Die Führung der SPÖ scheint sehr begehrt zu sein. Bis zum Ablauf der Frist Freitagmitternacht haben sich 73 Personen für die Mitgliederbefragung um den Parteivorsitz beworben, teilte die Bundespartei Samstagnachmittag auf Anfrage mit. Das Ringen um die Führung der Partei hat auch einen richtigen Mitglieder-Boom ausgelöst. 9000 Neue kamen hinzu.
Ob tatsächlich 73 Namen am Stimmzettel stehen werden, ist noch offen. Bis zu den Gremiensitzungen von Präsidium und Vorstand würde die Liste gesichtet. Wie die SPÖ weiter vorgeht, wird dann entschieden. Ob auch alle Interessierten zugelassen werden, ist damit offen. Oberösterreichs Landeschef Michael Lindner etwa äußerte diesbezüglich allerdings bereits leise Skepsis.
Unter den Bewerbern dürften nur Amtsinhaberin Pamela Rendi-Wagner, der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und der Traiskirchner Bürgermeister Andreas Babler überregional bekannt sein. Weitere Namen nannte die Partei nicht. Das Interesse ist aber bei Männern deutlich größer. Unter den Bewerbungen sind nur vier von Frauen.
147.000 Stimmberechtigte
Einen Run hat das spannende Rennen auf die Partei-Mitgliedschaft ausgelöst. Alleine in der vergangenen Woche kamen 9000 hinzu. Damit werden bei der Befragung, die von 24. April bis 10. Mai stattfinden soll, etwa 147.000 Personen stimmberechtigt sein. Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch sieht darin ein „starkes Zeichen“ und bedankte sich bei den Mitarbeitern, die die Mitgliedsanträge bis in die gestrigen Nachtstunden bearbeitet hätten.
Schon am Morgen hatte sich Amtsinhaberin Rendi-Wagner in einem Video an die Mitglieder gewandt. Darin wirbt sie für die eingeschlagene Vorgangsweise mit Mitgliederbefragung und Parteitag, damit „Debatten über uns selbst, die uns als Bewegung lähmen“, endgültig beendet werden können.
Als Parteivorsitzende sei es ihr wichtig, „diese notwendigen Entscheidungen“ rasch zu treffen, „damit die drängenden Lösungen und Themen, die wir für unser Land haben, wieder im Vordergrund stehen“, sagt Rendi-Wagner. Mit den jüngsten Beschlüssen werde sichergestellt, dass es eine „demokratisch legitimierte Entscheidung“ gebe.
In dem knapp eineinhalbminütigen Video, das Rendi-Wagner mit eher ernster Miene im Freien zeigt, nannte die Parteichefin die gegenwärtige Situation keine einfache für der Sozialdemokratie nahe stehende Menschen. Aber sie wisse auch, dass man diese Situation meistern werde. Die SPÖ sei eine Partei der Zuversicht, weshalb sie die kommenden Wochen auch als Chance sehe, so Rendi-Wagner, die das Video mit einem „tief empfundenen“ Freundschaft und Glück auf beendet.
Auch der Traiskirchner Bürgermeister Babler setzt auf ein Social Media-Video, das er in der Nacht veröffentlichte. Er will der Bewegung Stolz und Würde zurückgeben, wie er - ebenfalls im Freien mit eher ernster Miene und Musikuntermalung - meint: „Es ist die Chance einer Aufrichtung der Sozialdemokratie“, wirbt der Stadtchef um Unterstützung und Einigkeit.
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