Seit Wochen rutscht die L613 in Straß in der Südsteiermark immer weiter ab. Mittlerweile sind große Teile des dortigen Weingartens der Familie Tement zerstört, die Straße ist unbefahrbar, ein Haus muss gesichert werden. Der Schaden beträgt über eine halbe Million Euro.
Seit 15. Mai verbieten Absperrbänder, dass die Grenzland-Weinstraße, die L613, in der Gemeinde Straß in Steiermark befahren wird. Viel Regen war gefallen, die Straße hatte sich abgesenkt und bekam Risse.
Seitdem lässt sich das Rutschen der Straße kaum noch aufhalten. Wie aktuelle Bilder zeigen, ist eine ganze Fahrspur in den Tement-Weingarten abgerutscht, die Reben sind in ein Loch eingesunken.
Nun könnte auch das Haus an der Straße abrutschen, sagt Verkehrsreferent LH-Stv. Anton Lang. „Mittlerweile kann eine künftige Gefährdung eines bergseitig gelegenen Anwesens nicht mehr ausgeschlossen werden, weshalb wir nun mit ersten Sicherungsmaßnahmen starten.“
Die Summe der Schäden beläuft sich mittlerweile auf bis zu 600.000 Euro. Vor zwei Wochen waren es noch 100.000 Euro.
Straße soll im August wieder befahrbar sein
Ab Donnerstag wird das genannte Anwesen durch Spritzbeton mit verankerten Nägeln abgesichert, erklärt Franz Nöhrer, Referatsleiter im Straßenerhaltungsdienst. „Das Sanierungskonzept für die Landesstraße selbst wird auch demnächst finalisiert, dann folgt die Suche nach einer verfügbaren Baufirma. Wir gehen aber davon aus, dass die L613 ab Mitte August zumindest provisorisch befahrbar sein wird.“
Verfassungsdienst soll Schuld klären
Nun bleibt die Frage, wer für die teuren Bauarbeiten aufkommen soll. Der Bau des Weingartens am Graßnitzberg ist seit Jahren umstritten, weil dafür zwei Hektar Wald gerodet wurden. „Die Niederschläge alleine werden aber wohl nicht Auslöser sein“, sagte Landesgeologe Marc-Andre Rapp vor zwei Wochen zur „Krone“.
Vom Land Steiermark heißt es aktuell, dass „noch geklärt werden muss“, ob die Schäden mit der Waldrodung 2020 zusammenhängen. Nöhrer: „Der Verfassungsdienst des Landes ist mit der Klärung der Schuldfrage befasst. Die nun anfallenden Kosten für die Sanierungsmaßnahmen werden einmal von der Landesstraßenverwaltung vorfinanziert.“
Haben Behörden versagt?
Schon 2021 hatte sich die L613 zum ersten Mal abgesenkt. Lambert Schönleitner (Grüne) warf dem Land bereits „Behördenversagen“ vor, jetzt legt er noch einmal nach: „Das ist Raubbau am steirischen Boden. Wer in dieser sensiblen Hanglage in der Südsteiermark die Rodung des Schutzwaldes auf derart fahrlässige Weise herbeigeführt und genehmigt hat, muss zu seiner Verantwortung stehen. Wir prüfen derzeit, ob es Verflechtungen zwischen dem Projektwerber und Genehmigungsbehörden gibt.“
Im Büro des zuständigen Landesrats Hans Seitinger (ÖVP) verweist man auf die forstrechtlichen Gutachten, die Basis der Genehmigung der Weingärten waren. Die Entscheidung wurde „ausschließlich auf Basis fachkundiger Informationen und nachprüfbarer Tatsachen nach bestem Wissen und Gewissen getroffen“.
Winzer und Besitzer Manfred Tement sagte dazu: „Ich habe für alle Vorhaben eine Genehmigung erhalten und die erteilten Auflagen erfüllt.“
Anrainer und Betroffene fordern Klärung
Am Mittwochnachmittag ging ein Offener Brief der Arge Natur-Respekt an Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP), Lang und Seitinger. Darin fordern Betroffene, so schnell wie möglich eine Lösung für die kaputte Straße zu finden und die Schuldfrage zu klären. Die Rutschung betreffe nicht nur Gastro und Tourismus, sondern auch die Menschen, die dort leben:
„Menschen, die nun zur Arbeit nur über Umwege gelangen, Schüler, Leute, die zu den Ärzten nach Ehrenhausen wollen; die einzige Tierärztin, die noch Großtiere behandelt, muss bis zu 20 km Umfahrungen in Kauf nehmen (...) für einen eventuellen ärztlichen Notfall benötigt die Rettung wesentlich weitere Anfahrten und Zeitverzögerungen sind unumgänglich“, heißt es in dem Brief.
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