Pflege ist zu einem „Brennpunkt-Beruf“ geworden, seit den Belastungen der Corona-Pandemie werfen viele das Handtuch. Nun liegt eine lang erwartete Prognose für die Steiermark vor: Nicht weniger als 12.200 neue Mitarbeiter bis 2030 sind notwendig. Können junge Steirer die Lücken füllen?
Dass der Bedarf an neuen Pflegekräften in der Steiermark groß ist, war allen bewusst. Nun liegen konkrete Zahlen vor. Demnach werden knapp 30 Prozent aller Mitarbeiter in der Pflege (Spitäler, Heime, Behindertenbetreuung) bis zum Jahr 2030 aus dem Job ausscheiden, das sind 8000 Personen - eine gewaltige Lücke, die durch den ungebrochenen Trend zu Teilzeit, generell geringeren Wochenarbeitszeiten und Strukturveränderungen noch größer wird.
So rechnet Studienautor Wolfgang Habacher (Epig GmbH), dass bis 2030 insgesamt 12.251 Personen in den Pflegeberuf einsteigen müssen. Heruntergerechnet auf ein Jahr sind das mindestens 1360 Menschen: Jeder zehnte steirische Jugendliche müsste also seine Zukunft in der Pflege sehen!
Genug Ausbildungsplätze, aber zu wenig junge Menschen
Die notwendigen Ausbildungsplätze wären durch Landes- und private Einrichtungen vorhanden, eine unmittelbare Aufstockung (auch an der FH Joanneum) laut Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß nicht vorgesehen. Dennoch sei es unrealistisch, den Personalbedarf alleine auf dieser Schiene decken zu können. Das ist auch für Habacher klar: „Die Ausbildung alleine wird nicht reichen. Wir müssen Menschen im Job halten und frühere Mitarbeiter zurückgewinnen.“
Dazu müssen sich die Bedingungen ändern: Dabei geht es nicht nur um bessere Gehälter und geregeltere Arbeitszeiten, sondern auch um eine Entlastung von Verwaltungsarbeiten.
Neuer Pflegeberuf als großes Sorgenkind
Noch großes Aufholpotenzial gibt es insbesondere beim vor wenigen Jahren eingeführten Beruf der Pflegefachassistenten: Trotz steigender Tendenz fehlen hier Hunderte Kräfte. „Dieses Berufsbild müssen wir noch attraktiver machen, das ist eine große Herausforderung“, so Bogner-Strauß.
Die für den Behindertenbereich ermittelten Zahlen stellen eher die Untergrenze dar, wir müssen von einem größeren Bedarf ausgehen. Auch die Behindertenhilfe brauche Pflegekräfte.
SPÖ-Soziallandesrätin Doris Kampus
Eine gute Nachricht gibt es für die Landes-Gesundheitsschulen: Zwar bleibt es beim vom Bund beschlossenen und viel kritisierten Aus für die dreijährige Diplomausbildung ab 2024, Pflegefachassistenten dürfen sich aber weiter zu Diplomkräften aufschulen lassen. Es ist also weiterhin möglich (wenn auch über einen Umweg), ohne Matura zur Diplom-Pflegekraft zu werden.
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