Der Wiener ÖVP-Chef Karl Mahrer mag den Brunnenmarkt in Ottakring nicht mehr. Bei einem Besuch im beliebten Nahversorgungs-Grätzel sind ihm die dortigen Kaufleute aufgefallen - und zwar offenbar nicht sonderlich positiv. „Syrer, Afghanen, Araber haben die Macht über den Brunnenmarkt übernommen“, ärgerte sich Mahrer in einem Video über die Herkunft der Wirtschaftstreibenden. Die SPÖ ortete Wien-Bashing und forderte umgehend eine Entschuldigung bei den Wienerinnen und Wienern.
„Man kann aktuell am Brunnenmarkt nicht von einer bereichernden kulturellen Vielfalt sprechen, wenn in Österreich, in Wien, österreichische Kultur nicht mehr vorhanden ist“, konstatierte der Wiener ÖVP-Chef auch in einer Aussendung. Der Markt mit seinem traditionell internationalen Angebot stellt für Mahrer ein „Sinnbild gescheiterter Integration“ dar. Außerdem sei der Bereich in Richtung Gürtel eine Unsicherheitszone geworden, in dem Drogenhandel ein Problem darstelle, befand er.
„Rassismus ist keine Meinung“
SPÖ-Klubchef Josef Taucher zeigte sich über die Aussagen schockiert. „Rassismus ist keine Meinung. Die rassistischen Verbalattacken sind ein Frontalangriff auf arbeitende Menschen in Wien. Das ist beschämend und eines Politikers unwürdig“, so Taucher in einer Aussendung. Die ÖVP betreibe ihr tägliches Wien-Bashing, Mahrer solle sich bei den Wienerinnen und Wienern entschuldigen.
„Unsere Wiener Märkte sind der Pulsschlag dieser Stadt. Sie sind wichtige Nahversorger und versorgen die Menschen mit frischen, regionalen und gesunden Lebensmitteln. Wiens Märkte sind Orte der Begegnung, der Vielfalt und des Austauschs“, hob der SP-Politiker hervor. Er ortete ein Ablenkungsmanöver seitens der ÖVP, das von der „Unfähigkeit“ der ÖVP in der Bundesregierung ablenken solle. Für die Sicherheitssituation machte Taucher die einstige schwarz-blaue Bundesregierung verantwortlich, unter der es zu einem massiven Abbau der Polizei gekommen sei, wie er erläuterte.
Wiens Grünen-Chefin Judith Pühringer stellte klar, dass sie kein Verständnis für eine derartige „willkürliche und billige Hetze“ gegen Menschen habe, die dort arbeiten und das Leben der Menschen im Bezirk bereichern würden. Außerdem meldete sie via Twitter Zweifel daran an, dass die ÖVP Wien etwas von Wirtschaften versteht.
„Schäbiges, politisches Manöver“
Der Wiener NEOS-Chef Christoph Wiederkehr findet die Aussagen Mahrers „nicht nur falsch, sie sind rassistisch“. Auf Twitter sah Wiederkehr „ein schäbiges politisches Manöver, Menschen, die sich bei uns etwas aufgebaut haben und zur Gemeinschaft beitragen, derart zu verunglimpfen. Leider ist die Wiener ÖVP mittlerweile kaum mehr von der FPÖ zu unterscheiden.“
Mahrer selbst veröffentlichte später ein Statement dazu, indem er seine Positionierung noch verstärkte. So hieß es darin, Zuwanderer wurden sich abschotten und „Parallelgesellschaften aufbauen, um ihre Kultur ungestört weiterleben zu können“. Der Brunnenmarkt sei mittlerweile eine „Unsicherheitszone“, so habe es etwa im „Oktober 2021 um 55 Prozent mehr Sexualstraftaten gegeben als im Vorjahr“.
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