Über 200 Fälle

Brutal ausgenutzt: Auf den Spuren der Ausbeuter

Wien
09.05.2023 16:00

Über Jahre hinweg wurden mehr als 200 Personen von einem korrupten Unternehmerpaar als Schein-Selbstständige gnadenlos ausgenutzt. AK und Gewerkschaften machen sich stark und fordern Geld zurück.

Sie arbeiteten in der Gastronomie, an Tankstellen, in Fußballstadien oder auch auf Baustellen. Überlange Arbeitstage von bis zu 18 Stunden waren keine Seltenheit. Ein deutscher Staatsbürger und eine Österreicherin verliehen durch ihre (mittlerweile insolvente) Firma über Jahre hinweg mehr als 200 Personen aus Drittstaaten an zahlreiche bekannte Unternehmen im gesamten Land. Die Vorwürfe wiegen schwer: Ausbeutung, mutmaßlicher Menschenhandel und organisierte Scheinselbstständigkeit.

Bruttostundenlohn von 9,50 Euro
Die Arbeiter waren als gewerblich selbstständig Erwerbstätige versichert, waren tatsächlich aber alles anderes als selbstständig. Gearbeitet haben die mehrheitlich männlichen Asylwerber aus dem Irak nämlich wie normale Arbeitnehmer. Gezahlt wurde ihnen dafür aber bloß ein Hungerlohn von 9,50 Euro. Weit unter dem kollektivvertraglichen Mindestlohn. Direkte Profiteure waren aber auch die Auftraggeber der S.H.G. Nach Verträgen, die der AK Wien vorliegen, bezahlten mehrere Auftraggeber pro Arbeitsstunde zwischen 14,50 Euro und 16,50 Euro.

(Bild: (c) LISI SPECHT www.lisi.at)
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Hier wiederholt sich eine Masche, die aus Fällen wie der Hygiene Austria leider schon bestens vertraut ist: Arbeitnehmer werden schamlos ausgebeutet.

Ludwig Dvořák, Arbeitsrechtsexperte der AK Wien

Besonders dreist: Wurden die Arbeitnehmer krank oder wollten Urlaub, wurde ihnen sofort mit Kündigung gedroht! Außerdem hat man ihnen auch noch rechtswidrige Pauschalen für Transport und Unterkunft sowie nicht weiter definierte Abschlagszahlungen abgezogen.

Härtere Strafen als Abschreckung gefordert
Unterstützung gibt es jetzt von der Arbeiterkammer Wien und der Gewerkschaft PRO-GE. Die Betroffenen machen mit Unterstützung der Arbeitnehmer-Interessensvertretungen ihre Ansprüche gegenüber den Beschäftigern geltend. Obwohl der aufgedeckte Fall gravierend sei, dürfte er laut AK-Arbeitsrechtsexperte Ludwig Dvorák nur die Spitze des Eisbergs sein.

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