Steirische Initiative

Diagnose Demenz: Angehörige brauchen mehr Hilfe

Steiermark
30.03.2023 13:17

Immer mehr Steirer leiden an Demenz. Oft dauert es viel zu lange, bis Betroffene eine Diagnose und Angehörige Unterstützung erhalten. Warum die Erkrankung noch immer ein Tabu ist und was sich nun ändern soll.

Als die Großmutter mit 90 Jahren nicht mehr zu Hause leben konnte, fanden die Angehörigen beim Ausräumen Briefe, die sie angefangen hatte, aber nicht mehr fertig schreiben hatte können. „Wir haben Anzeichen übersehen“, gewährt Michael Koren, Geschäftsführer des steirischen Gesundheitsfonds, einen sehr privaten Einblick.

Bald 24.000 Betroffene in der Steiermark
In einer immer älter werdenden Gesellschaft erkranken immer mehr Menschen an Demenz. Studien gehen von 24.000 Betroffenen in der Steiermark im Jahr 2030 und bereits mehr als 35.000 Personen im Jahr 2050 aus. „Es ist eine oft tabuisierte Erkrankung, die vielfach zu spät erkannt wird - oder nicht erkannt werden möchte“, sagt Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß.

Michael Koren, Landesrätin Juliane Bogner-Strauß, Claudia Knopper und Peter Rosegger (von links). (Bild: steiermark.at/binder)
Michael Koren, Landesrätin Juliane Bogner-Strauß, Claudia Knopper und Peter Rosegger (von links).

In der Steiermark soll nun eine „Pionierleistung“ (Bogner-Strauß) Menschen mit Demenz und insbesondere auch ihren Familienmitgliedern Perspektiven geben. „Viele Angehörige kämpfen mit Unwissenheit und unbekannten Begriffen. Bis man im System die richtigen Fragen stellen kann und zu den richtigen Anlaufstellen kommt, dauert es viel zu lange“, sagt Claudia Knopper. Sie ist Gründerin der Steirischen Alzheimerhilfe (SALZ), die Gesprächsrunden für Angehörige anbietet.

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Für uns Angehörige ist die andere Deutung der Realität durch die Erkrankten oft am schwierigsten.

(Bild: Bergauer)

Claudia Knopper (Steirische Alzheimerhilfe)

„Wie nehme ich Erkrankten das Auto weg?“
Welche Fragen dort laut Knopper immer wieder auftauchen: „Wie bringe ich jemanden zum Arzt und erhalte eine Diagnose, wenn er oder sie nicht will? Wie kommuniziere ich richtig, wenn jemand im Winter ohne Jacke das Haus verlässt? Wie können wir die Betreuung finanzieren? Was kann man zum Beispiel als Tochter oder Sohn tun, wenn der Vater die Erkrankung der Mutter abstreitet? Wie nehme ich Erkrankten das Auto weg?“

Fakten

  • Im Herbst 2022 wurde eine Demenz-Koordinationsstelle im Gesundheitsfonds Steiermark eingerichtet. Sie legt die Strategie fest, die Umsetzung erfolgt durch den neuen Verein Netzwerk Demenz Steiermark. 
  • Gefördert wird der Verein jährlich mit 250.000 Euro. Der Vereinsvorstand (Claudia Knopper, Günter Klug, Gerald Geyer, Christian Lagger, Sylvia Müller, Leo Payr) arbeitet ehrenamtlich.
  • Es gibt auch einen multiprofessionellen Fachbeirat, der sich am Donnerstag konstituiert hat.

SALZ ist einer von drei Organisationen hinter dem neuen Netzwerk Demenz Steiermark, das für eine bessere und raschere Versorgungskette im Erkrankungsfall sorgen soll. Ebenfalls mit an Bord sind die Psychosozialen Dienste Steiermark und das Grazer Krankenhaus der Elisabethinen, deren Abteilungen Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie sich auf ältere Menschen spezialisiert haben.

Steiermarkweite „Angebotslandkarte“ bis Jahresende
Bis vor Kurzem bei den Elisabethinen beschäftigt war Peter Rosegger. Nun ist der Geschäftsführer des neuen Netzwerks. In dieser Funktion schildert er die ersten Vorhaben: So soll bis Jahresende eine steiermarkweite „Angebotslandkarte“ online sein, die anhand von Fragen durch das System führen soll. Bei den Elisabethinen soll schon während eines stationären Aufenthalts eines an Demenz erkrankten Patienten an der Versorgung nach der Entlassung gearbeitet werden.

Und auch weitere Berufsgruppen sollen im Umgang mit Demenzerkrankten geschult werden. Bei der Polizei ist dies schon der Fall, im Auge sind nun etwa Supermarkt-Mitarbeiterinnen, Bankangestellte oder Kontrolleure in den Öffis. 

Nach Diagnose fehlt Behandlungsplan
Der steirische Weg ist also der richtige, das Ziel aber noch weit entfernt. Knopper: „Mein größter Wünsch: Ich hätte gerne, dass es nach einer Diagnose einen Behandlungsplan gibt. Das fehlt derzeit völlig.“

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