Eine aktuelle Anfragebeantwortung zum Thema Drogenkonsum unter Minderjährigen bringt Zahlenmaterial der Jahre 2017 bis 2020 für Tirol ans Licht. Darin heißt es etwa: „Der Substanzkonsum sei im Jugendalter weit verbreitet.“ FP-Chef Markus Abwerzger vermisst jedoch „konkrete Antworten“.
„Kinder und Jugendliche als Drogenopfer in Tirol“ lautet die schriftliche Anfrage, die im Februar FP-Landesparteichef Markus Abwerzger an LR Eva Pawlata (SPÖ) gestellt hat. Nun liegen ihre Antworten auf die 15 Fragen vor. Laut den Epidemiologie-Berichten der Gesundheit Österreich GmbH der Jahre 2017 bis 2020 seien in Tirol auf Basis von Obduktionsbefunden sieben tödliche Überdosierungen in der Altersgruppe der unter 18-Jährigen verifiziert worden - davon vier Mädchen im Alter von 13, 15, 16 und 17 Jahren sowie drei Buben im Alter von 15 und 16 Jahren. Die Veröffentlichung der Daten für 2021 und 2022 sei bisher noch nicht erfolgt.
Die Unterstützungsangebote der Kinder- und Jugendhilfe umfassen ambulante Betreuung im Familiensystem sowie Wohnformen in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe wie rundum Betreutes Wohnen und Betreutes Wohnen.
Eva Pawlata
Konsum im Jugendalter „weit verbreitet“
Prinzipiell werde die Kinder- und Jugendhilfe dann tätig, wenn in Familien die Versorgung, Betreuung und Erziehung der Kinder bzw. Jugendlichen nicht ausreichend gewährleistet seien. Seit 2017 sei es bei drei Jugendlichen, die neben anderen Unterstützungssystemen im Rahmen der vollen Erziehung betreut wurden, zu Todesfällen gekommen.
Substanzkonsum in krisenhaften Phasen sei im Jugendalter „weit verbreitet“, er stelle allerdings für die Mehrzahl von ihnen ein vorübergehendes, auf die Adoleszenz begrenztes Entwicklungsphänomen dar. Lediglich ein Teil der mit Substanzkonsum erfahrenen Jugendlichen entwickle relevante Missbrauchs- oder Abhängigkeitsformen.
„Diese Gruppe wird nicht nur zunehmend jünger“
„Die Unterstützungsangebote der Kinder- und Jugendhilfe umfassen ambulante Betreuung im Familiensystem sowie Wohnformen in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe wie rundum Betreutes Wohnen und Betreutes Wohnen. Im Betreuten Wohnen unterstützen zusätzliche Nachtkontrollen, dass Vereinbarungen, der Tag-Nacht-Rhythmus, der Umgang mit Regeln für Besucher eingehalten werden“, versichert Pawlata.
Die Gruppe der Jugendlichen mit multiplem, teils lebensbedrohlichem Substanzgebrauch stelle das Hilfesystem vor komplexe Herausforderungen. „Nicht nur, dass die Gruppe zunehmend jünger wird, sondern sie sind aufgrund von teilweiser Wohnungslosigkeit für die bestehenden Hilfsstrukturen nur schwer erreichbar. Spezifisch für diese Zielgruppe wurde seitens der Kinder- und Jugendhilfe die neue Wohnform ,BEWO intensiv PLUS’- Betreuung inklusive durchgehendem Nachtdienst - entwickelt.“
Ich möchte ganz genau wissen, mit welchem Konzept die Jugendlichen betreut werden.
Markus Abwerzger
„Konkrete Fragen, aber keine konkreten Antworten“
Bei einem Teil von ihnen sei die Gefahr einer Überdosierung laufend präsent. Darunter auch junge Menschen, bei denen aufgrund einer akuten Selbst- und Fremdgefährdung eine stationäre Aufnahme in der Kinder- und Jugendpsychiatrie im Anschluss an die Behandlung in der Kinderklinik indiziert sei.
Nicht zufrieden mit diesen Antworten zeigt sich Abwerzger im März-Landtag: „Ich stelle Ihnen 15 konkrete Fragen, bekomme aber keine konkreten Antworten. Ich möchte ganz genau wissen, mit welchem Konzept die Jugendlichen betreut werden. Und: Die jungen Betroffenen erhalten teils eine Garçonnière und wohnen dort alleine - doch wie intensiv sind hier die Kontrollen tatsächlich? Viele Fragen, keine Antworten - ich bin enttäuscht.“ In 90 Prozent trage das Elternhaus die Verantwortung für die Entwicklung ihrer süchtigen Kinder. „Aber es gibt auch völlig andere Fälle“, betonte Abwerzger.
„Unterbringung ist nicht gleich Therapie“
Pawlata konterte: „Es obliegt schon der Beurteilung der Fachabteilung, was Betroffene wann benötigen. Nur jene Jugendlichen sind in Garçonnièren untergebracht, die auch Selbstständigkeit aufweisen können. Zudem: Kontrolle kann auch nicht alles verhindern.“ Die FPÖ fordert bekanntlich, dass drogenabhängige Kinder und Jugendliche auch gegen ihren Willen zu einer Therapie in der Kinder- und Jugendpsychiatrie eingeliefert werden können - das ist derzeit gesetzlich in Österreich nicht möglich.
Doch Pawlata winkt hier ab: „Unterbringung ist nicht gleich Therapie. Man darf etwa unter 14-Jährigen nicht unterstellen, dass ihnen die nötige Reife fehlt. Kindern und Jugendlichen die Freiheit zu entziehen, ist nicht in Ordnung.“
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.