Es steht wieder viel auf dem Spiel. Für die ÖVP, aber auch für Johanna Mikl-Leitner. Sie kämpft um Mehrheiten in - und außerhalb ihrer Partei. Die Gespräche mit der SPÖ wurden erwartungsgemäß gestoppt, jene mit der FPÖ werden nun aufgenommen.
Spätestens als die für Mittwochabend anberaumte Gesprächsrunde zwischen ÖVP- und SPÖ-Mitarbeitern von den schwarzen Vertretern einfach „vergessen“ wurde, hatte es sich abgezeichnet. ÖVP und SPÖ werden – wie berichtet – vorerst nicht zueinander finden. Wie die „Krone“ bereits prophezeite, sind die Verhandlungen dann auch offiziell gestoppt worden.
Wirbel um Hergovich-Spruch
„Die SPÖ baut bewusst unüberwindbare Hürden auf und dann sagt Sven Hergovich auch noch, wenn seine Forderungen nicht erfüllt werden, hackt er sich die Hand ab. Damit sind die Gespräche mit der SPÖ gestoppt“, erklärt Johanna Mikl-Leitner. So weit, so erwartbar. Nur was im FPÖ-Klub passierte, passte so gar nicht mehr ins schwarze Drehbuch.
Die ÖVP soll erst für sich selbst klären, was sie will. Die Zeit drängt. Ich bin bereit, mit unserer „NÖ zuerst“ Offensive für Veränderung zu sorgen.
Udo Landbauer, FPÖ-Obmann
FPÖ will nur Mikl-Leitner nicht wählen
Denn die FPÖ, auf der die Hoffnungen vieler ÖVP-Verhandler ruhten, stellte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner medial und noch vor dem ersten offiziellen Koalitionsgespräch (inoffizielle gab es dem Vernehmen nach bereits) die Rute ins Fenster.
„Wir vergessen nicht“
„Wir vergessen nicht, wie Mikl-Leitner den Impfzwang propagiert und Ungeimpfte als Problem beschimpft hat. Und auch nicht, wie Mikl-Leitner nach dem Regieplan des Herrn Ziegler, ORF-Landesdirektor von ihren persönlichen Gnaden, versucht hat, die FPÖ zu ruinieren“, richtet Landbauer seiner potenziellen Pakt-Partnerin aus. Zudem bekräftigte er, dass die FPÖ Mikl-Leitner nicht zur Landeschefin wählen wird. Dieses blaue Veto gilt - das versicherte man auf Anfrage - jedoch nicht für ÖVP-Vertreter per se, sondern nur für Mikl-Leitner.
Scheinbar ist der Wahlkampf noch immer nicht beendet. Denn Udo Landbauer hat die persönlichen Untergriffe heute fortgesetzt!
Johanna Mikl-Leitner, ÖVP-Obfrau
Landeshauptfrau erklärt: „Es geht um die Inhalte!“
Nichtsdestotrotz will es Mikl-Leitner mit der FPÖ nun aber immerhin versuchen. „Das Interesse des Landes muss über den persönlichen Befindlichkeiten stehen. Und wenn man diese Formel ernst nimmt, dann ist ganz klar, dass es um die Inhalte geht - und nicht darum, wer die markigsten Sprüche absondert. Die konkreten Forderungen der SPÖ sind für unser Land weitestgehend standortschädlich. Daher wollen wir jetzt konkrete Inhalte mit der FPÖ ausloten - und dann entscheiden, welchen Weg wir in Niederösterreich gehen“, erklärt Mikl-Leitner.
Bauernaufstand blieb vorerst aus
Ideologisch stehen die Freiheitlichen – wie berichtet – vor allem dem schwarzen Bauernbund-Flügel nahe. Oberagrarier und Landesvize Stephan Pernkopf stellte sich bei der Klubsitzung am Mittwoch aber hinter seine Chefin. „Pernkopf steht hinter Hanni und meinte, dass man sich nicht auseinander dividieren lassen darf“, berichten Anwesende. Das betont auch Bauernbunddirektor Paul Nemecek gegenüber der „Krone“.
Über die ominöse interne Umfrage des Bauernbundes, die zufälligerweise parallel zu den Koalitionsgesprächen läuft, waren in der ÖVP nicht alle begeistert. Und das, obwohl die Ergebnisse noch nicht einmal vorliegen. Dazu passt auch, was ein intimer ÖVP-Kenner verrät: „Es gibt mehrere Varianten, wie die Partei an der Spitze geführt werden soll“, erklärt der prominente Insider der „Krone“. Was mitschwingt: Nicht bei all diesen Varianten sitzt am Ende des Tages Mikl-Leitner auf dem Chefsessel. Und falls es zu einem Putsch kommt, führt der Weg nur über die Landwirte. Die Zeit läuft. Für Koalitionsgespräche, wie auch für Revolten.
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