Die Abschussverordnung bildet die Grundlage für die „Wolfhatz“ in Tirol. Ende Jänner kündigte der WWF an, rechtlich dagegen vorgehen zu wollen. Das ist bis heute nicht geschehen. Der Wolfsexperte des WWF erläutert die Gründe.
„Wir warten zunächst ein laufendes Verfahren einer Verordnung analog zum Fischotter ab. Dieses läuft beim Verwaltungsgericht“, erklärt WWF-Wolfexperte Christian Pichler auf „Krone“-Anfrage. Beim Verfassungsgericht sei man in einer ähnlichen Sache erfolglos gewesen. Eine Beschwerde bei der EU-Kommission und ein resultierendes Vertragsverletzungsverfahren dauerten Jahre.
Jedoch rechnet er bis Ende des Jahres mit einer Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs, angerufen 2022 vom Tiroler Landesverwaltungsgericht im Zuge der WWF-Einsprüche gegen die damals geltenden Abschussbescheide. Mehrere Wolfabschüsse wurden so verhindert. Als Konsequenz daraus erlässt das Land ja nun Verordnungen, gegen die der WWF und andere NGOs kein Rechtsmittel einlegen können. „Ein juristischer Grenzgang, das weiß auch das Land“, sagt Pichler.
Wölfe müssen bejagt werden wie jedes andere Wildtier auch. Der Wolf ist aufgrund der enormen Zuwachszahlen keine gefährdete Tierart mehr!
Landeshauptmannstellvertreter Josef Geisler (ÖVP)
„WWF nicht prinzipiell gegen jeden Abschuss!“
Dass Tirol 2100 Almen als „nicht schützbar“ ausgewiesen hat, dagegen will der WWF laut Pichler ebenfalls nicht vorgehen, obwohl er hier einen „eindeutigen Widerspruch“ zu den eigenen Herdenschutzprojekten des Landes erkennt: „Auf den drei Weiden im Oberland gab es keinen einzigen Riss, die Tiergesundheit war besser und es gab weniger Verluste.“ Außerhalb davon nehme es das Land mit dem Herdenschutz noch immer nicht ernst, es gebe noch immer viele sehr schlecht geschützte Regionen. „Zu 90 Prozent ernährten sich die Beutegreifer von Wildtieren, nur in 1 bis 2 Prozent der Fälle von Nutztieren, in schlecht geschützten Regionen sind es jedoch 10 Prozent“, erklärt der Experte.
Schalenwild ist die bevorzugte Beute der Wölfe. Dennoch gehören auch Nutztiere, insbesondere Schafe und Ziegen, zu den potenziellen Beutetieren. Das trifft vor allem dann zu, wenn Wölfe auf ungeschützte Herden treffen. Wölfe erbeuten bevorzugt Tiere, die mit geringem Aufwand und wenig Risiko zu erbeuten sind.
Aus dem Herdenschutzbericht des Landes Tirol
40 Wolfsrudel leben laut WWF im Alpenraum, 20 in der Schweiz, 2 in Österreich: „Hier fehlt das Bekenntnis, dass Wolf und Bär dazugehören. 150 Jahre lang haben sie in der Natur gefehlt, das Resultat ist ein massiver Überbestand an Wild mit entsprechenden Schäden am Schutzwald, dazu Krankheiten wie TBC bei Wildtieren und Schweinepest. Wolf und Bär wären wichtige Mitspieler in der Bekämpfung, man muss sie als Verbündete sehen“, betont Pichler.
In anderen Ländern wird der Wolfbestand reguliert, wächst dadurch langsamer. „Wir sind nicht prinzipiell gegen jeden Abschuss“, betont Pichler.
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