Traurige Bilanz

Im Sommer starben 176 Menschen auf unseren Bergen

Österreich
08.11.2011 10:01
Eine alles andere als erfreuliche Bergunfall-Bilanz haben am Montag Alpinpolizei, Kuratorium für alpine Sicherheit und Bergrettung gezogen. Österreichweit sind zwischen 1. Mai und 31. Oktober 176 Menschen im Gebirge tödlich verunglückt, das sind neun Menschen mehr als im Jahr zuvor. Die meisten Opfer forderte das scheinbar harmlose Bergwandern mit 86 Toten, während beim Klettern 21 Todesfälle zu beklagen waren. Übrigens: Rund die Hälfte der Opfer verstarb nach einem Herz-Kreislauf-Zwischenfall.

60 Prozent der Verunglückten waren Österreicher, rund 25 Prozent Deutsche – der Rest verteile sich auf andere Staaten, so Karl Gabl (links im Bild) vom Kuratorium für Alpine Sicherheit. Die meisten Bergtoten verzeichnete in diesem – wie auch im vergangenen – Jahr Tirol mit 63 Personen (2010: 60). In Salzburg stieg die Zahl signifikant von 27 auf 37. Rückgänge gab es dagegen etwa in Oberösterreich, der Steiermark und Vorarlberg.

90 Prozent der Todesopfer sind Männer
Norbert Zobl (Bildmitte), Chef der Tiroler Alpinpolizei, bot Erklärungen für den dramatischen Anstieg der Unfälle: "Im heurigen Bergsommer gab es mehr Schönwetterphasen, hier mussten wir auch am häufigsten ausrücken. Die Analyse zeigt zudem, dass sich die meisten Unfälle im scheinbar harmlosen Gelände ereignen. Hier konzentrieren sich die Wanderer zu wenig – und Hans Guckindieluft stolpert und stürzt ab. Im Gelände, wo man die Hände benötigt, passiert viel, viel weniger."

Gabl tadelte das Risikoverhalten der Männer: "90 Prozent der Todesopfer sind Männer, sie gehen über ihre Grenzen hinaus." Zudem verwies er darauf, dass 50 Prozent aller Bergtoten einem Herz-Kreislauf-Zwischenfall erlagen: "Hier gilt es verstärkt aufzuklären, wir haben ein Projekt mit Alpinmedizinern angedacht."

"Viele hängen wie ein Sack Mehl in der Wand"
Peter Veider (rechts) von der Bergrettung Tirol bereiten die vielen Klettersteigunfälle Kopfzerbrechen: "Es ist nicht verwunderlich, dass mehr Kletterunfälle passieren. Viele hängen wie ein Sack Mehl in der Wand und kommen weder rauf noch runter. Die Leute muten sich häufig zu viel zu und haben nicht das notwendige Können. Sie unterschätzen die Tour." Was Zobl zudem bestätigte: "Sie gehen so lange, bis sie nicht mehr weiter können, und setzen einen Notruf aus der Wand ab. Sie denken sich: 'Kommt eh der Hubschrauber.' Das ist die falsche Einstellung!"

Im Hinblick auf den kommenden Skitouren-Winter waren sich die drei Experten einig: Der Skihelm sollte nie vergessen werden, eine gesetzliche Verpflichtung sollte aber keinesfalls kommen.

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