Menschen verirren sich nur äußert selten hier her. Zu abgelegen liegt das Waldstück auf knapp 1600 Metern Höhe oberhalb des Tamsweger Ortsteils Seetal. Die Auffahrt über einen steinigen und holprigen Güterweg ist nur mit einem Geländewagen möglich. Und doch soll genau in diesem Wald schon bald ein physikalisches Messlabor stehen.
Peter Fierlinger, gebürtiger Oberösterreicher und Forscher an der Technischen Universität München, will knapp 16 Hektar Grünland kaufen – und dort höchst präzise Magnetfeld-Messungen durchführen. Wieso ausgerechnet im Lungau? „Der Standort ist ideal“, sagt Fierlinger. Denn: Die Sensoren für seine Messungen sind höchst sensibel für jede Form von elektromagnetischem Rauschen und Lärm. „Die Stromleitungen hören an der Landesgrenze zwischen Salzburg und der Steiermark auf. Es gibt keine Eisenbahn. Auf der Straße im Tal fährt kein Schwerverkehr durch“, betont der Wissenschaftler. Ein Lkw würde die Sensoren stören, selbst wenn er mehrere Kilometer entfernt unterwegs wäre.
Hoffen auf Erkenntnisse für Medizin und Technik
Mehrere dutzend solcher Sensoren will Fierlinger in dem sumpfigen Gebiet rund um das Labor auslegen. Seine Forschungsergebnisse sollen künftig in Medizin und Technik einfließen. „Wir wollen Magnetfeldsensoren entwickeln, mit denen man nichtinvasiv Herzkrankheiten bei Babys im Mutterleib diagnostizieren kann“, sagt der Forscher. Und: Die Systeme des Wissenschaftlers messen auch die sogenannte „dunkle Materie“ und ermöglichen somit Rückschlüsse auf die Entstehung des Universums. „Fundamentale Urknall-Forschung“, nennt es Fierlinger selbst.
Noch gehören die Flächen einem Landwirt. Die Grundverkehrskommision muss dem Verkauf noch zustimmen. „Der Bauer muss die Fläche aus finanziellen Gründen verkaufen. Wir haben ein gutes Verhältnis. Er darf den Wald weiter bewirtschaften. Eine Win-Win-Situation für alle“, betont der Uni-Professor. Zwei Holzhütten will Fierlinger in dem Waldstück errichten. Die Spezialanfertigungen benötigen kein Fundament, stehen auf größeren Steinen. Photovoltaik soll das Labor mit Strom versorgen und im Winter frostfrei halten.
Die Pläne des Wissenschaftlers riefen die Salzburger SPÖ auf den Plan. Man verfasste eine Landtagsanfrage mit 15 kritischen Fragen an Landesrat Josef Schwaiger (ÖVP). „Ich lade jeden gerne dazu ein, sich vor Ort alles genau anzusehen und sämtliche Unklarheiten auszuräumen“, sagt Fierlinger.
Unterstützung für das Projekt kommt von der Gemeinde. „Entscheidend ist für uns, dass es zu keinerlei Einschränkungen für die Nachbarn kommt“, sagt der Tamsweger Bürgermeister Georg Gappmayer. Die Gemeindevertretung muss die Pläne Fierlingers noch absegnen – ein Formalakt.
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