Hunderte Verletzte
Proteste gegen neue Wasserspeicher in Frankreich
In Frankreich kommt es derzeit nicht nur bei Protesten gegen die Pensionsreform zu Ausschreitungen. In Sainte-Soline gingen am Wochenende Menschen gegen den Bau von Wasserspeichern auf die Straße. Die Polizei soll Granaten und Gummigeschosse gegen die Demonstrierenden eingesetzt haben. Hunderte Menschen wurden verletzt.
Die Feuerwehr sei nicht durchgekommen, berichtete eine Rettungssanitäterin vor Ort. „Zwei Umweltaktivisten liegen im Koma und schweben noch heute in Lebensgefahr“, schrieb die „Zeit“-Korrespondentin Annika Joeres auf Twitter. „agrarheute“ hatte zuvor von mehr als 30 Verletzten berichtet, darunter fünf Schwerverletzten. Laut dem Bericht sollen sowohl die Polizei als auch die Protestierenden an den Ausschreitungen beteiligt gewesen sein.
Am vergangenen Samstag gingen Tausende Menschen gegen den Bau neuer Wasserspeicher nahe dem Dorf Saint-Soline in Westfrankreich auf die Straße. Die genaue Zahl wird auf 6000 (Behörden) bis 30.000 (Organisatorinnen und Organisatoren) geschätzt. Darunter waren unter anderem ein Verband der Kleinbäuerinnen und Kleinbauer sowie Umweltgruppen. Der Hintergrund des Bauplans ist die extreme Trockenheit in Frankreich. 16 große Wasserreservoirs sollen künftig im Winter bei hohem Grundwasserstand gefüllt werden und in trockenen Monaten die Felder bewässern. Landwirtinnen und Landwirte haben die Hoffnung, ihre Ernten dadurch über Dürreperioden hinwegzuretten. Von den Wasserreservoirs könnten mehr als 400 von ihnen profitieren.
Exklusive Wassernutzung befürchtet
Gegnerinnen und Gegner des Vorhabens wenden jedoch ein, dass damit ein öffentliches Gut privatisiert werde. Das Wasser könnte nur von wenigen Agrarbetrieben genutzt werden dürfen, die Allgemeinheit werde ausgeschlossen. Der Konflikt schwelt bereits seit Monaten und eskalierte am vergangenen Wochenende. Obwohl die Behörden ein Versammlungsverbot verhängt hatten, riefen zwei Umweltgruppen und ein Verband der Kleinbäuerinnen und Kleinbauer zu Protesten an einem Speicherbecken bei Saint-Soline auf, das derzeit noch gebaut wird. Etwa 3000 Polizistinnen und Polizisten waren an dem Einsatz beteiligt.
Sie wurden mit Feuerwerkskörpern und Molotow-Cocktails beschossen, sollen aber laut Augenzeuginnen und Augenzeugen auch selbst brutal gegen Aktivistinnen und Aktivisten vorgegangen sein. Die Rede ist von Tränengas-Granaten, Wasserwerfern oder Gummigeschossen, um Protestierende zurückzudrängen. Hunderte Menschen, darunter 24 Sicherheitskräfte, sollen verletzt worden sein, zwei gar lebensgefährlich.
Die Menschenrechtsbeauftragte der französischen Regierung, Claire Hédon, ist laut eigener Aussage „sehr schockiert über die jüngsten Szenen.“ Es sei Aufgabe der Polizei, zu deeskalieren. Erst kürzlich wurden in Frankreich Hunderte Menschen bei Protesten gegen die Pensionsreform verletzt. Vor allem bei spontanen Protesten kommt es vermehrt zu Gewalt, die sich gegen beide Seiten richtet.
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