Im Salzburgerland freut man sich jetzt natürlich erst einmal auf den Sommer. Bevor dann die liebste Jahreszeit der Bauern und ihrer Gäste ins Land zieht - der Bauernherbst.
Die Arbeit für eine kurze Dauer ruhen lassen und gegen die Gemütlichkeit tauschen. Sich an der eingebrachten Ernte erfreuen und einfach „zsammsitzen, reden und miteinander feiern“. Der Bauernherbst, diese „5. Jahreszeit“, ist eine Zeit der Festlichkeiten, in der bäuerliche Traditionen und überliefertes Brauchtum zelebriert werden. Dabei sind Gäste im Salzburgerland immer schon herzlich willkommen. Seit 1996 bildet der Bauernherbst eine gelungene Symbiose zwischen Landwirtschaft, Vereinen, Wirtschaft und Tourismus. Eine Erfolgsgeschichte, die damals mit 14 Bauernherbst-Orten startete. Heuer laden ganze 76 Orte ab Mitte August bis Ende Oktober ein.
Rund 2000 Brauchtums- Veranstaltungen Nicht nur die Bauern, auch zahlreiche Handwerker, Musiker, Tänzer und 340 Bauernherbst-Wirte tragen mit viel Herz und Leidenschaft zum Gelingen bei. „14.000 aktive Teilnehmer zählt die Veranstaltung dieses Jahr“, erzählt Eveline Bimminger, die bei SalzburgerLand für den Bauernherbst zuständig ist. Und diese geben Einblick in die traditionelle bäuerliche Kultur: Bei Almabtrieben, Brauchtumsveranstaltungen, Dorffesten, Handwerksvorführungen, Wanderungen von Bauerngarten zu Bauerngarten, Kochkursen, Erntedankfesten oder in der Trachten-Schneiderwerkstatt.
In Obertrum am See wird dieses Jahr – wie einst 1996 – die Eröffnung stattfinden. Wenn es um regionale und vor allem biologische Kulinarik geht, dann hat das Salzburger Seenland eindeutig die Nase vorn. Davon kann man sich zum Beispiel auch wunderbar beim Joglbauern überzeugen. Schon seit Anfang der 1980er bewirtschaftet Familie Hofer ihren Bauernhof biologisch. Direkt am Obertrumer See sticht das 2000-Einwohner-Dorf Seeham in seiner Bio-Vorreiterrolle hervor. Bio ist in der Flachgauer Gemeinde eine Lebenseinstellung, nicht nur was die Bewirtschaftung der Heumilchregion betrifft.
Seeham hat sich schon vor mehr als 20 Jahren dem Bio-Gedanken verschrieben. Die Dichte der zertifizierten Bio-Betriebe ist nirgendwo sonst in Österreich so hoch. Rund 80 Prozent der Bauern betreiben ihre Landwirtschaften nach biologischen Richtlinien. Sogar in Kindergarten und Volksschule wird vollbiologisch gekocht. Selbst die Energieversorgung läuft in Seeham über ein eigenes Biomasseheizwerk. Eine logische und verdiente Folge des Engagements der Bewohner war 2022 der Titel „Beste Bio-Stadt Europas“. „Wir setzen den biologischen und nachhaltigen Grundgedanken in allen Bereichen – in Schule, Kultur, Wirtschaft, Tourismus und Landwirtschaft – aus vollem Herzen um“, erzählte der Bio-Pionier Robert Rosenstatter letztes Jahr der „Krone“. Er war auch der Initiator hinter dem neuen BioArt-Campus im Ort.
Damit ging auch ein Traum Rosenstatters in Erfüllung: Ein Kompetenzzentrum für Bio, Nachhaltigkeit und eine lebenswerte Zukunft unter einem Dach zu schaffen. Es soll über Salzburg hinweg ein Leuchtturm-Projekt werden. Neben Manufakturen wie unter anderem der Bio-Destillerie Farthofer, der Salzburger Ölmühle und der Naturkaffeerösterei sind ebenso ein großer Biomarkt, ein Restaurant und eine Genusswerkstatt, in der Kochkurse und Produktentwicklungen stattfinden, eingezogen. Ein – genussvoller – Begegnungsort soll es werden, „für Austausch, Weiterbildung und Forschung“.
Wenn es um den Bauernherbst geht, dann darf neben regionaler Kulinarik, Brauchtum und Handwerk natürlich nicht die Tracht fehlen. Diese steht naturgemäß im Mittelpunkt und wurde auch zum Motto des diesjährigen Salzburger Bauernherbstes erkoren. „Tracht und Gwand“ gehört für die Salzburger selber aber eigentlich zum Alltag. Nicht nur am Land, selbst in der Stadt Salzburg wundert sich niemand, wenn man im Dirndl über den Residenzplatz spaziert – auch außerhalb der Festspiel-Saison und nicht nur zu festlichen Anlässen wie Hochzeiten oder Taufen. Trachtenhersteller und -geschäfte sind zahlreich, Traditionsbetriebe wie Gössl, Susanne Spatt, Lanz oder auch das Heimatwerk – um nur ein paar an dieser Stelle aufzuzählen.
Moderne Tracht ohne Kitsch
Als „Schaufenster gelebter Tradition“ präsentiert sich das Salzburger Heimatwerk in der Salzburger Altstadt als eine Plattform für handgeschneiderte Tracht, Bräuche und Kunsthandwerk. Wer mehr zum Thema Tracht und Co. wissen möchte, ist bei Geschäftsführerin Gundi Schirlbauer bestens aufgehoben. Aber nicht nur Touristen zieht es in das Geschäft hinein. In der hauseigenen Schneiderei im Obergeschoß, in der auch Lehrlinge ausgebildet werden, stapeln sich die Aufträge. Alte Dirndln werden umgearbeitet, und auch zahlreiche Salzburgerinnen lassen sich hier ihr Maßdirndl anfertigen. Über 1500 Stoffe hat das Heimatwerk im Sortiment. Darunter auch handbedruckte Textilien wie aus dem Hause Jordi.
„Erlaubt ist natürlich alles, was gefällt“, antwortet Schneidermeisterin Gabriela Gastelsberger auf die Frage, wie „ausgefallen“ Trachten denn sein dürfen. Ein moderner Touch ist willkommen, Trends werden immer berücksichtigt – nur „verkitscht soll die Tracht nur nicht werden“. Und was gar nicht geht und unter normalen Umständen auch nicht die Schneiderei verlässt, sind Dirndl mit Reißverschluss. „Das ist eigentlich ein No-Go bei einem Dirndl.“
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