Wer führt die SPÖ künftig an? Diese Frage stürzt die Partei aktuell in Chaostage. Hans Peter Doskozil hat sich in der „ZIB 2“ gegen Vorwürfe gewehrt, sich vor einer Kampfabstimmung gegen Andreas Babler am Sonderparteitag in Linz drücken zu wollen.
„Dass ich feig wäre, kann man mir wirklich nicht vorwerfen“, erklärte der SPÖ-Politiker. Es stimme zwar, dass er seinen Rückzug im Parteipräsidium am Dienstag angeboten habe, aber nur, weil es seines Erachtens nicht mehr um die Sache ging. Es sei nur noch darum gegangen, sich zu „positionieren“. Für ihn seien aber nicht Position und Person wichtig, sondern die Partei. Dafür sei er in „weiterer Folge nicht zu haben“ gewesen.
Doskozil will „Prozedere“ einhalten
Darum habe Doskozil selbst gesagt: „Ich werde Andreas Babler vorschlagen und unterstützen.“ Er hätte sich auch dieser Entscheidung „gebeugt“. Fast alle Ländervertreter hielten ihn davon ab, darunter auch jene, die nicht zu seinen Unterstützern zählen wie der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser - der letzte in der Parteispitze, der nicht klar zuzuordnen ist und nach friedlichen Lösungen sucht.
Die - wie berichtet - teils gehässige Debatte hätte ihn überrascht, da sich die Partei „ein Prozedere auferlegt“ habe. Mit dieser Haltung sei er nach Wien gefahren. Versuche von Babler-Unterstützern, trotz der aktuellen Beschlusslage, noch eine weitere Mitgliederabstimmung zu erzwingen, bezeichnete er als „Kasperltheater“. Und weiter: „Ich sage ganz offen, es ist eine ungute Situation derzeit.“
Ich habe eine Wahl gewonnen mit dieser Stimme.
Hans Peter Doskozil
Bild: ROLAND SCHLAGER
Die plötzliche Kehrtwende der Wiener Landespartei und Bürgermeister Michael Ludwig in Sachen Stichwahl durch einen zweiten Mitgliederentscheid wollte Doskozil „nicht werten“. Über offen gepflegte Feindschaften und „persönliche Befindlichkeiten“ müsse man ab sofort „hinwegsehen“. Hinter dem Fortführen des bereits seit Wochen feststehenden Prozederes hätten zudem „sieben Bundesländer“ gestanden.
Sorgen um das Durchhaltevermögen seiner Stimme wischte Doskozil beiseite: „Ich habe eine Wahl gewonnen mit dieser Stimme.“ Die Strapazen der vergangenen Wochen seien zudem mit einem bundesweiten Wahlkampf vergleichbar gewesen. Doch schlussendlich müsse der Wähler darüber entscheiden, ob er dieser „Herausforderung“ gewachsen sei. Zuerst muss der 52-Jährige aber das Votum der SPÖ-Delegierten überstehen.
609 Delegiert entscheiden am 3. Juni
Insgesamt werden 609 Delegierte zur Stimmabgabe aufgerufen sein, alleine 350 davon kommen aus Bezirksorganisationen, dazu 30 aus den Landesorganisationen. Immerhin 50 Delegierte haben die Gewerkschafter, 30 die Frauen - beides Lager, die zumindest an ihrer Spitze Babler zuneigen.
Der Sieger müsse Doskozil zufolge die Partei jedenfalls wieder einen. Das dürfte nach dem heutigen Schauspiel, das mit sehr harten Bandagen ausgetragen wurde, nicht leichter geworden sein.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.