Die offizielle Unterstützung des ehemaligen Bundeskanzlers Christian Kern für den burgenländischen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil im Rennen um den SPÖ-Parteivorsitz wirbelt in den sozialen Netzwerken viel Staub auf. Vor allem der linke Flügel der Genossen, der größtenteils Traiskirchens Bürgermeister Andreas Babler forciert, macht offen Stimmung gegen Kern.
Schwarz-Blau zu verhindern ist Kerns „wichtigstes Anliegen“ und Doskozil derjenige, dem das demnach gelingen könne: „Wenn das auch die meisten anderen SPÖ-Mitglieder so sehen, wird er als Erster durchs Ziel gehen.“ Fakt ist: Kern muss noch viel Überzeugungsarbeit leisten. Denn ihm bläst SPÖ-intern ein doch recht harter Gegenwind entgegen.
„Energieminister von Blau-Rot?“
So bekundet beispielsweise Paul Schuierer-Aigner offen seinen Unmut über Kerns Unterstützung. „Darf der Kern dann Energieminister von Blau-Rot unter Vizekanzler Doskozil sein?“, fragt er auf Twitter zynisch.
Doskozils Asylpolitik ist Babler-Fans ein Dorn im Auge
Dazu sei erwähnt: Schuierer-Aigner ist laut „Tiroler Tageszeitung“ im Zuge der roten Chefsuche wieder Mitglied der SPÖ geworden, dazwischen war er Pressesprecher von Tirols Ex-Landeshauptmannstellvertreterin Ingrid Felipe (Grüne). Nun bekennt er sich offen als Babler-Sympathisant und kritisiert dafür Doskozil in regelmäßigen Abständen - vor allem wegen dessen rigoroser Asylpolitik.
„Viel männliches Ego gerade“
Nach Kerns „Outing“ hat sich auch die Politikwissenschafterin und Autorin Natascha Strobl gemeldet. Strobl ist Vorsitzende des Vereins „Machen wir was“, der laut „Kurier“ die Website und die Finanzen bei Bablers Kandidatur verwaltet. „Es scheinen einige nicht zu verstehen, aber es geht bei dieser Mitgliederbefragung nicht darum, dass Männer Männer empfehlen und Männer anderen Männern Posten versprechen. Es ist ein bisserl viel männliches Ego gerade“, poltert die Aktivistin auf Twitter.
„Das ist kein Programm“
Kein gutes Haar an Kerns Entscheidung kommt auch von der ehemaligen Journalistin Sylvia Steinitz. „,Die Blauen verhindern‘ höre ich seit 2006. Das ist kein Programm. Mehr Inhalt, weniger Strategie. Dann klappt’s auch mit den Wählerstimmen“, schreibt die PR-Beraterin, die mittlerweile auch SPÖ-Mitglied ist.
„Offenbar hat Kern keine Visionen mehr“
„Ich finde es enttäuschend, dass sich Kern hinter Doskozil stellt. Offenbar hat auch er keine Visionen mehr. Das Ziel einer Partei kann es doch nicht sein, etwas zu verhindern. Man muss eigene Ziele und Visionen formulieren und verfolgen. Bei Doskozil sehe ich hier nichts“, kritisiert die Juristin und Feministin Annika Hofmann auf Twitter Kern und Doskozil unisono scharf.
In dieselbe Kerbe schlägt Rosemarie Hofstätter: „Ich hätte erwartet, dass er Pamela Rendi-Wagner unterstützt, nachdem er ihr Chaos hinterlassen hat. Dass er die jahrelangen internen und öffentlichen Attacken Doskozils einfach so hinnimmt - hat ihn endgültig disqualifiziert.“
Mit Parteiaustritt wird gedroht
Einige aus dem Babler-Umfeld drohen übrigens offen mit Parteiaustritt, sollte Doskozil neuer SPÖ-Chef werden (siehe Tweet von Gabriele Fritz unten).
Kern-Doskozil-Babler? „Würde nie funktionieren“
Obwohl Kern in seinem Facebook-Posting auch Babler lobt und ihn im Falle eines Sieges von Doskozil mit ins Team holen möchte, halten die Babler-Sympathisanten nichts von einer solchen Zusammenarbeit. „Das würde niemals funktionieren“, schreibt etwa Rinaldo Mogyorosy auf Twitter.
Rendi-Wagner will Kerns Outing nicht kommentieren
In einem Posting auf seiner Facebook-Seite schreibt Ex-Kanzler Christian Kern hingegen, dass die SPÖ mit Doskozil die besten Chancen habe, Schwarz-Blau zu verhindern. Am Donnerstag ist Kern Gast bei dessen „Freundschaft-Tour“ in Neudörfl. Amtsinhaberin Pamela Rendi-Wagner wollte Kerns „Outing“ indessen nicht kommentieren.
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