Reformen gefordert

Österreichs Schulen sind noch in der Steinzeit

Politik
05.04.2023 06:00

Lehrermangel, veralteter Unterricht, Schulen offline: Experten kritisieren den Gesamtzustand der Bildungseinrichtungen in unserem Land und fordern von der Politik endlich nachhaltige und mutige Reformen.

Das Schulsystem ist teilweise noch in der Steinzeit. Unterricht wie in den 1950er-Jahren, kein flächendeckender Internetzugang. So das Urteil zahlreicher Experten und von Teilen der Opposition.

Der Ärger eskalierte, als Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) sein Modell „Klasser Job“ zur Anwerbung von Quereinsteigern und Charmeoffensiven bei Maturanten als taugliche Mittel gegen die akute Personalnot pries. Lehrer und Gewerkschaft läuteten alarmiert die Schulglocken. 33.300 von 123.000 Pädagogen an Pflichtschulen sind über 55, 20.000 gehen bald in Pension. Polascheks realitätsferne Kampagnen über die Attraktivität des Lehrerberufs würden wenig bringen, so die Lehrerschaft.

Bildungsminister Martin Polaschek muss derzeit viel Kritik einstecken. (Bild: APA/GEORG HOCHMUTH)
Bildungsminister Martin Polaschek muss derzeit viel Kritik einstecken.

Reisen bildet: vor allem in Estland und Finnland
Kritiker verweisen auf andere Länder. In Estland oder Finnland seien alle Schulen seit über 20 Jahren online. Dort suchen sich die Schulen die Lehrer aus - dabei seien auch Schüler eingebunden, berichtet NEOS-Bildungssprecherin Martina Künsberg-Sarre nach einer Dienstreise in den Norden. Die Mandatarin fordert von Polaschek endlich mutige Reformen. Vor allem im Bereich Digitalisierung. „Laptops auszuteilen, ist zu wenig.“

Experte: „Nur die Besten sollen Lehrer werden“
Bildungsexperte Andreas Salcher sieht auch in Kanada ein lohnendes Vorbild. „Nur die Besten in solchen Ländern lehren.“ Dies gehe auch mit Integration einher - Kanada sucht sich seine Zuwanderer aus - die sind dann oft sprachlich besser als „Autochthone“.

Für Salcher sind es hausgemachte Probleme. Zu viele Lehrer in Teilzeit (bis zu 40 Prozent); zwanghafte Akademisierung des Berufs. „Studien belegen, dass das nichts bringt. Viel wichtiger sind vor allem in den ersten Schuljahren Unterstützung und Feedback.“ Dass es etwa in Deutschland nicht besser sei, könne keine Ausrede sein. Es brauche bessere Aus- und Fortbildung von Lehrern. Jedes Kind müsse bestmöglichen Unterricht in der Klasse erhalten. „Bei uns klaffen Anspruch und Realität zu weit auseinander.“

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt