Teelichterl-Partei: Nein, weggepfiffen wurde sie nicht, die aktuelle SPÖ-Chefin. Das Schicksal ihres Vor-Vorgängers Werner Faymann, der am 1. Mai 2016 bei der Parteikundgebung auf dem Wiener Rathausplatz ausgepfiffen und ausgebuht wurde und wenig später die Konsequenzen zog und zurücktrat, das blieb Pamela Rendi-Wagner gestern erspart. Vielmehr waren am roten Feiertag überraschend viele Besucher zum Rathaus gekommen, Proteste gegen Rendi-Wagner und/oder ihren wichtigsten Unterstützer, den Wiener Bürgermeister Michael Ludwig, waren kaum zu hören und sehen. Einzigartig in der - bisherigen - Parteigeschichte bleibt dieser 1. Mai aber allemal. Stand er doch im Zeichen eines Wahlkampfes. Allerdings nicht gegen andere Parteien, wie schon oft, sondern gegen Vertreter der eigenen Partei, wie noch nie. Denn die Schlacht um die Parteispitze tobte am 1. Mai mehr denn je. Rendi-Wagner ätzte gegen Herausforderer Hans Peter Doskozil, bereits am Vorabend hatte sie mit ihrem unmittelbaren Vorgänger an der Parteispitze und „Erfinder“ abgerechnet: Christian Kern, neuerdings an der Seite von Hans Peter Doskozil. Rendi-Wagner kündigt an: „Wenn ich Parteichefin bleibe, wird Christian Kern keine aktive Rolle in der SPÖ spielen“. Fast so etwas wie ein Parteiausschluss. Harte Worte schmetterte aber auch Möchtegern-Parteichef Doskozil selbst Richtung Rendi-Wagner - bei seiner Mai-Kundgebung im Burgenland. Er habe sich persönlich immer vorgenommen, „wenn ich in die Situation kommen würde, dass ich die Partei nicht mehr mitziehe als Vorsitzender, wenn mich die Partei mitziehen müsste, wenn ich der Partei nichts mehr bringen würde, ist doch wohl das Logischste im Leben, dass man zurücktritt.“ Da weiß jeder, wen er meint. Nur auf den ersten Blick etwas harmloser klang der dritte Anwärter auf die SPÖ-Spitze. Die Partei sei in den vergangenen Jahren „nur mehr ein Teelichterl gewesen“, kritisierte der Traiskichner Bürgermeister Andreas Babler bei der Maifeier in Krems, „wir müssen schauen, dass wir wieder eine Flamme werden“. Die SPÖ müsse endlich wieder geeint sein und eine authentische Sprache finden. Denn wenn sie das nicht tue, treibe sie anderen Parteien wie der FPÖ Wähler zu. Da jedenfalls hat Babler recht.
„Geiler“ Volkskanzler. Tatsächlich gelingt es derzeit der SPÖ (aber auch der ÖVP) so gar nicht, die Blauen und deren Parteichef Herbert Kickl zu bremsen. Der bezeichnete die Lage seiner Partei beim FPÖ-Mai-Empfang am Linzer Urfahranermarkt als „geil“, es werde einen blauen Bundeskanzler geben, einen „Volkskanzler“. Mit Kickls Auftritt im Festzelt beschäftigt sich auch Claus Pándi in seinem Kommentar in der heutigen „Krone“. Kickl habe sich gestern in Linz „in eine Rage gegen die da oben“ geredet, so dass einem angst und bange werden könne. Pándi meint: „Der von Umfragen beflügelte Kickl, der früher als zynischer Reime- und sinistrer Pläneschmied im Hinterzimmer von Haider und Strache werkte, scheint seine Gruselreden mittlerweile selbst zu glauben.“ Und zunehmend mehr Mitmenschen ließen sich davon in den Bann ziehen. Angesichts der für viele Familien in Österreich immer schwieriger werdenden wirtschaftlichen Lage, einer konfus fuhrwerkenden Regierung und einer zerstrittenen oder kraftlosen Opposition könne der Wiederaufstieg der Blauen beklagt werden - „überrascht sein sollte aber niemand“. Da jedenfalls hat Pándi recht.
Kommen Sie gut durch den Dienstag!
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