Bisher hat sich der frühere SPÖ-Bundeskanzler Christian Kern nicht öffentlich deklariert, jetzt ist es fix: Im Rennen um den nächsten SPÖ-Bundesparteivorsitzenden unterstützt Kern Hans Peter Doskozil. Am Donnerstag gibt es einen gemeinsamen Auftritt der beiden im Burgenland. In einem Facebook-Posting begründete Kern sein Bekenntnis zum burgenländischen Landeshauptmann.
Schon seit einiger Zeit war es erwartet worden. Nun der offizielle Schritt. Christian Kern, ehemaliger SPÖ-Kanzler, tritt offiziell dem Team Doskozil bei. Der burgenländische Landeshauptmann hatte zuletzt immer wieder lobend über den Bahnmanager gesprochen und dessen wirtschaftliche und europapolitische Expertise betont. Und sich einen wie Kern für sein Team für das Match um die Parteispitze gewünscht. Der Wunsch ging in Erfüllung.
Am Donnerstagabend ein erster gemeinsamer Auftritt. Im burgenländischen Neudörfl, wo vor 149 Jahren die Sozialdemokratie gegründet wurde, werden Kern und Doskozil im Rahmen dessen „Freundschaftstour“ vor rund 400 SPÖ-Mitgliedern über Herausforderung von Wirtschafts- und Energiepolitik sprechen. Und natürlich über den prominenten Neuzugang im „Team Dosko“. Dabei war Christian Kern vor noch nicht allzu langer Zeit noch ein Unterstützer von Amtsinhaberin Pamela Rendi-Wagner, wollte generell jedoch nicht an der Wahlauseinandersetzung teilnehmen.
„Doskozil hält, was er verspricht“
Via Facebook erklärte Kern nun seine offizielle Rückkehr auf die politische Bühne: „Mit Hans Peter Doskozil und Andreas Babler stehen zwei Kandidaten zur Auswahl, die das Profil der SPÖ schärfen und sie für neue Wählergruppen öffnen könnten. Hans Peter Doskozil hat im Burgenland bewiesen, dass er hält, was er verspricht. Er hat der SPÖ wieder Glaubwürdigkeit bei ihren WählerInnen gebracht. Er geht neue Wege, bietet Verlässlichkeit und Gestaltungskraft. Sein linker Politikmix ermöglicht ihm in seinem Bundesland Mehrheiten in allen Bevölkerungsgruppen.“
Auch Andreas Babler, den er im niederösterreichischen Landtagswahlkampf unterstützte, lobte er in seinem Posting, so habe dieser etwa in der Industriepolitik wichtige Vorschläge gemacht. Babler habe „mit Leidenschaft und wenig Mitteln eine beachtliche Kampagne aus dem Boden gestampft“, so Kern.
Kern räumte auch ein, dass es mit seinem früheren Minister Doskozil eine „nicht immer friktionsfreie Zusammenarbeit“ gegeben habe: „Wir haben uns nach meinem Ausscheiden aus der Politik zusammengesetzt und versöhnt. Es zeugt von menschlicher Größe, sich für Fehler zu entschuldigen, ich habe das sehr geschätzt.“ Heute pflege man einen wertschätzenden Umgang miteinander.
Mein wichtigstes Anliegen ist es, Blau-Schwarz zu verhindern. Ich meine, dass die SPÖ mit Hans Peter Doskozil die besten Chancen hat, dieses Ziel zu erreichen.
Christian Kern begründet seine Unterstützung für Doskozil
„Keine Schande, Einschätzung zu ändern“
Rendi-Wagner sei eine exzellente Gesundheitsministerin gewesen. Sie habe gezeigt, dass sie Menschen für sich gewinnen kann. Sie habe sich schlussendlich für eine andere Strategie entschieden und die SPÖ wieder ins traditionelle Fahrwasser geführt. „Das ist das gute Recht jeder Vorsitzenden. Ändern sich die Verhältnisse, ist es keine Schande, seine Einschätzungen zu verändern. Das nehme ich allerdings auch für mich in Anspruch. Ich habe ernste Zweifel, dass ihre und die Strategie ihres Umfelds geeignet ist, um eine blau-schwarze Mehrheit zu verhindern. Ich halte auch nichts davon, Hans Peter Doskozil und Andreas Babler in Schubladen zu stecken. Babler ist kein ‚links-idealistischer Spinner‘ und Doskozil kein ‚rechter Nationalist‘. Ihre Positionen sind sich in vielen Fragen näher, als man auf den ersten Blick meint. Mein wichtigstes Anliegen ist es, Blau-Schwarz zu verhindern. Ich meine, dass die SPÖ mit Hans Peter Doskozil die besten Chancen hat, dieses Ziel zu erreichen.“
Klare Worte von Kern, auch in Bezug auf klare Abgrenzung zu Rendi-Wagner. Angesprochen auf Kerns Auftritt für Doskozil erklärte SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner - die Kern in die Politik geholt und als Nachfolgerin auserkoren hatte - am Mittwoch trocken: „Ich bin nicht mit dem Terminkalender des Herrn Doskozil vertraut und wusste daher nichts darüber. Man muss nicht alles kommentieren.“
Team mit Babler angedacht
Laut „Krone“-Infos wird daran gedacht, im Falle eines Sieges von Doskozil, ein breites und verjüngtes Team aufzustellen - mit einem Generalsekretär Max Lercher und einem Bundesgeschäftsführer Andreas Babler.
Alles noch Zukunftsmusik. Doch was sind die längerfristigen Ziele von Christian Kern? Geht er mit Doskozil im Fall dessen Übernahme des Parteivorsitzes in den Nationalratswahlkampf 2024 und könnte er auch als Wirtschafts- oder Europaminister fungieren? Christian Kern auf die entsprechende Anfrage der Krone: „Ich möchte keinen Job. Und auch sonst nichts Materielles.“
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