GUTEN MORGEN

Luftballons und Blumensamen | Land der Mitte

Wahlkampffinale in der Salzburger Altstadt: Bestrahlt von vorsommerlichem Sonnenschein verteilt die ÖVP noch ein letztes Mal Luftballons mit aufgedruckten Löwen, dem Symbol für den (noch) starken Landeshauptmann Wilfried Haslauer. Mitten im Pulk der Wahlwerber Haslauer, der Titelverteidiger selbst. Er findet Anklang. Die Volksmusikgruppe, die hier nebenan pascht und tanzt, findet allerdings mehr Aufmerksamkeit als die ÖVP. Am wenigsten Zustrom sieht man zum ebenfalls nur einen Steinwurf entfernten Wahlstand der Grünen, wo deren Spitzenkandidatin Martina Berthold grüne Samensäckchen verteilt - eine „Blumen- und Kräutermischung für ein- und mehrjährige Arten“. Ob die Saat für die Grünen noch einmal „mehrjährig“ aufgehen wird? Als Koalitionspartner der ÖVP dürften sie wie die Bundes-Grünen künftig ausgedient haben. Hier in Salzburg nicht unbedingt, weil man politisch so weit auseinander wäre wie im Bund, sondern weil eine „Dirndl-Koalition“ ÖVP-Grüne-Neos, wie sie die vergangenen fünf Jahre Salzburg regierte, keine Mehrheit mehr schaffen wird. Vor allem weil Haslauers Luftballons, so wie gestern manche beim Wahlstand am Alten Markt, heute zu zerplatzen drohen.

Land der Mitte. Als klassisches Land der Mitte galt Salzburg die vergangenen Jahrzehnte. Geografisch in Österreich ohnehin, aber auch in der Politik stets mit einer starken, breiten Mitte. Ein klassisches bürgerlich-gemäßigtes Land. Dieses Bild trübte weder die zehnjährige Regentschaft durch eine sozialdemokratische Landeshauptfrau noch ein grüner „Ausreißer“ auf 20 Prozent vor zehn Jahren. Denn auch die Roten und Grünen in Salzburg wurden stets als eher bürgerlich-gemäßigt wahrgenommen. Doch heute könnte diese Salzburger Mitte, wenn eintrifft, was Beobachter, Meinungsforscher und andere Kaffeesudleser zu sehen glauben, bebenartig geschrumpft werden. Zugewinne werden nur am rechten und linken Rand erwartet. Den Freiheitlichen, die selbst zu Haider-Glanzzeiten bei Salzburger Landtagswahlen nie über die 20-Prozent-Latte sprangen, traut man einen Riesensatz Richtung 30 Prozent zu. Am anderen Ende des Polit-Spektrums könnte die Kommunistische Partei, in den vergangenen Jahrzehnten hier wie im Rest Österreichs (außer Graz und ein wenig auch im Bundesland Steiermark), permanent unter der Wahrnehmungsschwelle, diesmal den Einzug in den Landtag schaffen. Allerdings schielen in der Mitte Österreichs selbst die Parteien am Rand Richtung Mitte, geben sich sogar FPÖ und KPÖ bürgerlich-gemäßigt. Betonung freilich auf: GEBEN. Wohin bewegen sich die Salzburger Wähler heute? Es wird wegweisend - ganz Österreich schaut interessiert zu.

Kommen Sie gut durch den Sonntag!

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