Das Thema Krankenhäuser lässt im Landtag wieder die Wogen hochgehen. Landesrätin Juliane Bogner-Strauß muss sich zur Zerschlagung der Grazer Pulmonologie und zur drohenden Kostenexplosion beim Ennstaler Leitspital äußern. Zuvor ließ sie mit positiven Zahlen zu Personal und Wartezeiten aufhorchen.
Die verbalen Messer der Opposition sind gewetzt, Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) wird bei der Landtagssitzung am Dienstag wieder stark kritisiert. Grund sind zwei „Krone“-Artikel der Vorwoche: Sowohl zur Zerschlagung der Lungen-Abteilung am LKH Graz als auch zum immer teurer werdenden Leitspital in Stainach gibt es dringliche Anfragen von den Grünen bzw. der FPÖ.
„Der nächste Akt im Trauerspiel“
Die grüne Klubobfrau Sandra Krautwaschl sprach zu Beginn der ersten dringlichen Anfrage vom „nächsten Akt im Trauerspiel“. Es fehle im Gesundheitsbereich die Transparenz gegenüber den Mitarbeitern und der Bevölkerung, alle werden vor vollendete Tatsachen gestellt.
Bogner-Strauß gab zu, dass sie vom „Krone“-Bericht über die Grazer Lungen-Abteilung am vergangenen Donnerstag „am falschen Fuß“ erwischt wurde. Sie kritisierte aber zugleich, dass Interna nach außen getragen werden, bevor eine Lösung gefunden werden kann. Die Landesrätin betonte mehrmals: „Die Abteilung wird nicht geschlossen!“ Es brauche aber „verstärkte interdisziplinäre Zusammenarbeit“.
Weitere Fakten aus der Beantwortung der dringlichen Anfrage der Grünen:
Explodieren Kosten für Liezener Leitspital?
Die zweite dringliche Anfrage beschäftigte sich mit dem geplanten Ennstaler Zentralspital: Ein Krankenhaus in Stainach soll ab 2027 die Häuser in Bad Aussee, Schladming und Rottenmann ersetzen. „Ihr reitet ein totes Pferd“, rief Albert Royer (FPÖ) in Richtung Landesregierung. Die Kosten (zuletzt kalkuliert: 261 Millionen Euro) würden in Richtung 500 Millionen Euro explodieren. Eine Zahl, die später auch Lambert Schönleitner (Grüne) nannte.
Ich stehe zum Leitspital. Wir machen keine Zusperrpolitik, wir machen das Gegenteil.
Landesrätin Juliane Bogner-Strauß
Gesundheitslandesrätin Bogner-Strauß konnte diese Zahlen der Oppositionsparteien nicht nachvollziehen, sagte aber auch: „Wir haben eine hohe Inflation. Sollen wir deshalb alle baulichen Infrastruktur-Maßnahmen einstellen?“ Das Teuerste sei aber noch immer der laufende Spitalsbetrieb. Und auch die oft geforderte Sanierung der drei bestehenden Krankenhäusern im Bezirk würde einen dreistelligen Millionenbetrag kosten.
Kages: Mehr neue Mitarbeiter als Abgänge
Gleich zu Beginn der Sitzung gab es, quasi zum Aufwärmen, zwei Befragungen an Bogner-Strauß. Robert Reif von den Neos wollte wissen, ob die Gründe für Kündigungen von Personal in den Landeskrankenhäusern systematisch erhoben werden? Die Landesrätin versprach, das Monitoring zu ändern, um tagesaktuelle Daten zu haben. Sie ließ aber auch damit aufhorchen, dass in den vergangenen drei Jahren jeweils deutlich mehr Ärzte und Pflegekräfte neu ins Unternehmen kamen, als es verlassen haben (siehe Factbox).
Ärzte in den Kages-Krankenhäusern:
Im Jahr 2020: 163 Abgänge, 365 Neueintritte
Im Jahr 2021: 192 Abgänge, 360 Neueintritte
Im Jahr 2022: 209 Abgänge, 407 Neueintritte
Summe: 560 Abgänge, 1132 Neueintritte
Pflegepersonal in den Kages-Krankenhäusern:
Im Jahr 2020: 287 Abgänge, 714 Neueintritte
Im Jahr 2021: 461 Abgänge, 735 Neueintritte
Im Jahr 2022: 639 Abgänge, 1040 Neueintritte
Summe: 1387 Abgänge, 2509 Neueintritte
Immer mehr Mitarbeiter in Teilzeit
Warum gibt es dann vielerorts Personalmangel? Die Kages begründet das mit einem immer höheren Anteil von Teilzeit-Arbeitskräften. Knapp die Hälfte der neuen Mitarbeiter arbeitet nicht mehr Vollzeit. Und auch immer mehr langjährige Mitarbeiter steigen auf (Alters-)Teilzeit um. Ein weiterer großer Faktor ist die zunehmende Spezialisierung in der Medizin.
Und warum sind trotz mehr Mitarbeiter derzeit mehr als 600 Betten gesperrt? Ein Drittel sei auf Pandemie und Infrastrukturmaßnahmen zurückzuführen, so Bogner-Strauß. In einigen Abteilungen seien zudem 25 Prozent der Betten gesperrt, obwohl nur zehn Prozent des Personals fehlen würden. Das liege daran, dass Patienten immer intensiver betreut werden müssen.
Wartezeiten haben sich verkürzt
Kurze Zeit später erfragte Werner Murgg (KPÖ) die aktuellen Wartezeiten für gewisse geplante Operationen in den Kages-Häusern - die Daten auf der Webseite sind noch von November 2020. Diese Unaktualität bedauerte die Landesrätin. Laut ihr hätte sich die durchschnittliche Wartezeit seit November 2020 aber fast überall verbessert, konkret bei Hüftgelenksprothesen von 22 auf 15 Wochen, bei Knieprothesen von 36 auf 27 Wochen, bei Knie-Arthroskopien von 29 auf 22 Wochen und bei Bandscheiben-OPs von 39 auf zehn Wochen.
Einzig bei Katarakt-Eingriffen (Grauer Star) müssen die Steirerinnen und Steirer derzeit länger warten als zu Zeiten des zweiten Corona-Lockdowns: Nun sind es 34 (statt damals 20) Wochen.
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