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„Sieg mit Minus“ | Von rechts nach links

„Sieg mit Minus“: Alles redet über die Erfolge an den Rändern. Auch kein Wunder, wenn wie in Salzburg die Freiheitlichen mehr als ein Viertel der Stimmen erreichen - ein Ergebnis, das sie selbst zu glänzendsten Haider-Zeiten nicht einmal erträumen konnten. Vor allem aber, wenn in Salzburg ein Kandidat trotz des historisch so belasteten Listennamens KPÖ fast 12 Prozent der Stimmen gewinnen kann, in der Festspielstadt selbst sogar auf  21,5 Prozent springt. Logisch, dass jetzt über die Chancen einer neuen Linkspartei spekuliert wird. Doch was ist mit der so zusammengeschmolzenen Mitte? ÖVP und SPÖ, jene beiden Parteien, die ewig in Bund und Bundesländern „große Koalitionen“ bildeten, schrumpften wie zuvor schon quer durch die Republik. In Salzburg kommen sie mittlerweile nicht einmal mehr gemeinsam wenigstens auf die Hälfte der Stimmen. Zuletzt, im Jahr 2018, waren es zusammen  noch 57, vor 20 Jahren sogar satte 82 Prozent!  Die Misere der Sozialdemokraten - die wird aufmerksam beobachtet. Dagegen übt sich die ÖVP im Durchtauchen. Nach dem Absturz in die schwarz-blaue Koalition in Niederösterreich und dem zarten Zugewinn auf niedrigstem Niveau in Kärnten nun das nächste satte Minus. ÖVP-Chef Nehammer redet es als „Sieg mit Minus“ schön. Nachdem der Kanzler in der Vorwoche den Verbrenner-Motor zu retten versuchte und in dieser Woche Afrika auf dem Plan steht: Er sollte nebenbei nicht vergessen, dass auch in seiner Partei einiges zu erledigen wäre. Denn sonst droht der ÖVP ein Minus ohne Sieg.

Von rechts nach links. Woher kommen sie denn, die 31.383 Stimmen für die KPÖ in Salzburg? Aus allen Richtungen, wie heute in der „Krone“ Polit-Professor Peter Filzmaier analysiert. Aus wirklich allen? Ja! Sogar vom ganz rechten Rand. Filzmaier verweist darauf, dass laut SORA/ORF-Wahlforschung rund jeder zehnte nunmehrige Anhänger der KPÖ 2018 noch für die Freiheitlichen gewesen war. Die Erklärung, wie jemand, der die rechten Standpunkte und Werte der FPÖ geteilt hat, in relativ kurzer Zeit Gefallen an den linken Positionen und Ideologien der KPÖ finden könne, sei einfach, meint Filzmaier. Denn das Wahlverhalten habe viele Gründe und sei keineswegs immer ideologisch bestimmt. Schon gar nicht seien Protest und Enttäuschung sowie soziale Alltagssorgen entweder nur rechts oder ausschließlich links. Man könnte an Filzmaier anfügen: Es ist vielen Wählern wichtig, ihren Protest so laut wie möglich hinauszuposaunen. Und tatsächlich hat dieser Protest offensichtlich den lautesten Nachhall, wenn man ihn wie in Salzburg an den Rändern anbringt.

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