Prölls Ratschlag. Nein, heute einmal nicht die SPÖ in epischer Breite. Auch wenn es zu den Vorgängen bei den Sozialdemokraten anhaltend viel zu sagen gibt - was wir in der heutigen „Krone“-Ausgabe natürlich auch wieder tun. Aber noch bemerkenswerter als das Neueste bei den Roten sind Aussagen eines Schwarzen. Und zwar nicht irgendeines ÖVP-Funktionärs, der seinen Namen lieber nicht genannt haben will, sondern des jahrzehntelang mächtigsten Mannes in der Volkspartei: Erwin Pröll, niederösterreichischer Landeshauptmann a.D. Der 76-Jährige, vital, informiert, interessiert und messerscharf in der Analyse wie zu seinen besten aktiven Zeiten, gab der „Krone“ eines seiner ganz raren Interviews. Da erklärt er, warum er sich bei seinem Abschied aus der Politik vorgenommen hat, zu tagespolitischen Themen keine Stellung mehr zu nehmen - weil er in seiner politischen Tätigkeit selbst oft darunter gelitten habe, wenn sich „Persönlichkeiten, die in Wahrheit keine Verantwortung mehr tragen, mit klugen Ratschlägen melden“. Da habe er gemerkt, „dass Ratschläge weniger Rat und mehr Schläge sind.“ Ruhe zu geben - diesen Rat gibt er auch einem ganz Großen der österreichischen Innenpolitik. Wem wohl?
Kurz muss aufpassen. Angesprochen darauf, dass prominente ÖVP-ler - wenn auch anonym - in der Vorwoche in der „Krone“ Alt-Kanzler und Ex-Bundesparteiobmann Sebastian Kurz dazu aufgefordert hatten, er möge sich endlich wirklich aus der Politik verabschieden, sagt Erwin Pröll: „Wenn man sich vornimmt, sich aus der Politik zurückzuziehen, muss man wissen: ,Halb schwanger‘ gibt es da nicht. Es gibt nur hopp oder dropp. Ich habe mich für einen klaren Rückzug entschieden und kann nur allen empfehlen, sich im Interesse der jeweiligen Gesinnungsgemeinschaft auch ganz und gar zurückzuziehen.“ Und diese Empfehlung gelte selbstverständlich auch für Kurz. Pröll wörtlich: „Mir hat man immer nachgesagt, ein machtdurchdrungener Mensch zu sein. Mein Verständnis von Politik ist es aber einfach, zu agieren. Man muss sagen, wo es langgeht. Wenn aber jemand so wie Sebastian Kurz agiert, dann muss er aufpassen, dass jemand nicht auf die Idee kommt, er habe das Amt um seiner selbst willen und nicht der Republik willen ausgeübt.“ Na, wenn das nicht ultrastarker Tobak ist! Und Pröll setzt sogar noch nach: „Man muss wissen, warum und wofür man eine Funktion hat. Man hat sie von der Bevölkerung durch Wahlen geborgt, um anderen zu dienen und nicht als Selbstzweck.“ Das sitzt!
Kommen Sie gut durch den Donnerstag!
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