Dass der älteste Heilpädagogische Kindergarten von Graz zusperren muss, konnte abgewendet werden. Trotzdem krankt das System: Vertreter warnten am Mittwoch die Öffentlichkeit und stellten Forderungen an die Politik.
Vor rund einem halben Jahr saßen Peter Steingruber, Jutta Stocker und Claudia Achatz schon einmal im steirischen Presseclub. Sie richteten dramatische Worte an die Journalisten: Der Heilpädagogische Kindergarten Steingruber in Graz stand vor dem Aus. Nach 44 Jahren fehlte das Geld.
Gestern begann Steingruber die Pressekonferenz mit einem Danke an die Politik. „Die Tagessätze wurden angepasst, die finanzielle Basis stimmt.“ Das Büro von Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ) vermeldete tags zuvor: Die Tagessätze wurden um 31 Prozent erhöht, nachträgliche Zahlungen wurden überwiesen.
Das war es dann aber auch schon mit den guten Nachrichten, die die Vertreter der Heilpädagogischen Kindergärten zu verkünden hatten. „Wir haben aktuell 12 Plätze. Die Warteliste haben wir auf 18 Plätze beschränkt“, erklärt Steingruber. Es gibt eine Warteliste für die Warteliste. Kurzum: „Wir platzen aus allen Nähten“, sagt auch Claudia Achatz, die den Kindergarten in Hartberg leitet.
127 Teams sind nicht genug
Das gilt auch für sogenannte IZB-Teams, das sind mobile Gruppen aus Therapeuten und Pädagogen, die an Kindergärten beeinträchtigte Kinder zusätzlich betreuen. 127 solcher Teams gibt es - nicht genug, sagt etwa Alexandra Obendrauf vom steirischen Berufsverband der Elementarpädagogen. „Wir haben immer häufiger Kinder, die sich in den großen Gruppen schwer zurecht finden, die sprachlich oder motorisch Hilfe brauchen.“
Ein Erfolg wäre für uns, wenn man sich mit der Politik zusammensetzen und diskutieren könnte, wie man das System reformiert.
Jutta Stocker
Lange Wartezeit, bis Hilfe kommt
Auch sie selbst, die eine Spezialausbildung zur inklusiven Elementarpädagogin hat, stehe im Alltag dann oft an. „Schnelle Hilfe gibt es aber leider nicht.“ Denn wer ein IZB-Team will, braucht zuerst eine Diagnose. „Das alleine kann schon vier bis sechs Monate dauern“, sagt Peter Steingruber. Dann muss diese Diagnose eingereicht und der Hilfsbedarf nach Behindertengesetz genehmigt werden.
Und das heißt noch immer nicht, dass ein Team das Kind dann betreut. „90 Kinder haben einen solchen Bescheid und 56 Plätze habe ich“, sagt Jutta Stocker vom Heilpädagogischen Kindergarten Gabersdorf.
Auch Krippen haben Bedarf
Eine weitere Forderung: Heilpädagogische Betreuung für Kinder in Krippen, also unter drei Jahren. In diesem Bereich gibt es aktuell nämlich gar kein Angebot.
Aus dem Büro von Landesrätin Doris Kampus heißt es, dass die Frage der Genehmigung sowie die Planung von möglichen weiteren Plätzen in die Zuständigkeit von Bildungslandesrat Werner Amon (ÖVP) falle. Außerdem finden laufend Gespräche mit den Betreibern der Kindergärten statt. Für das heurige Jahr seien auch noch weitere Gespräche über die Weiterentwicklung der Heilpädagogischen Kindergärten geplant - gemeinsam mit dem Bildungsressort.
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