Hans Peter Doskozil soll die SPÖ zu alter Stärke führen. Noch während seiner Siegesrede reicht er dem knapp unterlegenen Andreas Babler die Hand. Der Tenor nach der Wahl: ein Vorsitzender, zwei Gewinner und der Hunger auf mehr.
Findet die SPÖ jetzt wieder in die Spur? Nach chaotischen Monaten - Giraffen als Bewerber um den Parteivorsitz inklusive - soll es also der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil richten. Mit einem breiten Lächeln nahm er das Votum der Delegierten zur Kenntnis
Zu Beginn seiner Siegesrede ringt Doskozil um Worte und als er sie findet wählt er sie mit Bedacht. Es sei sein „Lebenstraum, an der Spitze der Sozialdemokratie stehen zu dürfen.“ Seinen unterlegenen Widersacher Babler bat er auf die Bühne, es gab einen Handshake und eine flüchtige Umarmung, was bei den Delegierten für Jubel und Standing Ovations sorgte.
„Lieber Andi“
Doskozil dankte dem „lieben Andi“ umgehend dafür, dass er zu diesem „symbolischen Schritt des aufeinander Zugehens“ bereit gewesen sei. Doskozils Körpersprache ist ruhig, doch seine Worte kommen einem politischen Sturm gleich.
Solidarität und sozialer Zusammenhalt sind wesentliche Eckpfeiler unserer Politik.
Michael Ludwig
Bild: APA/FLORIAN WIESER
Er wolle die SPÖ zum „Nonplusultra für die nächsten Wahlen machen“. Ein Koalitionsbündnis werde es unter seiner Führung weder mit der FPÖ noch der ÖVP geben. Was die Partei aber sehr wohl brauche, sind „freiheitliche Wähler“. Die Marschrichtung: rot-grün-pink.
Die SPÖ gab im Linzer Desgin Center ein auffallend harmonisches Bild ab. Selbst Doskozils innerparteilicher Intimfeind Michael Ludwig fand via Twitter versöhnliche Worte. „Solidarität und sozialer Zusammenhalt sind wesentliche Eckpfeiler unserer Politik. Es braucht ein starkes Miteinander in der Gesellschaft, aber auch in der Partei, damit wir uns in Zukunft mit ganzer Kraft den Herausforderungen für die Menschen in unserem Land widmen können! Glück auf!“, erklärte der Wiener Bürgermeister.
Babler will an Seite von Doskozil „weiterkämpfen“
Auch der um 37 Stimmen unterlegene Babler will „an Doskozils Seite“ weiterkämpfen. Der Traiskirchner Bürgermeister sei „mehr als 30.000 Mitgliedern im Wort, meinen Beitrag zu einer starken Sozialdemokratie zu leisten“ und das werde er jetzt auch „aus ganzem Herzen und mit voller Kraft tun“. Dass die jüngst bekannt gewordene EU-Schelte Grund für seine Niederlage gewesen sein könnte, glaubt Babler nicht. Klare Ansagen täten der SPÖ ganz gut.
Der ehemalige Grünen-Politiker Peter Pilz sieht es ähnlich. Er twittert: „1 Vorsitzender, 2 Sieger.“ Wenn Doskozil und Babler gemeinsame Sache machen würden, habe die „SPÖ an diesem Samstag viel gewonnen“.
NEOS und ÖVP mit Kritik
Die NEOS hoffen auf eine Rückkehr zur Sachpolitik. „Doskozil hat die Aufgabe, jetzt rasch klarzustellen, wofür die SPÖ steht. Zuletzt standen die Sozialdemokraten ja nur für Streit, Chaos und eine destruktive Fundamentalopposition, wie sie sonst nur die FPÖ betreibt“, wird NEOS-Generalsekretär Douglas Hoyos in einer Aussendung zitiert.
Die ÖVP wittert eine „tiefgespaltene Partei“. Was das für die SPÖ heißt, sei „ihre Angelegenheit“, teilt ÖVP-Generalsekretär Christian Stocker mit. Und weiter: „Für Österreich und die politische Arbeit in unserem Land bedeutet das: von den schmutzigen Methoden der SPÖ hatten wir schon genug und Heckenschützen-Mentalität brauchen wir auch nicht. Doskozil hat bisher gezeigt, dass er Spaltung kann.“
Kern löscht Tweet
Ex-Bundeskanzler Christian Kern gratulierte Doskozil zum Sieg. Er twitterte gar, dass nun die Zeit gekommen sei, „gemeinsam den Kampf um unser Land aufzunehmen“. Kurze Zeit später löschte er aber seinen Beitrag - in dem er sich auch für Bablers Kampagne bedankte, die der „SPÖ gut getan“ hätte.
Die Ex-Grünen-Politikerin Birgit Hebein spricht dagegen von einer „vertanen Chance“. Sie schreibt auf Twitter: „Eine Hoffnung weniger, weit über die Sozialdemokratie hinaus.“
Doch innerhalb der Partei scheint die Marschrichtung klar. Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser versicherte Doskozil seine Loyalität und Unterstützung: Es müsse nun „sofort darum gehen, die SPÖ zu einem breiten Powerteam“ aufzustellen.
Folgt Babler auf Deutsch?
Geklärt werden müssen nun noch weitere personelle Fragen, hat doch Christian Deutsch seinen Job als Bundesgeschäftsführer zurückgelegt. Die Nachfolge dürfte Anfang kommender Woche geklärt werden. Hier wird vor allem ein Name immer wieder gefordert: Andreas Babler.
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