Filzmaier analysiert

Breaking News! Turbulenter April steht bevor

Politik
02.04.2023 10:00

Das wird ein Monat! In der Politik jagt ein Paukenschlag die nächste Sensation! Es wird „Krone“-Schlagzeilen mit einer gigantischen Buchstabengröße geben, als hätte sich die Wiederkehr von Christus auf Erden ereignet! Im Fernsehen stehen Sondersendungen unmittelbar bevor! Breaking News!

1. Bundeskanzler Karl Nehammer muss sich parteiintern einer Kampfabstimmung gegen Sebastian Kurz stellen, wer für die nächste Nationalratswahl Spitzenkandidat der ÖVP ist. Im bisher tragikomischen Personenkarussell der SPÖ dürfte hingegen als logischer Kompromiss Werner Faymann an die Parteispitze zurückkehren. Genauso steht ja die Wiederaufnahme Heinz-Christian Straches in die FPÖ bevor. Peter Pilz wird wieder ein Grüner. Und auch Matthias Strolz steht vor einem rosafarbenen Comeback.

2. Apropos Nehammer: Dem Bundeskanzler nahm man übel, dass er auf dem Tiroler Parteitag der ÖVP die Einnahme von Alkohol oder Psychopharmaka empfahl. Wenn wir nämlich politisch so weitermachen wie bisher, sagte er. Nun entschuldigte er sich und schwört bei Allah, absoluter Abstinenzler und Veganer zu werden. Der blaue Herbert Kickl hat gleichzeitig in Niederösterreich eine eidesstattliche Erklärung unterschrieben, niemals mehr wie früher in Fällen der Infektion mit dem Coronavirus ein Pferdeentwurmungsmittel zu bewerben.

Bundeskanzler Karl Nehammer (Bild: APA/ROBERT JAEGER)
Bundeskanzler Karl Nehammer

3. So viel Einsicht und Reue, das sind endlich richtig gute Nachrichten. Sie orientieren sich an internationalen Vorbildern: Der bayrische Ministerpräsident Markus Söder ernährt sich ebenfalls ausschließlich vegan, wie eine Tierschutzorganisation bekannt gab. Sogar Donald Trump bereut zutiefst seine Affäre und das Schweigegeld für Stormy Daniels. Nicht wegen der Anklage gegen ihn, sondern weil er nach Interventionen des Papstes vom Katholikentag in Deutschland ausgeladen wurde.

4. Klimaaktivistin Greta Thunberg macht übrigens endlich eine Ankündigung aus dem Jahr 2019 wahr. Sie ist mittlerweile sicher, alle Politiker von den Gefahren der Zerstörung von Umwelt und Klima überzeugt zu haben, und wird daher ab April wieder zur Schule gehen. Statt Aktivismus zu betreiben, holt sie dort ihren Abschluss nach. Stichhaltige Gerüchte besagen, dass im Gegenzug Pamela Rendi-Wagner nach dem Verlust des Vorsitzes in der SPÖ hauptberufliche „Klimakleberin“ werden will.

Greta Thunberg (Bild: AP)
Greta Thunberg

5. Ach ja, und in eigener Sache, weil Ende Juni ja vorgezogene Neuwahlen stattfinden. Ein schwedisches Möbelhaus hat einen Milliardenauftrag an Land gezogen. Dementsprechend werden ab sofort 1001 Jahre lang - sozusagen für tausendundeine Nacht - alle Wahllokale in Österreich mit der „Vokskabin“ ausgestattet, welche das Wahlgeheimnis mit Spezialholz schützt. Das Innenministerium hat den unkündbaren Vertrag dazu unterschrieben. Das war gestern. Also am 1. April.

6. April, April, April! Die ersten fünf Punkte sind klarerweise frei erfunden. Erstunken und erlogen sozusagen. Doch als Aprilscherz kann man das ja machen. Die Scherze mit Söder, Trump, Thunberg und den einst von mir mitgemachten Witz mit der Wahlkabine des besagten Möbelhauses gab es jeweils wirklich. Eine Menge Leute nahmen das freilich für bare Münze und glaubten es.

7. Ob man das lustig findet, ist Geschmackssache. Was für alle politischen Aprilscherze als einzige Grenze gilt: Verleumdung - etwa die Unterstellung strafbarer Handlungen - gehört genauso wenig dazu wie Sekundenkleber auf der Klobrille. Doch ansonsten ist es ein Volkssport, Anfang April auch Dinge zu behaupten, die es in der Politik nie gegeben hat.

8. Zwar konnte der Erfinder von Aprilscherzen von der Geschichtswissenschaft nie ausgeforscht werden. Die deutsche Bundeszentrale für Politische Bildung erklärt jedoch, dass die Redensart „Jemanden in den April schicken“ erstmals 1618 in Bayern aufgetaucht ist. Die Scherzursprünge vermutet man gar in der Zeit der alten Römer. Sind unwahre Geschichten über Politik und Politiker somit bloß eine harmlose Tradition? Leider nein.

(Bild: ©MclittleStock - stock.adobe.com)

9. Was nachdenklich stimmt: Im Grunde sind politische Falschnachrichten alias Fake News nichts anderes als die gemeingefährliche Fortsetzung halbwitziger Aprilscherze. Was, wenn herumerzählt wird, dass unsere Regierungspolitiker sich heimlich eine Sonderprämie von Hunderttausenden Euro Steuergeld genehmigen? Oder dass die Opposition in ihren Parteizentralen heimlich Waffen für einen Staatsstreich lagert? Oder dass Politiker XY seine Frau prügelt und Kinder missbraucht? Glauben die Menschen das ebenfalls?

10. Das Teuflische bei den Fake News ist, dass fast alle Österreicher anerkennen, diese seien ein Problem. Gleichzeitig ist eine klare Mehrheit genauso überzeugt, dass nur die jeweils anderen Fake News aufsitzen. Man selber hat die Wahrheit sowohl irgendwo im Internet gelesen als auch gepachtet. Liebe Leute, das geht sich nicht aus. Man sollte also am Tag nach dem 1. April darüber nachdenken, nicht jeden Unsinn zu glauben.

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