Das Thema regt auf: 165 Stellungnahmen wurden zum steirischen Fotovoltaik-Programm abgegeben, viele davon sind kritisch. Nun müssen bis zum Sommer viele heikle Entscheidungen fallen.
Ende Jänner legte das Land Steiermark die Pläne für den großen Sonnenstrom-Ausbau vor. In 34 Gemeinden sollen auf insgesamt 824 Hektar große Fotovoltaik-Anlagen ermöglicht werden. Widerstand kommt vor allem von Landwirten - aber nicht nur. Wie geht es nun weiter?
Was sind die Hauptkritikpunkte der Stellungnahmen?
Vor allem die Auswahl der Flächen regt auf. Regional sind sie sehr unterschiedlich verteilt: Der Schwerpunkt liegt im Süden und Osten, die Obersteiermark kommt kaum vor. Generell sind gut geeignete Hanglagen ausgespart. Zudem sollen viele landwirtschaftlich genutzte Flächen mit Solarpaneelen verbaut werden. Bauern sorgen sich um die Versorgungssicherheit. Als Nebeneffekt könnten auch Pachtpreise stark steigen.
Wurden die Gemeinden und Grundstückseigentümer zu wenig eingebunden?
Von einigen wird das kritisiert: Ein Vorwurf, der von Landesseite zurückgewiesen wird. Die Gemeinden haben bei den Großanlagen jedenfalls kaum Einfluss mehr - im Gegensatz zu kleineren Anlagen unter zehn Megawatt. Diese bleiben in der Verantwortung der Kommunen und sollen ebenso vorangetrieben werden.
Gibt es auch Stimmen, die sich noch mehr ausgewiesene Flächen wünschen?
Ja, vor allem von Seiten der Wirtschaft (Industriellenvereinigung, WKO). Die GKB bieten etwa aktiv eine ehemalige Bergbaufläche an, die Energie Steiermark bringt gleich elf weitere Zonen ins Spiel! Es ist aber kaum zu erwarten, dass neue Flächen in dieses Programm aufgenommen werden.
Zahlreiche Privatpersonen und Unternehmer wundern sich über die Pläne: Sie selbst warten lange bzw. vergeblich auf einen Netzanschluss für ihre (kleine) PV-Anlage. Wie passt das zusammen?
Nun, zum einen sollen die Großanlagen rasche (und relativ kostengünstige) Erfolge bei der Energiewende bringen: Die ausgewählten Flächen befinden sich in der Nähe von Trafostationen. Für Tausende kleine Fotovoltaik-Anlagen ist das Netz hingegen oft nicht ausgelegt.
Der notwendige Netzausbau wird in vielen Stellungnahmen mahnend erwähnt. Wie geht es dort voran?
Die Energie Steiermark hat angekündigt, 1,5 Milliarden Euro in den Netzausbau zu investieren. Heuer sind es etwa 150 Millionen Euro, der Schwerpunkt liegt laut Sprecher Urs Harnik auf der Oststeiermark („hier ist der größte Aufholbedarf“), aber auch auf Regionen der Weststeiermark, des Mur- und Mürztals. Noch in der Genehmigungsschleife ist die von der APG forcierte neue, leistungsstärkere Ennstal-Leitung. So trifft auf lokalen Widerstand.
Wie ist der weitere Fahrplan für das Sachprogramm?
Die Stellungnahmen werden nun alle geprüft, heißt es aus dem Büro von Umweltlandesrätin Ursula Lackner (SPÖ). Es wird quasi um jeden Hektar gerungen. Eine Beschlussfassung soll vor dem Sommer erfolgen.
Schon nächste Woche wird im Landtag heiß diskutiert: Die Grünen bringen eine dringliche Anfrage ein. Sie kritisieren die Auswahl der Flächen - diese seien zudem in Summe zu wenig. „Die bisherigen Pläne gehören grundlegend überarbeitet, vor allem, was die Auswahl der Grundstücke betrifft“, sagt Energiesprecherin Lara Köck.
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