Andreas Babler trug sein Rebellenherz allzu deutlich auf der Zunge, als er sich auf Puls 4 als „Marxist“ titulierte. Die Aufregung war ihm gewiss. Peter Kostelka, SPÖ-Urgestein, ist entsetzt über diese Aussage. Der Marxismus habe in der Sozialdemokratie längst nichts mehr verloren. Mit Babler sei hier wohl der juvenile Drang durchgegangen. Andere Rote wollten sich nicht äußern.
Politikprofessor und SPÖ-Kenner Anton Pelinka sieht ein Problem mit Austromarxisten in der Partei - die sich zwar vom Stalinismus distanzieren, aber nicht vom Leninismus. Und die Che Guevara verehren. „Außerdem gibt es in der SPÖ einen Restbestand an Antiamerikanismus.“ Dies zeigte sich, als mehr als die Hälfte der 40 SPÖ-Abgeordneten der Rede des ukrainischen Präsidenten im Parlament fernblieben. Die USA sind wichtigste Unterstützer der Ukraine im Kampf gegen Russland. Doch was ist der Austromarxismus?
Vom „Befreiungskampf der Arbeiterklasse“
Am 3. November 1926 beschloss die Sozialdemokratische Arbeiterpartei in Linz ein neues Parteiprogramm. Ausgearbeitet unter anderem von Otto Bauer, Max Adler, Karl Renner, galt es als zentrales Dokument des Austromarxismus. In der Einleitung heißt es: „Die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (...) führt den Befreiungskampf der Arbeiterklasse und setzt ihm als Ziel die Überwindung der kapitalistischen, den Aufbau der sozialistischen Gesellschaftsordnung.“
Diese Ordnung hat es nie gegeben. Der (Austro-)Marxismus verschwand 1934 im Kampf gegen die austrofaschistischen Christlichsozialen, die den Gegner mit Bolschewismus und „Roter Flut“ gleichsetzten. Bilder, die nie ganz verschwanden.
Politikberater Thomas Hofer sieht Bablers „Outing“ ebenfalls als Fehler. „Das hat ihm nicht gutgetan und war ein Rückschlag.“ Es könne zwar sein, dass der Marxismus in der Parteibasis nicht so kritisch gesehen werde wie in der Mehrheit der Bevölkerung, aber Babler habe Konkurrent Hans Peter Doskozil in die Hände gespielt.
Rendi-Wagner zieht sich komplett zurück
Pamela Rendi-Wagner kann das egal sein. Nach ihrer Niederlage in der Mitgliederbefragung wird die scheidende SPÖ-Chefin auch ihr Nationalratsmandat abgeben. Spätestens Ende Juni. Sie mache einen „ehrlichen Schnitt“.
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