Wasser wird hierzulande immer knapper, private Schwimmbäder dafür immer häufiger: Steirische Bürgermeister fordern daher einen Bau-Stopp.
Von 800 privaten Schwimmbädern im Jahr 1990 auf 6718 nur 30 Jahre später: Anhand der Stadt Graz zeigt sich ein deutlicher Trend, den die Corona-Pandemie noch weiter befeuert hat. Steiermarkweit zählte man vor einem Jahr bereits knapp 50.000 Pools mit einer Durchschnittsgröße von 29 m² in den eigenen Gärten. Spitzenreiter ist die Gemeinde Haseldorf-Tobelbad mit 13 Schwimmbecken pro 100 Einwohner. Diese auch zu befüllen, bedeutet insgesamt einen Wasserbedarf von unglaublichen 1,5 Milliarden Liter Trinkwasser!
Hoher Wasserbedarf am Wochenende
Das Problem bestehe vor allem darin, dass alle Becken gleichzeitig befüllt werden. Heuer spitzt sich die Lage nochmals zu: Nach wochenlangen Regen und kühlen Temperaturen befürchtet man, dass am kommenden Wochenende bei Wetterprognosen von 20 Grad und zeitweise Sonnenschein für die meisten der Zeitpunkt gekommen sei.
Daher auch der dringende Appell vom zuständigen Landesrat Johann Seitinger (ÖVP): „Pools in Abstimmung mit dem regionalen Wasserversorger und über die Nachtstunden befüllen. Auf keinen Fall mittels Hydranten!“ Sonst drohe die Wasserversorgung in den Gemeinden zusammenzubrechen.
Pool-Verbot und hohe Wasserpreise
Angesichts des Klimawandels sei es vor allem für Gemeinden im Süden der Steiermark herausfordernd. Transportleitungen stießen an ihre Grenzen. Weshalb zahlreiche Bürgermeister auch ein Verbot für den Bau neuer Pools fordern – Seitinger schließt ein solches nicht aus (siehe Interview).
Herr Landesrat Seitinger, warum fordern Bürgermeister ein Verbot für den Bau neuer Pools?
Für manche kleinere Wasserversorger haben sich die großen Wassermengen, die in kurzer Zeit zum Befüllen von Pools benötigt werden, zum großen Problem entwickelt.
Unter welchen Umständen kommt ein Verbot?
Der Klimawandel ist eine große Herausforderung. Da darf es weder Denk- noch Technologieverbote geben. Insbesondere, nachdem in einigen Ländern Europas die Wasserversorgung bereits massiv unter Druck geraten ist. Die Steiermark hat bislang durch nachhaltige Investitionen dafür gesorgt, dass die Trinkwasserversorgung gesichert ist. Dennoch spüren auch wir mancherorts merkliche Rückgänge bei Quellfassungen. Die Versorgung mit Trinkwasser hat gegenüber Pools immer Vorrang.
Wäre davon die ganze Steiermark betroffen?
Das kann ich ausschließen. Im Fall des Falles wäre angedacht, Gemeinden wasserarmer Gebieten die Option zu geben, Verbote auszusprechen.
Haben Steirer zu wenig öffentliche Angebote?
Wir haben ein großartiges Angebot an Bade-Seen und Freibädern, die Pandemie ließ die Anzahl der Pools explodieren. ÖVP-Landesrat Johann Seitinger zum Poolverbot.
Eine weitere Überlegung, wie sie bereits der Wasserverband in Wies-Eibiswald umgesetzt hat, ist, das Befüllen von Pools über Hydranten und Feuerwehrschlauch teurer als über die Leitung zu machen. Im Beispiel kostet das den Bewohnern das Doppelte. Dazu sagt Seitinger: „Die Preisgestaltung liegt grundsätzlich in der Hand der Wasserversorger. Sie müssen kostendeckend arbeiten können.“ Dennoch ist zu bedenken: „Wasser muss für jeden leistbar bleiben. Wasser ist kostbar, aber es darf nicht zum Luxus werden.“
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