Im Salzkammergut

So steirisch wird das Kulturhauptstadt-Jahr 2024

Steiermark
26.04.2023 11:00

Trotz der üblichen Querelen im Vorfeld wächst und gedeiht das Programm der europäischen Kulturhauptstadt Bad Ischl/Salzkammergut, die den Titel 2024 mit Tratu (Estland) und Bodø (Norwegen) teilt. Von den geplanten 150 Projekten sind 100 schon fixiert, 23 davon sollen auch in den vier steirischen Gemeinden - Altaussee, Bad Aussee, Bad Mitterndorf und Grundlsee - über die Bühne gehen. 

Wir haben den Grundlseer Bügermeister Franz Steinegger, der auch stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Kulturhauptstadt-Gesellschaft ist, befragt, was er zu den steirischen Projekten sagt.

„Krone“: Herr Bürgermeister, wie zufrieden ist man im Ausseerland mit dem - bis jetzt präsentierten - Programm für das Kulturhauptstadtjahr?
Franz Steinegger: Ich glaube, dass dort, wo die Informationen schon angekommen sind, die Zufriedenheit groß ist. Natürlich gibt es immer welche, die das Vorhaben als Ganzes oder einzelne Projekte kritisch sehen. Aber eigentlich setzen wir genau das um, womit wir uns auch um den Titel der Kulturhauptstadt beworben haben.

Angeführt von Herrn Androsch hat es ja den Vorwurf gegeben, dass zu wenig traditionell-regionale Kultur im Programm zu finden ist.
Das kann ich schon verstehen. Aber man muss auch sagen, dass wir in der Region ohnehin Spezialisten der Traditionen sind und es dazu viele Veranstaltungen gibt - angefangen beim Narzissenfest bis zum Kirtag. Dafür braucht es kein Kulturjahr, das läuft bei uns ohnehin im „Normalprogramm“.

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Die Region ist vor allem im Sommer ohnehin sehr gut von Tagestouristen besucht, und da mit Großveranstaltungen noch mehr Leute anzulocken, wäre fast unverantwortlich.

Franz Steinegger

Wofür braucht es das Kulturjahr dann?
Wir wollen uns die Frage stellen, wie die Region Salzkammergut 2030 aussehen soll und wie die Kultur dabei helfen kann, die drängenden Fragen der Zeit zu beantworten - oder zumindest zu stellen und mit der Bevölkerung zu diskutieren. Dabei geht es von der Zukunft des Handwerks und der Verarbeitung der Vergangenheit, über die Zukunft des Tourismus und den Klimawandel, bis hin zum Umgang mit queeren Menschen. Dafür braucht es nicht nur Impulse von innen, sondern auch von außen.

Vielen Kritikern fehlen im Programm auch Großveranstaltungen mit Zugkraft.
Schon bei der Konzipierung des Kulturhauptstadtjahres haben wir bewusst auf solche Großveranstaltungen verzichtet. Die Region ist vor allem im Sommer ohnehin sehr gut von Tagestouristen besucht, und da mit Großveranstaltungen noch mehr Leute anzulocken, wäre fast unverantwortlich. Wir wollen die Besucher eher dazu einladen, sich über das Programm tiefer mit der Region zu beschäftigen und dafür vielleicht auch länger zu bleiben. Und wir wollen die Bevölkerung dazu anregen, sich mit uns über die Zukunft der Region Gedanken zu machen.

Einige der lokalen Kulturinstitutionen fühlen sich nicht ausreichend im Programm gespiegelt, was sagen Sie ihnen?
Es gibt viele Projekte, die von der Beteiligung der Bevölkerung leben und die nur dann funktionieren, wenn die Einheimischen mitmachen. Dazu möchten wir sie ermutigen - auch wenn die kritisch sind. Denn wenn es um die Zukunft der Region geht, gibt es keine „falschen“ Meinungen. Jede ernsthafte Diskussion hilft dabei, dass wir einen Schritt weiter kommen.

Einblicke ins Programm
Auf vier Schwerpunkte hat sich Intendantin Elisabeth Schweeger festgelegt: So sollen „Macht und Tradition“ hinterfragt, die „Kultur im Fluss“ erkundet, im Rahmen von „Sharing Salzkammergut“ die Kultur des Reisens neu definiert und in „GlobaLokal“ das Leben auf dem Land attraktiviert werden.

(Bild: Anette Friedel, Reinhart Hörmandinger, Krone KREATIV)
(Bild: Anette Friedel, Reinhart Hörmandinger, Krone KREATIV)

Ohne starke Partner vor Ort geht das natürlich nicht, das wissen auch Schweeger und ihr Team. In Gesprächsrunden und auf Touren durch die Regionen stellt man aktuell die einzelnen Projekte vor. Teilweise machen die sich auch schon bemerkbar - und Lust auf mehr. Wir stellen Ihnen hier eine kleine Auswahl vor.

Art Your Village: Es ist die Sicht von außen, die hier wesentlich ist. Im Projekt „Art Your Village - der fremde Blick“ setzen sich unterschiedlichste Künstler und -gruppen aus aller Welt mit den kleineren Gemeinden im Salzkammergut auseinander. Auch in Grundlsee sollen dann Interventionen - von Ausstellungen über Filme bis hin zu Performances im öffentlichen Raum, in Wirtshäusern oder besonderen Gebäuden auf die lokale Identität eingehen. Derzeit ist man noch in der Recherchephase, im Laufe des Jahres 2024 sollen diese Interventionen aber in die Tat umgesetzt werden.

Ausstellung „Die Reise der Bilder“ im Kammerhofmuseum Bad Aussee (Bild: Christian Jauschowetz)
Ausstellung „Die Reise der Bilder“ im Kammerhofmuseum Bad Aussee

Die Reise der Bilder: Die Präsentation von Gemälden, die im Zweiten Weltkrieg im Salzkammergut gesammelt, eingelagert, geraubt, „arisiert“, verkauft, zwangsverkauft, erpresst, verschoben und gerettet wurden, soll auch im Kammerhofmuseum in Bad Aussee (neben Linz und Lauffen) zu sehen sein.

Sog’s uns, Soizkammerguat!: David Wagner und zehn Granden der österreichischen Improvisationstheater-Szene befragen die Bewohner u. a. in Altaussee, Bad Aussee und Grundlsee und verarbeiten die Ergebnisse bereits heuer in 17 Live-Shows, von denen jede individuell auf die Gemeinde abgestimmt wird.

Tom Neuwirth - alias Conchita - mit seinen Eltern und Intendantin Elisabeth Schweeger (Bild: Edwin Husic)
Tom Neuwirth - alias Conchita - mit seinen Eltern und Intendantin Elisabeth Schweeger

Schweinsbraten mit Gedicht: heißt jener Programmpunkt, bei dem Tom Neuwirth - alias Conchita - im Gasthaus seiner Eltern in Bad Mitterndorf die unglaublichen Kurzgedichte seines Vaters vortragen wird. Begleitet wird er dabei von jungen Musikerinnen und Musikern.

Alle weiteren Informationen findet man auf salzkammergut-2024.at

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