmen alimentiert und müssen das Geld ja nicht verdienen!“
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