SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch übergibt die Partei seinen Nachfolgern fast schon saniert. Am Donnerstag betonte er, dass man 2020 noch am „wirtschaftlichen Abgrund“ gestanden sei, nun aber bei Fortsetzung seines Kurses 2025 schuldenfrei sein werde. Noch nicht fixiert ist der Auszug aus der Parteizentrale in der Löwelstraße. Ein Ersatzobjekt ist aber bereits gefunden.
Wie Deutsch ausführte, wäre es sein Plan gewesen, im Herbst dem Bundesvorstand ein neues moderneres Quartier vorzuschlagen, das man mit der Wiener Partei vorbereitet habe. Doch wenn der neue SPÖ-Vorsitzende lieber in der Löwelstraße bliebe, wäre das auch noch möglich.
Doskozil forciert Auszug aus Löwelstaße
Hans Peter Doskozil hatte sich im Vorfeld der Mitgliederbefragung ja gegen den Auszug gewandt. Wie es mit Interessenten an dem Traditionsbau in der Wiener Innenstadt aussieht, wollte Deutsch nicht ausführen, gehöre das Objekt doch der Stadt Wien.
Deutsch: SPÖ hatte 2019 noch 16,5 Millionen Euro Schulden
Der scheidende Bundesgeschäftsführer, der sich am Vormittag bei einem Frühstück von seinen Mitarbeitern verabschiedet hat, erinnerte im APA-Interview daran, dass die SPÖ 2019 noch 16,5 Millionen an Schulden gehabt haben. Ende des Jahres würden es nur noch 4,2 Millionen sein.
Personalabbau wird bedauert
Wichtig ist ihm dabei anzumerken, „dass wir die Partei nicht zu Tode gespart haben“. Im Gegenteil sei es gelungen, die Kampagnenfähigkeit und den Social-Media-Bereich auszubauen. Manches sei aus wirtschaftlichen Gründen nicht möglich gewesen: „Was man alles tun hätte können, weiß ich selbst am besten.“ Einmal mehr bedauerte der Partei-Manager, dass man auch einen Personalabbau durchführen habe müssen.
Wir haben die Partei nicht zu Tode gespart. Es ist gelungen, die Kampagnenfähigkeit und den Social Media-Bereich auszubauen.
Der scheidende SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch
Deutsch beklagt fehlende Einigkeit
Deutsch erinnerte auch daran, dass die SPÖ im Vorjahr mit Pamela Rendi-Wagner an der Spitze bei über 30 Prozent gestanden sei, während man den nunmehrigen Vorsitzkandidaten in Umfragen zwischen 25 und 26 Prozent zugestehe. Dafür verantwortlich macht der Parteimanager fehlende Einigkeit: „Die Bevölkerung wählt keinen zerstrittenen Haufen.“
Wenn alle Gemeinheiten ausgetauscht sind, wird man hoffentlich zur Versöhnung schreiten können.
Christian Deutsch
Was den Parteitag kommenden Samstag angeht, hofft er auf einen einigermaßen friedlichen Ablauf: „Dort wird es schon einigermaßen gesittet über die Bühne gehen.“ Die entscheidende Sache sei aber, dass man nachher miteinander arbeiten könne: „Wenn alle Gemeinheiten ausgetauscht sind, wird man hoffentlich zur Versöhnung schreiten können.“
Persönlich will Deutsch nach einem Urlaub entscheiden, wie er sich beruflich in nächster Zeit orientiert: „Ich habe noch keine Sekunde an die Pension gedacht.“ Auch der Politik bleibt er als Landtagsabgeordneter in Wien wohl noch länger erhalten. Er habe vor, auch bei der Wahl im Jahr 2025 wieder anzutreten.
Deutsch als Vertreter des Liesinger Zirkels
Deutsch selbst stand vor allem bei den Länder-Organisationen quasi als Vertreter eines Liesinger Zirkels um die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures und Altkanzler Werner Faymann oft in Kritik. Der scheidende Parteimanager meint zur diesem Kreis zugeschriebenen Macht: „Das dient eher der Legendenbildung.“ Für ihn sei Liesing „jener Bezirk, wo Freundschaft zählt“. Jeder habe aber auch viele Freunde in anderen Bezirken und Bundesländern.
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