OÖ-Wirtesprecher:

„Ich rate Kollegen von Trinkgeld-Pauschale ab“

Oberösterreichs Wirtesprecher Thomas Mayr-Stockinger kennt die Lage in Oberösterreich.

(Bild: Wenzel Markus)

Darf der Wirt das Trinkgeld als Servicepauschale automatisch auf die Rechnung draufschlagen? In Wien passiert das teilweise schon, in Oberösterreich ist es zwar in der Gastronomie ein Thema, doch bisher konnte sich dieser neue „Brauch“ zum Glück noch nicht durchsetzen.

Für gehörige Aufregung sorgten die „Krone“-Berichte über ein Lokal am Wiener Naschmarkt, das automatisch zehn Prozent Trinkgeld in Form einer Servicepauschale in Rechnung stellt. In der Karte wird darauf hingewiesen. Wer nicht aufpasst, gibt eventuell noch zusätzlich Trinkgeld und wird so doppelt zu Kasse gebeten. Aber es geht noch krasser: Beim Nobel-Würstelstand – mit Selbstbedienung – vor der Albertina in Wien werden vier Prozent Servicepauschale verrechnet. Betreiber Josef Bitzinger: „Die Leute geben freiwillig immer weniger Trinkgeld. Die gesamte Summe kommt meinem Personal zugute.“

Ich rate allen meinen Kollegen von einer Pauschale ab, weil diese Abgaben- und Steuerpflichtig ist.

Wirtesprecher Thomas Mayr-Stockinger über Nachteile eines Zwangstrinkgelds

„Hat sich bisher nie lange gehalten“
Doch wie sieht es in Oberösterreich mit solchen (Un-)Sitten aus? Wirtesprecher Thomas Mayr-Stockinger gibt Entwarnung: „Es probieren immer wieder einmal Kollegen, das hält sich aber nie lange.“ Er könnte sich allerdings zumindest theoretisch durchaus für die international oft übliche Servicepauschale erwärmen, warnt aber gleichzeitig seine Standeskollegen davor, diese auf der Rechnung auszuweisen: „Sobald das Trinkgeld als verpflichtende Pauschale am Aufdruck steht, ist es abgaben- und steuerpflichtig.“ Der freiwillige Obolus sei hingegen Steuer- und Sozialversicherungsfrei.

Es geht um ein „Mega-Zubrot“
Klar ist für Wirtesprecher Mayr-Stockinger, dass es für die Mitarbeiter im Service um ein „Mega-Zubrot“ geht. Die Spendierfreudigkeit der Landsleute sei weiterhin hoch. Mit einer Einschränkung: Seit immer öfter bargeldlos, also mit Karte bezahlt werde, verstecken sich so manche „Geizhälse“ dahinter.