Wolfsrisse in der Obersteiermark sorgen in Bevölkerung für Aufregung. Landesregierung setzt Expertengruppe ein, um Regeln für Entnahmen der streng geschützten Tiere zu erarbeiten. Kauf von Zäunen wird gefördert.
Ein schwer verletztes Lämmchen, das wenig später von seinem Leid erlöst werden muss, zwei tote Schafe mit massiven Bisswunden: Dafür verantwortlich sein dürfte ein Wolf, der in Oberstuttern (Gemeinde Mitterberg-St. Martin, Bezirk Liezen) in dicht besiedeltem Gebiet einen ein Meter hohen Zaun überwunden und dann die Weidetiere einer Hobby-Landwirtin attackiert haben soll. Ein Experte des „Österreichzentrums Bär, Wolf, Luchs“ in Raumberg-Gumpenberg sicherte vor Ort Spuren, „die in Richtung eines Wolfs deuten“, wie der Leiter der Forschungsstelle Albin Blaschka der „Steirerkrone“ bestätigt. Endgültige Gewissheit brächte aber erst eine DNA-Untersuchung.
Die Zahl der Wolfssichtungen und -nachweise sei in Österreich zuletzt deutlich gestiegen, weiß Blaschka: „Es kann jederzeit ein Tier auftauchen.“ Vor allem die Bauern seien daher zunehmend verunsichert: „Die Stimmung im Ennstal ist kritisch!“ Der Fachmann schränkt allerdings ein, dass Wölfe, die in Europa ja streng geschützt sind, „grundsätzlich Scheu vor Menschen“ hätten und „diese eher meiden werden“.
Wölfe haben grundsätzlich Scheu vor Menschen - aber die Stimmung ist kritisch.
Albin Blaschka
Angesichts der immer emotionaler geführten Debatten zwischen Jägern - für eine kontrollierte Entnahme - und Tierschützern - strikt gegen Abschüsse - sah sich die Landesregierung gezwungen, eine Lösung zu präsentieren. Die Landesräte Ursula Lackner (SPÖ) und Johann Seitinger (ÖVP) kündigten die Einsetzung eines Expertenteams an, dass eine Verordnung zur möglichen Tötung von Problem-Wölfen erarbeiten soll. Dank der neuen, konkreten Regeln sollen die Behörden „adäquat reagieren können, wenn die Riss-Zahlen steigen sollten“, betont Lackner. Seitinger wiederum stellte Ankaufs-Förderungen von Schutz-Zäunen in Aussicht: „Damit wollen wir unsere Bauern noch stärker unterstützen.“ Die Maßnahmen sollen bereits für die heurige Almsaison gelten.
Im Vorjahr wurden in Österreich übrigens 70 bis 80 Wölfe registriert und gut 800 nachweisliche Risse von Nutztieren erfasst. Bis Anfang Mai 2023 zählte man 50 entsprechende Vorfälle - die meisten davon in Kärnten und Oberösterreich.
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