Auf der letzten IAA in Frankfurt 2019 war das Concept Car des Cupra Tavascan eines der Highlights der Messe. Jetzt, vier Jahre später, haben die Spanier die Serienversion enthüllt. Und siehe da: Das Elektro-SUV-Coupé ist quasi mit dem Showcar identisch.
Na ja fast, ein paar schärfere Schnitte hat die Karosse schon noch bekommen. Dazu vor allem ein sehenswertes Interieur. „Es kommen so viele rein rationale Elektrofahrzeuge auf den Markt - aber das ist nicht Cupra“, sagt Markenchef Wayne Griffiths. „Wir wollten der Welt zeigen, dass E-Autos Spaß machen und sexy sein können.“ Bis der Tavasacan beim Händler steht, wird jedoch noch eine Zeit vergehen. Erst für 2024 ist die Markteinführung geplant.
„Held einer neuen Ära“, „Traum der Marke“, „Impulsgeber für eine neue Designsprache“ - wenn Cupra ein neues Modell vorstellt, geht es nicht ohne gewichtige Worte. Die sportliche Seat-Tochter, die sich selbst stets „Challenger Brand“ nennt und ihre Kundschaft als „Tribe“ (Stamm) bezeichnet, positioniert sich gerne als rebellische Marke, die gegen den Strom schwimmt und das Establishment herausfordert. Wohl wissend, dass sie technisch am Tropf der VW-Mutter hängt und im Konzern fest verortet ist.
Rebellische Tochter
Doch die Spanier haben es in ihrem fünfjährigen Bestehen verstanden, sich optisch wie kommunikativ immer wieder vom Mainstream abzugrenzen. Mit beachtlichem Erfolg: Seit 2018 wurden weltweit mehr als 300.000 Fahrzeuge abgesetzt. Im ersten Quartal dieses Jahres haben sie mit 46.000 Verkäufen einen neuen Rekord hingelegte. Und die weltweite Expansion geht weiter. Nach dem erfolgreichen Start in Australien laufen gerade die Umfragen und Sondierungen in Nordamerika, „die uns sehr zuversichtlich machen“, sagt der Cupra-CEO bei der Präsentation des zweiten rein elektrischen Modells nach dem Born.
Wer ist VW?
Während bei diesem die Ähnlichkeit zum Konzernzwilling VW ID.3 noch deutlich zu sehen war, ist beim Tavascan nichts mehr vom Technik- und Teilespender ID.5 GTX zu sehen. Im Gegenteil, der Spanier ist mit 4,64 Meter in der Länge, 1,86 Meter in der Breite, aber nur 1,60 Meter in der Höhe länger, breiter und flacher als der Wolfsburger. Der Radstand ist mit 2,77 Meter bei beiden identisch. Dazu kommt eine scharf geschnittenen Coupé-Form, die mit ihren vielen Lichtkanten und dynamischen Konturen den Cupra-Bestseller Formentor zitiert. Ins Auge springen die dreieckigen Scheinwerfer mit illuminierten LED-Dreiecken, die auch als Matrix-Licht zu haben sind. Ein wahrer Blickfang aber ist das beleuchtete Logo auf der muskulös konturierten Fronthaube.
In der Seitenansicht fällt das „Helm“-Konzept auf, bei dem die polierte, schwarze A-Säule Front- und Seitenscheiben optisch verbindet. So soll ein Panoramaeffekt entstehen, der dem Visier eines Rennfahrerhelms gleicht und den sportlichen Look verstärkt, der durch die nach hinten ansteigende Gürtel- und abfallende Dachlinie sowie kurze Überhänge entsteht. Auffällig auch die großen Radausschnitte, in den denen sich bis zu 21 Zoll große Alu-Räder drehen können. Das Heck wiederum wird von einem durchgehenden Lichtband dominiert, das die markanten Rückleuchten verbindet und in dessen Mitte das Cupra-Logo rot aufscheint.
Wirklich spektakulär und mutig gestaltet ist der Innenraum. Herzstück des unkonventionellen Designs ist die silberne, mit Rautenmuster und Rückgrat geformte Mittelkonsole, die sich „freischwebend“ mit dem Armaturenträger verbindet, welcher wiederum von einem kupferfarbenen Rahmen eingefasst wird. Darauf schwebt ein 15-Zoll-Touchscreen - der bislang größte in einem Cupra - für die Infotainment-Funktionen, der über personalisierbare Widgets einen intuitiveren Zugang ermöglichen soll. Für die Einstellung der Lautstärke und des Innenraumklimas gibt es einen direkten Zugriff. Alternativ können alle Einstellungen auch durch Sprachsteuerung vorgenommen werden.
Im Vergleich dazu ist das 5,3-Zoll-Fahrer-Infodisplay hinter dem Lenkrad fast etwas mickrig geraten. Was jedoch durch das AR-Head-up-Display kompensiert werden dürfte, das - wie aus den ID-Konzernbrüdern bekannt - Anzeigen der Fahrerassistenzsysteme, die Geschwindigkeit und Navi-Informationen direkt auf der Frontscheibe erscheinen lässt. Standardmäßig verbaut Cupra Sportschalensitze aus nachhaltigem und recyceltem Material, später sollen auch CUP-Schalensitze zu bekommen sein. Dezente Ambientebeleuchtung und dekorative Kupferelemente sorgen zusammen mit dem Farbmix aus schwarzen und metallischen Elementen für einen stimmungsvollen Kontrast.
340 PS im Topmodell
Auch beim Antrieb greift Cupra auf die Kompetenz der Konzernmutter zurück. Basierend auf der VW-MEB-Architektur für Elektrofahrzeuge sind zwei Leistungsoptionen möglich. Topmodell wird eine VZ-Version mit 250 kW/340 PS sein, bei der die Kraft mithilfe eines Allradantriebssystems sowie jeweils einem Elektromotor auf der Vorder- und Hinterachse auf die Straße kommt. Daneben steht auch eine Variante mit Heckantrieb zur Verfügung, bei der ein auf der Hinterachse platzierter Elektromotor eine Leistung von 210 kW/286 PS liefert. Diese Endurance-Version soll mit einer Ladung der 77-kWh-Batterie nach WLTP bis zu 549 Kilometer weit fahren können. Die Allrad-Variante muss mit dem gleichen Akku-Pack nach 517 Kilometern an die Ladesäule.
Dort kann in beiden Fällen mit maximal 135 kW in knapp einer halben Stunde von 10 auf 80 Prozent oder in sieben Minuten 100 Kilometer Reichweite nachgeladen werden. Getreu dem Markenimage besitzt der Tavascan außerdem ein Sportfahrwerk mit Progressivlenkung und aktiver Dämpferverstellung (DCC).
Gebaut wird er in China
Die Preise verrät Cupra noch nicht. Schließlich ist es auch noch lange hin, bis der Konfigurator geöffnet wird. Das Auto soll erst im nächsten Jahr, und zwar voraussichtlich erst nach der IAA im September, zu uns kommen. Was womöglich auch damit zu tun hat, dass er zuvor einen weiten Weg zurücklegen muss. Denn der Tavascan wurde zwar in Barcelona designt und entwickelt, gebaut wird er aber im chinesischen VW-Werk in Anhui.
Bis dahin gibt Cupra seinem „Tribe“ die Gelegenheit, ihr eigenes Showcar zu kreieren. Parallel zur Enthüllung des Tavascan präsentierten die Spanier den „DarkRebel“, einen virtuellen Sportwagen im Shooting-Break-Stil mit pfeilförmiger Motorhaube und messerscharf gezeichneter Karosserie, der laut Wayne Griffiths „die ultimative Interpretation unserer Vision“ darstellt. Bevor es in „in naher Zukunft vorgestellt werden soll“, können Fans der Marke im sogenannten „Hyper Configurator“ mit der Gestaltung von Farben, Materialien und Oberflächen ihre eigene Version des Showcars mitgestalten. Cupra verspricht die Konfigurationen aller Fans zu sammeln und in das endgültige Design des Fahrzeugs einfließen zu lassen, bevor die physische Version der Weltöffentlichkeit präsentiert wird. (aum/fw)
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