Die 18 Corona-Toten im Pflegeheim Tannenhof in St. Lorenzen im Mürztal (Bezirk Bruck-Mürzzuschlag) in der Steiermark haben ab Dienstag ein Nachspiel vor Gericht. In Leoben müssen sich fünf Personen, darunter die beiden Geschäftsführer und der Heimleiter der Einrichtung, wegen vorsätzlicher Gefährdung von Menschen durch übertragbare Krankheiten verantworten.
Laut Staatsanwaltschaft erkrankten 38 der 49 Heimbewohner an Covid-19, 18 verstarben, elf davon im direkten Zusammenhang mit Corona. Das stellte der Gerichtsmediziner fest. Hätten sich die Heimbetreiber an die vorgeschriebenen Hygienekonzepte gehalten, hätte das Virus nicht derartig wüten können, bis sogar das Bundesheer das Seniorenzentrum „übernehmen“ musste.
„Sitzen nur wegen der Medien hier“
Die Medien hätten alles skandalisiert. „Deswegen sitzen wir da!“, monierte am Dienstag einer der Verteidiger in seinem Eröffnungsplädoyer. Zudem würde sich die Anklagebehörde auf eine befangene Gutachterin beziehen. Die beiden angeklagten Heimbetreiber wollen sich zu den Vorwürfen nicht äußern.
Es gab ein hierarchisches System im Heim, wo bei Zuwiderhandeln mit Kündigung gedroht wurde.
Verteidigerin Karin Prutsch-Lang
Anwältin Karin Prutsch-Lang, die die Pflegedienstleiterin vertritt, nahm die Geschäftsführung in die Verantwortung: „Meine Mandantin hatte als Pflegedienstleitung keine Hygieneausbildung. Das wusste die Heimleitung. Sie hat mehrfach eine Hygienefachkraft gefordert.“ Das sei ignoriert worden.
Vorerst wurden elf Verhandlungstage anberaumt, teilte die Richterin zu Beginn der Verhandlung mit. Weitere könnten aber noch folgen.
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